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Wismayr 129
und können wir sein Wirken daselbst,
das sich über ein halbes Jahrhundert
erstreckte, kurz fassen. 4807 wurde er
zum ordentlichen Mitglied der Akademie,
i808 zum Oberschulrath befördert, 18i,l
aber, da sein Studienplan für die bayri-
schen Gymnasien wegen zu geringer Be-
rücksichtigung des Griechischen auf Wider-
stand stieß, in die Kirchenfection versetzt
und 1816 zum Oberkirchenrath ernannt.
Von 4843 stand er, als ständiges Mit-
glied der Akademie, der Commission zur
Organisirung des Kalenderwesens über
30 Jahre vor. Seine schriftstellerische
Thätigkeit in dieser Zeit beschränkt sich,
seine Theilnahme als Mitarbeiter an
Zeitschriften, wie an der „Allgemeinen
Justiz- und Polizeifama", am „Kunst»
und Gewerbeblatte des polytechnischen
Vereines", an „Aurora", „Eos", „Hes-
perus", „Flora" u. a. abgerechnet, nur
noch auf wenige Schriften: „PmiilMn
Italiens, enthaltend Biographien der ausgepich-
netsten Italiener, nebtt deren Nilknissen, hiötn-
risch-KritiLch bearbeitet", l. bis 3. Abthei»
lung (Salzburg 18«3 —1818, Mayr,
gr. 40.). Wie aus dem Verlagsorte zu
entnehmen, hatte er den Plan zu diesem
Werke noch während seines Wirkens in
Salzburg gefaßt, und das vollständige
Manuscript befand sich in Zaunrieth's
Händen; dasselbe ging aber bei dem
großen Brande, der <8l8 einen Theil
Salzburgs einäscherte, mit zu Grunde,
und so erschienen von den 12 Heften, auf
welche das Ganze berechnet war, nur die
drei, welche die Biographien Dante's,
Petrarca's und Boccaccio's behan-
deln. Doch sie genügten, um dem Ver>
fasser den Namen des „Deutschen Plutarch ^
der Italiener" zu erwerben und seine'
Aufnahme in die gelehrten Gesellschaften
zu Jena, Erfurt, Arezzo und Padua zu
veranlassen. Sein Werk, nachdem es ver-
v. Würz bach, biogr. Lerikon. I^Vll. sGedr. brannt, noch einmal zu beginnen, dazu
fehlten ihm Muth und Lust. Dann gab
er noch heraus: „Frugen nnd Nnwurten mit
Gründen nnd Oegrngrnndrn" (Freising 1837)',
— „Vesetrüchtr" (ebd. 1837) und „Ge-
zchichtliche Merkmirdigkriten" (ebd. 1837).
Auch schrieb er noch für Freunde und
Freundlichgesinnte seine „SelbstbiugrüM",
welche gleichfalls in Freysing ein Jahr
vor seinem Tode erschien. Wismayr
erreichte ein Alter von über 90 Jahren.
Er nimmt unter jenen Männern, welche
zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts
der Metropole der salzburgischen Erz-
bischöfe einen vorübergehenden Glanz
verliehen, und unter denen wir Graser
M . V, S. 310, in den Quellens Lo-
renz Hübner Md. IX, S. 397^, Franz
Mich. Viert Haler Md. I., S. 276),
Baron Mol l Md. XIX, S. 2^, Mie°
lich hofer Md. XVIII, S.234^, 5koch-
Sternfeld Md. XII, S. 193^, Klei-
mayrn Md. XII, S. 38 j^ ausdrücklich
nennen, eine hervorragende Stelle ein.
Als Pädagog säuberte er die erzbischof»
liche Erziehungsanstalt Rupertinum von
einer Reihe von Nebelständen, nach deren
Entfernung erst die Bezeichnung einer
„Erziehungsanstalt" gerechtfertigt war;
er mit noch einigen gleichgesinnten Män-
nern arbeitete die neue Disciplinarord«
nung aus, welche für die Zeitung dieses
Institutes in der Folge maßgebend blieb.
Als Forscher in der deutschen Sprache
aber nimmt er in der Geschichte der Me»
thodik des Sprachunterrichtes eine ehren-
volle Stelle ein, und finden wir ihn über»
Haupt in den zahlreichen Schriften, welche
Salzburgs Geschichte behandeln, unter
den besten und thätigsten Männern des
Erzbisthums genannt.
Wagner (H. F.). Der Pädagoge Joseph
Wismllyr in Salzburg. Ein Beitrag zur Ge»
schichte des deutschen Sprachstudiums in
3«. Oct, j888.) 9
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon