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Wittwcr 180 Mitzthumd
feine Arbeiten selbst bei Kennern Beach-
tung finden. Sein Vater war Vogel-
Händler und beschäftigte sich besonders
mit Zucht und Pflege von Kanarien-
vögeln, mit denen im Oberinnthal und
namentlich in Imst ehemals schwung-
hafter Handel getrieben wurde. Johann
Georgs Rufname war „Mieß", warum
er so genannt, finden wir nirgends
angedeutet. Er brachte einige Zeit bei
einem ganz untergeordneten Maler zu,
wie sie in Tirol, wo Einrichtungsstücke,
Marterln u. d. m. bemalt werden, oft vor-
kommen. Dann ging er nach Nieder-
bayern und arbeitete einige Zeit in Strau-
bing. Heimgekehrt, bildete er sich selbst
im Oel- und Frescomalen weiter, eignete
sich, wie Kenner berichten, eine gute
Farbenpraktik an und würde gewiß ganz
Vorzügliches geleistet haben, wenn er
nicht, um seinen alten und mittellosen
Vater zu unterstützen, gezwungen gewesen
wäre, in seiner Heimat zu bleiben, wo er
meist Gegenstände untergeordneter Gat-
tung zu malen bekam. Auch konnte er
erst nach dem Tode seiner Eltern sich ver-
ehelichen. Von seinen Arbeiten kennt man
in seinem Geburtsorte Imst ein Fresco»
bild in der Strelischen Capelle daselbst;
— dann in der Pfarrkirche zu Lermoos
zwei Altarblätter: „Nie l,. Ulltheriim" und
^Der h. WaiZinü"' — ferner in der Kirche
zu Zams eine „schmerzhafte Nluttrr Gottes"
und im Kloster zu Viecht das Kirchenchor,
welches aber am wenigsten gelungen ist.
Meusel in seinen „Neuen Miscellen",
wo er ihn übrigens ganz irrig Wibber
nennt M . I I , S. 23l^, weiß nicht
genug Rühmliches über ihn zu berichten.
Die meisten Verstöße in Wittwer's
Bildern sind anatomischer Natur, da er
bei seinem Selbstunterricht nicht hin«
reichend gründliche Zeichenstudien gemacht
hatte. Der sehr geschickte Maler und Kupferstecher Joseph Anton Kapel ler
j M . X, S. 448^j war W i t t w e r ' s
Schüler.
Staf f lc r (Johann Jacob). Das deutsche
Tirol und Vorarlberg topographisch mit
geschichtlichen Bemerkungen in zwei Bänden
(Innsbruck 1847, Fel. Rauch 8".) Bd. I,
S. 266. — Tschischka (Franz). Kunst und
Alterthum im österreichischen Kaiserstaate geo«
graphisch dargestellt (Wien l836. Fr. Beck.
gr> 3".) S. l52 unter Imst und Lermoos
S. 1ö3 unter Zams, S. 408.
Anklingend an den Namen Wi t twer ist der
des Bildhauers Michael Wi t twar , der.
gleichfalls aus Tirol gebürtig, an der k. k,
Akademie der bildenden Künste in Wien
arbeitete und 1799 den ersten Preis in der
Bildbauerclasse erlangte. Ueber seine weitere
Thätigkeit fehlen alle Nachrichten.
Wtzthumb, Ignaz (Tonkünstler,
geb. zu Baden bei Wien am 2i). Juni
4723, gest. in Brüssel 1814). Er ve»
ließ in jungen Jahren seine Heimat und
kam nach Brüssel, wo er in der Capelle
der Erzherzogin und Statthalterin der
Niederlande, M a r i a E l i s a b e t h ,
Tochter Kaiser Leopolds I. aus dessen
dritter Ehe mit Eleonore Mag da-
lena von Pfalz»Neuburg, Chorknabe
wurde. Seine wissenschaftliche Ausbil«
düng aber erhielt er uon den Jesuiten.
I n der Folge trat er in Militärdienste,
1748, damals 23 Jahre alt, wurde er
als Violinist in der Capelle des Erz-
Herzogs Kar l von Lothringen angestellt.
Allmälig stieg er zum Orchesterdirector
am Theater in Brüssel und 1786 zum
Dirigenten der dortigen Hofcapelle empor.
Die Revolution, die in allen Verhalt'
nifsen aufräumte, brachte auch ihn als
Oesterreich er um seine Stelle, und er
lebte bis an seinen im hohen Alter von
91 Jahren erfolgten Tod in kümmer,
lichen Verhältnissen. Witzthumb war
nicht bloß Virtuos auf seinem Instru»
mente, der Violine, und als solcher in.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon