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Wohlgemuth, Ludwig 24» Wohlgemuth. Ludwig
Brigade auf das recbte Ufer des Mincio
übergegangen, als er in der Richtung
von Gambolo Kanonendonner vernahm,
Nun hatte er den Befehl, mit seiner Bri
gade dem 1. von Wrat is law commaw
Hirten Armeecorps nach Garlasco nach
zunicken. Das heftige Geschützfeuer aber
ließ ihn vermuthen, daß die Unseren in
einen harten Kampf verwickelt seien. Er
dirigirte sonach einen Theil seiner Truppe
nach dieser Richtung. Eine Miglie von
St. Siro stieß er auf unsere Reserve
artillerie und den Train, der eben ein
D6sils passiren sollte, wo ein Umkehren
unmöglich war. Er suchte demnach rasch
über diesen Train hinauszukommen. Es
war aber auch die höchste Zeit, denn
schon stieß er auf den mit einem Streis
commando auf Vigevano entsendeten
Oberstlieutenant Schantz, der vor der
feindlichen Uebermacht weichen mußte,
und nun war auch unser Reservepark der
größten Gefahr ausgesetzt. Da machte
der General Halt, sammelte die vor
St. Siro zersprengte Mannschaft des
Streifcommandos, traf mit noch 3 Com-
pagnien die nöthigen Vertheidigungs»
maßregeln und rückte dann mit den noch
zur Verfügung gebliebenen 43 Com»
pagnien gegen die mit imposanter Macht
vordrängenden Piemontesen an. Viermal
griffen diese die Unseren an, und ebenso
oft wurde der Angriff mit dem Bajonnet
abgewiesen. Die Uebermacht des Geg-
ners, welche General Chrzanowski
commandirte, war eine so große, daß es
des ganzen Heldenmuthes unserer Truppe
bedürfte, um Stand zu halten. Da, im
entscheidenden Augenblicke, warf General
Wohlgemuth mit dem Reste der ihm
zu Gebote stehenden Truppe in einem
Bajonnetangriffe den Feind so entschieden
zurück, daß dieser sofort gegen Vigevano
sich zurückzog. Er würde den errungenen Vortheil zur weiteren Verfolgung deg
Gegners nnd zur Erstürmung Vigevanos
benützt haben, wenn nicht die eintretende
Dunkelheit es geboten hätte, den Kampf
zu endigen. Der Sieg der Unseren aber
war von entscheidender Folge, denn nicht
nur war unser Reservepark, der sonst
sicher in die Hände des Feindes gefallen
wäre, gerettet, sondern die Piemontesen
sahen auch ihre Absicht, sich zwischen dem
Ticino und unserer Armee festzusetzen,
was für den Ausgang des Feldzuges
von bedenklichen Folgen gewesen wäre,
dadurch vereitelt. Als dann der Sieg
von Novara am 23. März folgte, wurde
General Wohlgemuth vom Feld»
marschall Radetzky mit der Siegesnach»
richt nach Wien entsendet, und nun über-
nahm er sein Commando in Ungarn.
Am 11. April 1849 kam er in Neutra an.
Mit dem ihm zugewiesenen selbständigen
aus drei Brigaden bestehenden Corps
fiel ihm die Aufgabe zu, die Grenzlinie
zu sichern, was bei der Uebermacht des
Gegners im insurgirten Lande unmöglich
war und durch den Tag bei Nagy-SlU'lo,
19. April, auch seine Bestätigung erhielt.
Doch hatte er sich ungefährdet nach
Neutra zurückgezogen und die Waag be>
hauptet, wo er die Ruhmestage in der
Lombardie erneuern sollte. I n der zweiten
Periode des ungarischen Feldzuges erhielt
er das Commando des 4. Armeecorps
und eröffnete mit dem siegreichen Treffen
bei Pered am 21. Juni die Initiative
der nun folgenden glänzenden Tage
dieses unheilvollen Krieges. Denn nun
kamen die Einnahme von Raab ain
28. Juni und die beiden Schlachten bei
Komorn am 2. und 11. Juli, mit wel«
chen er sein kriegerisches Wirken beschloß.
Für die Tage von Goito und Pastrengo
wurde ihm im Capitel des Jahres 1848,
nachdem er bereits früher mit dem Com«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon