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Wörndle von Adelsfried) Philipp 223 Wörndle von Adelsfried^ Philipp
in der Biographie des Madchens von
Spinges Erwähnung geschah. Unter dem
Rufe „Gott mit uns!" griff Wörndle
mit seinen Leuten den Feind an. Ein
mörderisches Feuer begann auf beiden
Seiten, aber da ging mitten im heftigsten
Gefechte den Tirolern die Munition ans.
Auch rückten 2000 Franzosen aus ihrem
verschanzten Lager bei Mühlbach heran
und erneuerten den Sturmangriff. Die
Tiroler hielten sich tapfer wie Löwen,
viele sanken erst, nachdem
sie eine Anzahl
Feinde um
sich herum zu Boden gestreckt
hatten. Der heftigste Kampf fand bei
dem Dorfe Spinges statt, dessen Friedhof
die Bauern vertheidigten. Alle Versuche
der Franzosen, denselben zu stürmen,»
scheiterten an dem Löwenmuth der Tiroler.
Da hieß es mit einem Male: „Der Com>
mandant ist gefallen!" und schon wich ein
Theil der nachrückenden Landstürmer
gegen das Valser Joch zurück. In
diesem vechängnißvollen Augenblick riß
Wörndle einem Bauern den Streit»
kolben aus der Hand, befahl dem Trom<
peter, zum Angriff zu blasen, und auf sein
Eommando: „Zuschlagen!" stürzte sich
Alles auf den Feind. Vergebens streckten
die Franzosen ihre Bajonnete zur Ab-
wehr den Stürmern entgegen. Ein
furchtbares Geheul der niedergeschlagenen
Franzosen trat an Stelle des Gekrachs
von Flinten und von Stutzen. Kaum
aber war der Feind zurückgeworfen und
die Wahlstatt von Spinges gesäubert,
als zwei neue feindliche Colonnen, eine
etwa 800, die andere gegen 1900 Mann
stark, nacheinander über den Bergrückn
von Aiche den Landstürmern in den
Rücken zu kommen suchten. Da feuerte
Wörndle seine Leute von Neuem zur
Ausdauer an, und beide Colonnen wur»
den zurückgeworfen und weit bis in die
Ebene verfolgt. Aber die Tiroler hatten
v. Nurzb ach, biogr. Lexikon. I.VII. lGed große Verluste erlitten. Die Rattenberger
Compagnie allein zählte 20 Todte und
darunter ihren Commandanten Anton
Reinisch M . XXV, S. 230), der
Senseler, d. i. Sensenschmied, genannt.
Dieser wegen seiner Stärke allgemein
bekannte Mann stürzte sich mit einer
selbst gefertigten zweischneidigen Sense
mitten unter die Feinde und mähte
43 Mann nieder, ehe er siel. Ein anderer
Held, Peter Heider, tödtete 9 Fran-
zosen, dann sank er, von Kugeln durch-
bohrt, todt nieder. Die Franzofen zogen
sich, über solch unerwarteten Empfang
erschreckt, alsbald durch das offen geblie»
bene Pusterthal gegen Kärnthen zurück.
Am 18. April kam der Waffenstillstand
von Leoben, am 17. October der Frieden
von Campoformio zu Stande, der dem
Feldzuge des Jahres 1797 ein Ende
machte. Nochmals, aber widerwillig übe»
nahm Wörndle 1809 die Intendantur
im Pufterthale. Nach seiner Ansicht
konnte der Landsturm nur im Vereine
mit kräftiger militärischer Unterstützung
erfolgreich wirken, sonst ging er einfach
zur Schlachtbank. Seine Versuche, An-
dreas Hofer zum Frieden zu stimmen,
scheiterten. Indessen war sein Schloß
Weierburg zweimal geplündert und seine
Meierhöfe niedergebrannt worden. Der
Krieg hatte aus dem wohlhabenden
Mann einen Armen gemacht. Es gelang
ihm später, eine kaiserliche Anstellung in
Linz zu erhalten, wo er jedoch schon
nach wenigen Jahren starb. Den Kampf
bei Spinges aber hat sein Enkel August
in einem Gemälde verherrlicht, welches
von dem Museum in Innsbruck erworben
und durch einen Holzschnitt in Pustet's
/Deutschem Hausschatz" vervielfältigt
wurde.
Staff ier (JohannJacob). Das deutsche Tirol
und Vorarlberg, topographisch mit gcschicht«
6. Iän. 1889.1 43
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon