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Wocel Mgcel
iNön erwecken und ganz beson-
ders bei jenen Auserwählten, welche sich
berufen fühlten, die Sache ihres, Volkes
in Wort und Schrift, in Lied und For-
schung zu vertreten. Und einer von diesen
war Wocel, der alsbald gewahr wurde,
wie in deutschen und magyarischen Blät-
tern gegen dieses Vorbringen der Slaven
Front gemacht und Ansprüche zurück-
gewiesen wurden, welche zu erheben sich
diese für berechtigt hielten. Nun betrat
auch er das Kampffeld und polemisirte
gegen die Widersacher des Slaventhums.
in einer Reihe von Artikeln, welche wir
in den Jahren i839, 184^, l843, l846
in der Augsburger „Allgemeinen Zei-
tung" finden, und von denen wir „Die
Wesislaven und die böhmische Literatur"
— „Aufklärungen über die Czechomanie"
— „Die Slaven und ihr Verhältniß zu
Deutschland" — ,.,Die Entnationalisi»
rung der Slaven" — „DieOechophobie"
ausdrücklich nennen. jMme bibliogra-
phische Uebersicht der Schriften Wocel's
folgt Als indessen auch seine
materiellen Verhältnisse so günstig sich
gestaltet hatten, daß er sorgenfrei gestellt
war, nahm er 1842 in Prag seinen blei-
benden Wohnsitz, um sich daselbst ganz
der literarischen Thätigkeit zu widmen.
I n den schriftstellerischen Kreisen der
Moldaustadt fand er sofort die freund-
lichste Aufnahme, und insbesondere waren
Oafarik und Palacky beflissen, ihm
die Bahnen zu weisen, auf welchen er in
seiner literarischen Thätigkeit vorwärts zu
schreiten hatte, und er folgte umso wil»
liger diesen Rathschlägen, als sie von
Männern ausgingen, deren Ruhm da°
mals — in einer Zeit, in welcher alles
Schaffen unter dem Knebel der Censur
lahm gelegt war — so ziemlich alle lite»
rarischen Kreise erfüllte. Im Jahre i842
übernahm er, nachdem 8afai-ik die ! Redaction der Zeitschrift des böhmischen
^ Museums ^HZopi« 6ss)!6li<) Uassum)
! niedergelegt, dieselbe und steigerte die
! Bedeutung des Blattes. Auch half er
! safar ik durch drei Jahre in Besorgung
^ des Cmsurgeschäftes, lehnte aber, nach°
! dem dieser das wenig ansprechende Amt
! des Gedankentödters aufgegeben, die
Uebernahme desselben ab. l843 trat
er mit dem zweiten größeren epischen
Werke „Schwert und Kelch" ftleö ^
kaliok) auf, in welchem er in einer Reihe
geschichtlicher Gesänge die wichtigsten
^ Begebenheiten der böhmischen Geschichte
des l4. und l». Jahrhunderts besingt.
Und dann noch ein drittes Mal, im Jahre
H846, trat er als epischer Sänger auf,
mit dem Gedichte „Das Labyrinth des
Ruhmes" (I^d/eint släv^). I n allen
diesen Dichtungen verherrlicht er mit
mehr oder weniger Glück den Ruhm
seines Vaterlandes. Ein Geist der Frei»
heit weht durch alle Dichtungen, den
freilich die Striche der vormärzlichen
Censur nach allen Richtungen durch,
kreuzten. Doch blieb immer noch genug
übrig, um dem Sänger auf dem öechi»
schen Parnaß eine ehrenvolle Stelle zu
sichern und seinen Namen unter die Ko,
ryphäen seines Volkes einzureihen. Im
Jahre j843 wurde er correspondirendes
Mitglied der k. böhmischen Gesellschaft
der Wissenschaften und Secretär des
archäologischen Musealvereines. Von
Palacky und dem Förderer Wissenschaft»
licher Bestrebungen, Johann Ritter von
Neuberg, angeregt, schrieb er jetzt seine
„Grundzüge der böhmischen Alterthums-
kunde", welche i843 durch den Druck
veröffentlicht wurden. Nun, es war der
erste Versuch dieser Art, den er auf dem
vor ihm kaum gepflegten Gebiete unter»
nommen, und wenn er später selbst
manche Irrthümer und Gebrechen seiner
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon