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Mitt (Wrring) 447 Mitt (Pörring)
ster, aus München nach Baireuth ab.
sandte, um ihn zu vernehmen. Nach län-
gerer Haft daselbst wurde er nach Berlin
abgeführt, von dort an Dänemark aus-
geliefert und nach der Festung Friedriche
ort gebracht, wo er bis 1827 blieb. Seine
weiteren Schicksale spielen fich glatter ab
und bieten auch bei weitem nicht das
Inierefse, welches er in seinen jungen
Jahren als Verschwörer, der noch dazu
seine Schicksale mit allem Aufputz eines
romanhaften Abenteuerers auszustatten
verstand, zu erwecken wußte. Seiner Haft
entlassen, begab er sich zunächst nach
Braunschweig, wo er sich wegen des
Druckes seiner Schriften, die doch stark
angefochten wurden, einige Zeit aufhielt.
Seine darin ausgesprochenen Bchaup
tungen, in die politischen Logen in
Frankreich, in die Geheimnisse der Carbo-
nari und in die politischen Verbindungen
in Deutschland eingeweiht zu sein, bieten
nirgends authentische belege. Er erzählt
allerlei, aber mit maßlosen Nebertreibun
gen, ohne für die wichtigsten Angaben
Beweise-beizubringen, und oft wird man
versucht, ihn als Getäuschten zu bemit-
leiden oder als Täuschenden zu ver«
wünschen. Ueberall erscheint er, selbst auf
Kosten seiner Freunde, als ein unschul»
diges Opfer politischer Verblendung,
wozu er sich bei seiner Sucht nach Ne»
nommage und Abenteuer ganz besonders
eignete. So wurden denn seine Mitthei-
lungen ganz entschieden widerlegt in
einem kritischen Aufsatze von Schmid
in der Zeitschrift „Hermes" M . XXX,
4. Heft, 1828^ und in einer anonymen
Schrift: „Deutsche Iugeno in weiland
Burschenschaften und Turngemeinden.
Materialien zu dem verheißenen ersten
Theile der Fragmente aus dem Leben
des Abenteuerers Ferdinand Iohann
W i t, genannt von D 5 r r i ng. Mit Be- zugnahme auf des Herrn Majors von
Lindenfeld freisinnige Bemerkungen
über den zweiten Theil dieser Frag'
mente" (Magdeburg 1828, 8".), als
deren Verfasser der damals in Magdeburg
verhaftete Robert Nessel Höft genannt
wird. Aber auch in Braunschweig konnte
Wi t t nicht lange bleiben. Auf Betrei«
bung des Ministers Schuckmann in
Berlin, den er durch die Beschuldigungen
der früheren Freunde desselben, beson-
ders auch des damaligen Professors
Cousin, bloßgestellt hatte, mußte er die
Stadt verlassen. Seitdem irrte er wieder
in Deutschland umher. Nirgends duldete
man ihn, überall wurde er als gefahrlich
von den Regierungen verfolgt, als Ver-
räther von der öffentlichen Meinung ver<
achtet und verleugnet, bis ihm in Weimar
ein Aufenthalt von einigen Monaten
gestattet ward. Hier setzte er seine
„Fragmente" fort, schrieb über die Diffe-
renzen des Herzogs Karl von Braun»
schweig mit der hannoverschen Regierung,
wobei er sich aber der Aufgabe, staats-
rechtliche Fragen zu behandeln, nichts
weniger als gewachsen zeigte. Dagegen
bot sich ihm hier eine Gelegenheit, den
abenteuerlichen Roman seiner Jugend
durch die Verheiratung mit der wohl-
habenden Tochter des dortigen Geheim-
rathes von Gössel abzuschließen. Er
führte die reiche Erbin am 2. Februar
1829 als Frau heim und kaufte das Gut
Urbanowitz in Oberschlesien, und der
frühere Intimus der Freimaurer, Carbo-
nari und aller heimlichen Verschwörer
wurde nun eines der thätigsten Mit-
glieder der ultramontanen Partei, ohne
jedoch mehr eine eigentlich politische
Rolle zu spielen. Die Mittheilung, daß
er 1843 zum Katholicismus übergetreten
i sei, wurde widerrufen. Sein Besuch der
! landwirthschaftlichen Ausstellung Zu Kiel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon