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Wolf, Johannes 293 Wolf, Johannes
Georg Subi6, zur Zeit Maler in Paris,
dessen Arbeiten im Landesmuseum Nu-
dolsinum aufbewahrt werden. Aber auch
nacb anderer Seite entfaltete er eine
ebenso nachhaltige als verdienstvolle
Thätigkeit, da er den in Kram völlig ver-
wahrlosten Kunstsinn zu heben suchte
und wirklich mit Aufopferung darauf
hinarbeitete. Wenn zur Zeit in den
Kirchen Krains ein besseres künstlerisches
Streben sich bemerkbar macht, so ist dies
vornehmlich und in erster Linie Wolf 's
Verdienst, denn was bis dahin in den
Kirchen dieses Landes an Bildern zu
sehen war und zum Theile noch zu sehen
ist, entzieht sich seiner Geschmacklosigkeit
und erbärmlichen Technik wegen jeder
Beschreibung. Wolf 's nächste Bemühun-
gen gingen vor Allem dahin — und dies
war der einzige Weg, der zu einem guten
Ziele führen konnte — die Bevölkerung
Krains, vor Allem aber den in solchen
Dingen doch den Ausschlag gebenden
Clerus mit den Meisterwerken eines
S ch norr von C a r o l s fe ld, Führ ich,
Steinte, Overbeck, Ary Scheffer
und Anderer bekannt zu machen und so
den Geschmack für kirchliche Malerei zu
bilden, was ihm auch im großen Ganzen
gelungen ist. Die Zahl seiner Arbeiten,
die meist in Kirchen der Kronländer
Krain und Steiermark sich besinden und
theils in Oel, theils al tre^co ausgeführt
sind, ist eine nicht unbedeutende: zu
seinen besten Werken gehören das Presby»
terium und die Sonnenuhr in der Stadt»
Pfarrkirche St. Jacob zu Laibach, die,
Fresken Johannes der Täufer und das
Opfer des Zacharias an der Außenseite
der Domkirche daselbst; der Tod des
h. Franciscus in der Franciscuscapelle
der Franciscanerkirche ebenda; die Pre«
sbyterien in Wippach und Reifnitz. Im
Uebrigen müssen Wolf's Gemälde von einem ganz besonderen Gesichtspunkte
aus betrachtet werden. Obgleich er ein
genialer Künstler war, so ist er doch
weniger ein selbständig schaffender, als
vielmehr ein nach Vorbildern malender,
dieselben mit einer gewissen Freiheit,
aber immer wenngleich genial copirender
Künstler. Nachdem er sich durch seine
Studien in Venedig, wo es ihm an
großen Vorbildern nicht fehlte, heran»
gebildet, sich auch eine nicht gewöhnliche
Technik angeeignet, gebrach es ihm nur
an Gelegenheit, sein Talent zu ver-
werthen, denn sein Vaterland Krain ver-
mochte aus Wolf's Originalität wenig
Nutzen zu ziehen, da es ja in seinen
Kirchen nur solcher Bilder bedürfte,
welche die im Ganzen nicht zu wohl-
habenden Gemeinden bezahlen konnten.
Um also Geld zu verdienen, malte er
viel, ohne gerade seine Phantasie beson-
ders anzustrengen, daher meist noch Stu-
dien, die er während seines Aufenthaltes
in Venedig von Bildern in den dortigen
Kirchen abgenommen hatte. Es war ja
für Krain schon viel damit gewonnen,
daß ein Künstler wie Wolf im Lande
malte, da es ja eine alte Thatsacbe ist,
daß, bei dem völlig mangelnden Kunst-
sinne in diesem Lande, dasselbe einen
gewöhnlichen Farbenkleckser besser zahlt
als einen tüchtigen Meister; Wolf daher,
um Verdienst zu erlangen, schnell und
viel malen mußte, wobei er also bei
guten Originalen seine Anleihen machte.
Drückend war überdieß auch für den
Künstler seine mit einem Mädchen aus
der untersten Volksclaffe geschlossene
Ehe. Wolf übte auch auf die Schwester'
kunst, die Bildhauerei, einen läuternden
Einfluß in Krain. So hat z. B. Ignaz
Tom an, Steinmetzmeister in Laib ach,
einen herrlichen Altar für St. Ruprecht
in Unterkrain aufgestellt; auf dieses im
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon