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Wolall omt Wolünski ((^e^ealogie) i) Thaddülls
Perträt. Holzschnitt im Collectiubilde öster»
reichischer Abgeordneter in der „Neuen illu«
starten Zeitung" (Wien. Zcnnarski. Folio)
VII I . Jahrg. (1880) Nr. 22.
Zur Genealogie der Familie Wslan von Wo-
laüski. Im P apr 0 cki und in N iesieczki's
Ergänzung, dein „llerdkrA iFnaoego Iv»,»
^>lc7 ^l i lO^'Lkiy^tt« (Hrakau l87ft)
suchen wir die Familie Wol an von Wo»
lanski vergebens. Ob sie im Niesieczki
vorkommt, können wir-nicht sagen, da uns
dies Buch nicht zur Hand ist. Auch die pol<
nischen Genealogen haben ihre heraldischen
Legenden, und eine recht poetische weisen die
Wolan 'Wo l ansei auf, welche ihren Ur<
sprung bis in die Mitte des zwölften Jahr«
Hunderts zurückführen, wonach sie mit den
ältesten Adelsfamilien des Kaiserstaates auf
ziemlich gleiclier Stafe stünden. Die Legende
fübrt die Adelserwerdung auf das Jahr ll64
zurück, in welchem ein Mi ros law Wo»
lanski von dem polnischen Könige Bo»
leslaw IV. dem Krauskopf (IvOäxioi-^vv)
den erblichen Adel erlangt hätte. Der roman<
tische Vorgang dieser Staatsaction ist aber
folgender.- Genannter Miros la w W o<
laüski war ein großer Held und erlitt den
Opfertod eines solchen, als er in einer Schlacht
gegen die heidnischen Preußen den Leichnam
seines gefallenen Heerführers Heinrich Fürsten
von Sandomir heldenmüthig kämvfend
durch die feindlichen Schaaren durchzubringen
versuchte und bei diesem Wagestück, uon einem
feindlichen Pfeile ins Herz getroffen, todt«
gestochen wurde, Was die Stammesfolge der
einzelnen Generationen betrifft, sa bieten uns
die vorhandenen Quellen nur die Möglich»
keit, auf fünf Genrraiionen bis in das erste
Viertel des achtzelmtm Jahrhunderts zurück«
zugehen und das Vorhandensein zweier
Linien, von denen dir jüngere in zwei Theile
zerfällt, nachzuweisen Die nebengenannten
Werke geben in höchst mangelhafter Weise
A u f sch l ü sse. ^ G e neal 0 g i s ch es Tas ch c n»
buch der Ritter« und Adelsgeschlechter
(Brunn. Buschak und Irrgang. :l2u,) <87l>,
S, 4««. — D a s s e l b e , IN. Jahrgang
<j«78), S. ?!»6. — Auch das „Gotkaische
genealogische Taschenbuch der gräf>
lichen Häuser" für l889 — wahr«
scheinlich wurde die Familie mittlerweile ge»
graft — enthält einen — den ersten genw'
logischen Artikel über diese Famile. doch ist
uns derselbe noch n.cht zu Gesicht gekommen.) Wappen. In Vlau auf silberner Schüssel ein
von einem Pfeile durchbohrtes Herz. Auf dem
Schilde ruht ein Turnierhelm, aus dessen
Krone fünf Straußfedern emporwallen. Pa<
procki, nach welchem dieses Wappen zum
Wapv engeschlechte der Przyjaciel gehört,
erzählt die Geschichte vom Tode des Heinrich
Sandomir , bezeichnet aber den Retter
anonym als „Unus äs kumulis Uonrioi".
Noch sind erwähnenswerth: i. Ein Franz
Wo lanski veröffentlichte von l822 ab im
„voälUolc« (d. i. Beilage) der polnischen
Lemderger Zeitung, eine Folge die Geschichte
Polens betreffender Urkunden, alte galizische
Diplome. Nttenstücke u. d. m., welche er in
den einzelnen öemberger Archiven aufsuchte
und abschrieb, wodurch er eine Art Diplo»
matar zusammengestellt und in demselben
manches werthuolle Actenstück der Vergessen«
heit oder wohl gar Vernichtung entzogen hat,
— 2. Wieder ein Franz Nolansk i gab
i8Nl zwei Broschüren „lvilka ^Visl-s^^
d. i. Etliche Gedichte (Lemberg. Winiarz).
die eine davon zum Besten des Lemberger
Waisenhauses, und 1867 im nämlichen Ver<
läge ein Wuthbüchlein: „«Icä^n/ i nie?.».-
suis", d. i. Das einzige und zuverlässig
schützende Mittel gegen die Wuth (8".). her»
aus. Ob dieser Franz Wolanski mit
obigem Ilrkundensammler identisch ist und
der Eine oder der Andere nur der Adels»
familie Wolan von Wolanski in ver<
wandtschaftlicher Beziehung steht, wissen wir
nicht. — Uebrigens weist die polnische Ge»
schichte und Literaturgcschichte einen An-
dreas Wolan und einen Thaddäus
Wo lanski auf. welche Veide sehr denk»
würdig sind. Andreas Wolan (geb. I5:',l>.
gest. t>. Jänner <6<u) war ein berühmter
Politiker und eifriger Caluinist, der wieder»
holt zu gesandtschaftlichen Missionen nach
Oesterreich verwendet wurde. Seln Leben ist
ausführlich beschrieben in M. Ba l inst i's
historischen Schriften (I'isma. Iiiätoi^esno,
Bd. I I I , S i—136). — Thaddäus Wo«
lanski ist aber ein Archäolog und Münzen»
>» sammler unserer Tage. der mehrere archäo«
logische Werke über alte Münzen und heid>
nische Alterthümer in deutscher und polnischer
Sprache herausgegeben hat, dem man jedoch
zum Vorwurf macht, daß er sich manchmal
von seiner Einbildungskraft zu etwas phan»
tastischen Ansichten hinreißen lasse.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon