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Macel Wocei
Kreisen zu wecken. Und dies that er
ebensowohl durch seine Vorträge, wie
durch seine schriftstellerischen Arbeiten,
welche er im „öas^is öoLkälio mu
sONN", wie in den Denkwürdigkeiten
der Alterthumskunde (I?amätlc/ Hroli
loFiekö) veröffentlichte. Die Wissenschaft
lichen Ergebnisse seiner Forschungen abe
faßte er in dem Werke „?i-liv6k ^6in<
«68k«", d. i. Die Urzeit des öechen-
landes, zusammen, wovon zwei Theile
mit zahlreichen Abbildungen im Holz
schnitt und mit Tafeln in den Iahrer
i866 und 1868 erschienen. Diese uw
gemein verdienstliche Arbeit wurde sowoh
von der Kritik der Heimat, als der
Fremde sehr günstig aufgenommen und
war innerhalb eines Jahres vergriffen, und
die St. Petersburger Universität schickte
ihm in Anerkennung seiner Verdienste
das Diplom eims Doctors der slavischen
Philologie. I n dieser Thätigkeit ver
harrte Wocel bis an seinen im Alter
von 68 Jahren erfolgten Tod. Wie
aus vorstehender Skizze erhellt, war er
auf verschiedenen Gebieten der Literatur,
auf jenem der Dichtung, der Politik, der
Rechtswissenschaft, der Erziehungs» und
Alterthumskunde, in erfolgreichster Weise
thätig. Im Anbeginn huldigte er der
deutschen Muse, als er aber sah, daß er
mit den Zeitgenossen Grün, Lenau,
Leitner, Seidl nicht auf gleicke Höhe
sich zu schwingen vermochte, und daß das
eigenartige Gebiet der mathematischen
und physicalischen Novelle nicht über den
Versuch hinaus zur Geltung gelangte,
kehrte er dem Deutschthum den Rücken
und wurde öechischer Poet. Aber auch
als solcher erreichte er nur einen Achtungs-
erfolg, und zwar vornehmlich dadurch,
daß er die eben damals im Aufschwung
begriffene nationale Richtung im Gesänge
verherrlichte. Wo er aber als Bahnbrecher erscheint und ihm ungeschmälert die
Palme gebührt, ist das Gebiet der öechj.
schen Alterthumskunde, auf welchem er
eben der Erste eine ebenso große wie
erfolgreiche Thätigkeit entfaltete und der
Erste die Bahn wies, auf der im neu-
erschlossenen Felde vorzuschreiten sei.
Wocel ist der Vater der öechischen
Archäologie, und wenn ihn ein und
der andere Schüler bereits überholt hat,
so nimmt dies nichts seinem Ruhme, der
Geschichte seiner Nation in Aufschließung
ihrer Kunstdenkmale eine neue und wich»
tige Quelle eröffnet zu haben. Es fehlte
auch nicht an mannigfacher Anerkennung,
die dem Gelehrten von einheimischen und
ausländischen wissenschaftlichen Gesell-
schuften und Vereinen durch Aufnahme
in den Schoos ihrer Mitglieder erwiesen
wurde. Wir lassen nun eine möglichst
vollständige Uebersicht der theils selbst,
ständig erschienenen, theils in gelehrten
Sammelwerken abgedruckten Arbeiten
Wocel's folgen.
I. Uebersicht der literarischen und Wissenschaft-
lichen Arbeiten Wocel's. ä.. I n deutscher
Sprache, a) Selbständige. „Grundzüge
der böhmischen Atterthumökunde" (Prag
t845); — „Die Kirche deS ehemaligen Bister»
cienser'Nonnenklosters Vorta. eaoli zu Ti5«
novic". Mit 4 Tafeln und 28 Holzschnitten
(Wien 1839, 4".). — „Die Wandgemälde
der St. Georgs »Legende in der Burg zu
Neuhaus. Mit 4 chromolith. Tafeln (Wien
l86i), 4".). — „Die Baudenkmale zu Mühl»
hausen (Milevsko) in Böhmen". Mit t Tafel
und l5 HolZscha. (Nien l86:t, 4".). — „Die
Echtheit der Königinhofer Handschrift. Ein
auf Grundlage des von Ios. und Hermene»
gild I ireüek über diesen Gegenstand ver-
öffentlichten Werkes... gehaltener Vortrag"
(Prag i86H. 8"). — „Ueber den Zug der
Kelten nach Italien und zum herzynischen
Walde" (Prag 4863); — ..Die Bedeutung
der Stein« und Bronzealterthümer für die
Urgeschichte der Slauen" (Prag !870, 4".).
— „Welisl l lw's Bilderbibel aus dem
lij. Jahrhunderte" (Prag 187t. gr. 4",).
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon