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Wittmann, Johann Wittmann, Johann
Stifte, welches die Kirchenmusik sorg»
faltig pflegte, fand er an dem Organisten
Stanislaus Reidinger einen tüchtigen
Musicus, bei dem er, da derselbe ein
fester Cantrapunctift war, seine Composl-
tionsstudien fortsetzte. Auch lernte er da-
selbst den berühmten Salzburger Capell-
meister Micbael Haydn kennen, der mit
dem Wiener Hofcapellmeister S ü ß-
m a y e r öfter auf Besuch nach Lambach
kam, und Beide unterließen es nicht, den
begabten Wit tmann in feinen musica-
lischen Arbeiten zu fördern und zu ermun-
tern. Im Mai 1797 erhielt er endlich die
Schullehrerstelle in Lambach. Daselbst
fand er auch an dem als Kupferstecher
und Musikfreund rühmlichst bekannten
V. Peter Colomann Fellner sBd. IV,
S. l7i^, der damals Chordirector im
Stifte war, einen wohlwollenden Gön»
ner, der ihn insbesondere durch Bei»
sckajfung guter Musicalien förderte, von
denen sich Wirt mann genaue Ab«
sckriften nahm, und aus denen er
sich
mit
dem Geiste der Compositionen vertraut
machte. Von Fellner angeregt, unter»
zog er sich auch der Composition einer
Operette, betitelt: ,,Nrr gebesserte Hans",
zu welcher der beliebte Dialektdichter
I>. Maurus Lindemayer M . XV.
S. 29^ den Text gedichtet, und welche
auf dem Stiftstheater in Gegenwart an-
gesehener Gäste öfter und stets mit großem
Erfolg gespielt wurde. Nun ward Witt«
mann von Eellner aufgemuntert, sich
in der Kirchencomposition zu versuchen,
und er schrieb die erste Messe in Z^ welche
sich, nachdem Michael Haydn sie gehört,
auch des vollen Beifalls dieses Kenners
erfreute. Die Bemerkung dieses ausge
zeichneten Kirchencomponisten: „daß
Kirchenmusik Gebet sein müsse" war es,
welche er sich bei seinen ferneren Compo-
sitionen stets vorhielt, und welcber er die heilige Weihe verdankt, die aus seinen
Kirchenstücken athmet, deren er in der
Folge mehrere geschrieben. i823 trat
er mit dem Religionsprofeffor und
Chorregens des Kremsmünster Stiftes
David Lands mann in einen fleißigen
Briefwechsel, welcher die Bearbeitung
von Kirchengesangsweisen zur dritten
Auflage des Gymnasial - Gesangbuches
(1823) und die Drucklegung oder den
Notenstich der Melodien betraf. Er nahm
sich der Sache mit allem Ernste an, ent»
wickelte große Thätigkeit in Beischaffung
der Melodien, componirte deren viele
selbst, nahm wieder andere aus bereits
gedruckten Liederbüchern auf, indem er
sie den Umständen entsprechend abänderte,
und richtete a.lle diese Melodien auf die ge-
wöhnlichen vier Singstimmen mit bloßer
Orgelbögleitung ein. Auch , verdanken
wir ihm authentische Mittheilungen über
Michael Haydn. Der Pater Günther
Kronecker M . XII I , S. 234^ im
Benedictinerstifte Kremsmünster wen-
dete sich nämlich 4840 an Wirt mann
in Lambach, ihm von Michael Haydn,
der oft dahin kam und mit ihm befreun»
det gewesen, aus dessen Leben alles
in Erinnerung. Behaltene aufzuzeichnen.
Wittmann kam diesem Wunsche nach
und schickte im Juni 1840 seine mehrere
Blätter umfassenden Aufzeichnungen über
Haydn, welche wohl noch im genannten
Stifte aufbewahrt sein dürften. Außer
verschiedenen Liedern zu Singspielen
schrieb W i t t m ann noch folgende
Kirchenstücke: „MssK /«'?z H^, 2 oorni,
, Violino I e i l .
, 4 Singstimmen; — „
?« 0^, 2 Oorni, 2 Oboi, Violino I
6 I I , 0rF3.nc>) Violonk, 4 Singstimmen;
— „M'ssK / / / W F«, 2 Oorni, 2 0doi,
Violino I 6 I I , Viola, 4 Singstimmen,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon