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Wölfl 's aus dem Piano war eine ganz-
ungewöhnliche, und damit verband er
eine nmficalische Begabung auĂźerordent-
licher Art. Er war ein ZeitgenoĂź Beet-
hoven's und im Pianospiele dessen
Rival. Beethoven's Spiel war sehr
brillant, doch weniger delicat und schlug
zuweilen in das Undeutliche ĂĽber. Seine
Hauptstärke besaß dieser Tondichter im
freien Phantasiren, und darin leistete er
wirklich GroĂźartiges, denn jedes ihm
gegebene Thema verstand er mit Leichtig-
keit und Sicherheit in der Ideenfolge zu
variiren, ohne den leitenden Gedanken
des Tonstückes zu verlieren. W ö l f l
aber war ihm darin ĂĽberlegen, daĂź er
mit grĂĽndlich musicalischer Gelehrsamkeit
und wahrer WĂĽrde in einer Composition
Sätze, deren Ausführung geradezu un-
möglich schien, mit Grazie und Deutlich»
keit vortrug. Auch war sein Vortrag
überall klar, im Adagio gefällig und ein«
schmeichelnd, so daß, während man ihn
bewundern muĂźte, das WohlgefĂĽhl des
Genusses auch nicht im Geringsten beein»
trächtigt wurde. I n Frankreich, wo es
fremden KĂĽnstlern immer sehr schwer ge-
macht wird, eroberte sich Wöl f l bald
sein Publicum. Die Franzosen erblickten
in dem Pianisten, dessen Namen sie in
unbewußter Ahnung der Größe des
KĂĽnstlers in Wo lf wandelten, ein halbes
Wunder und hielten ihn, in ihrer Weise
sich auszudrücken für einen äss komme»
168 plus ötonnll.nt8 äe 1'Vurc>p6 8ur l<2
piano. FĂĽr die Richtigkeit der Angabe,
daß Wöl f l Musiklehrer der Kaiserin
Joseph ine gewesen und diese nach ihrer
Scheidung von Kaiser Napole on in die
Schweiz begleitet habe, können wir keine
Beweise beibringen, wenngleich wir die
Sache für sehr möglich halten.
Uebersicht der im Stich erschienenen Eomposi-
tionen für Kammermusik van Wölft. „2 8o> ua.tS3 pour ls olkvsoin" 0p. 1 (Offen«
dach 1795). — 3 8au»,tti5 pour Is olavsolu
kvtz« violon" 0p. 2 (Wien 1790, Mollo).
— „3 8ouat63 pour )o olavscin" 0p. 3
(ebd. 1797). — „." MHi-rstti a 2 vial.,
^ . s V." 0p. 4 (Wien bei Kozeluch. Offen-
bach bci Andrs 1798). — „8 Lon».t68 pour
Is clavsoni li.voo violon et L." 0p. 3
(Augsburg 179ö). — „3 Lont».ts8 pour 1s
olllvsoin" in ^1.'.-, >^ und ^4, 0p. 6 (ebd.
1798; Herrn Ludwig von Beethoven dedi«
cirt). — „li sonatSii ^oui' 16 ciav^oin"
0i). 7 (Wien 1799. Eder). — „!! LonatoL
pour Io e1«,v6oin 2.V6C violon" O^,. «
(Augsburg 18U0). -- „ö sonatsL aveo üüw"
0ii. 9 (Leipzig). — „6 quartetti a 2 vioUni,
^V. e ĂĽ." 0i>. 10, I.iv. 1 st 2 (ebd. 18U0^
Breitkopf). — „!i «auat«« V<^ur 16 c^vsoin,
l^veo ĂĽĂĽto" 0x. 11 (ebd. 1800, Breitkopf).
— „An.i'c1i(i 6t I-0NÄ6KU livfte Ü.", in D,
0g. 1!i (ebd.). — «» LonatSL xour 1o ela-
vsein ».ve« violon oomi»0L«6» äur d«3 iä.66L
1»rilze5 äo „l^o. er^ution," clc Knz'än" Ox. 14
(ebd. 1801, Breitkopf). — „." »onntcs pour I«
olav6«w" 0p. 13 (Wien 1802). — „:l »on^toL
I) und 6', 0p. 1« (Paris). — „8ou,!U<3 pour
l6 o1l».vücin il, 4 MÄ,in8" <)p. 17 (Leipzig,
Kühnel). — „I'i'oinler eonooi't pour le cl»>>
veain", in 6, ()p. 20 (Paris). — „:i 8c>nK>
te« pour Ie elave.ein u 4 inaiu»" 0p. 22
(Leipzig). — „:t lzru,l>ä6 trio» pour Is ol».-
vocin, viol. «t vc>>", in I^, H.' und t?,
0p. 2!l (ebd.). — ,,8on3,te» pro^'i'OLLivs«
poui' 16 davooin <>t violon" 0p. 24. —
„<3i'»,Q<I N'io pour lu «luvLoill ut vc>."
0p. 2^. — „Ouoonä «c»i)0O!'t poui» lu «Ia-
veoin", in H). 0p. 25 (Paris und Leipzig).
— „8on«.t6 pom- lc pilmalort« ».voo
violon ou Üüts" 0p. 27 (Leipzig, Kühnel).
— „3 8onli.t68 pour lu «lavoolu" 0p. 28»
>— „0i'Hnclu »oirütc; pour 1o «iLvouin ot
violon" 0p. 29. — „ll liUNtnai'3 ä, 2 v.,
^ . et D.", in M, O und 2), 0p. llli
(Paris und Leipzig). — „<3ranä 6uo pour
Ie o1a,vk<:in et violon" 0p. I I . — «1'roi
äiöm<3 granc! eaneeN pour 1s piano-
toi'to", in F', 0p. 32 (ebd. 1807), ä«6i6
», s^. V. 0r»,moi'. — „3 3onat«L pour
16 piKuotorte" 0p. !N (edd. 1807). — „8in-
lonia«, in <7m, 0p. 40 (Leipzig. Breitkopf).
— ,,^on Pin» ultra.. Oranäs 8on«.ta pour
w piano5oi't6« 0p. 41 (Leipzig. Offenbach
und Wien). — ,,^s äiabie a q.uatrs,
Frauäo sanats", in /?, 0p. 50 (edd.). Außer
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon