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Wolf, Joseph 298 Molf, Joseph
Handlungsakademie gemacht und diesem
Institute, welches bereits 1770 ins
Leben gerufen wurde, bis aw sein Lebens-
ende durch 27 Jahre al/Leiter vorge-
standen habe. An dieser Akademie trug
Wolf überdies Rechenkunst und Geo»
metrie vor. I n einem bei seinem Tode
ihm gewidmeten Nachrufe heißt es: „daß
aus dieser, gemeinnützigen, seit ihrer Ent-
stehung von ihm durch nahezu dreißig
Jahre geleiteten Anstalt viele in der
Staatswirthschaft und Handlung vor-
züglich brauchbare Glieder hervorgegan-
gen". Im Druck erschien von ihm: „Grtter
Gntmnrk u^ der HandlnngZllKlldemie" (Wien
1779, 8".); dann gab er auch zwei Zeit-
schriften heraus: „Oekonomische Nach.
richten" I. (und einziger) Jahrgang (ebd.
1767,80.) und „Der Bienenstock", eine
Wochenschrift, 3 Jahrgänge (ebd. 1768
u. f., 8^.), wahrscheinlich eine Fortsetzung
der vorgenannten Zeitschrift.
Mcgerle von Mühl fe ld ( I . G.). Me>
morabilien des österreichischen Kaiserstaates
oder Taschenbuch für Nückerinnerung an die
merkwürdigsten Ereignisse seit dem Regie-
rungsantritte Sr. Majestät des Kaisers Franz
des Ersten, das ist vom <. März l?92 bis
zum Schlüsse des achtzehnten Jahrhunderts
(Wien i823. I> P. Sollinssrr. kl. 8".)
Seite I24.
Wolf, Johann Hehlrich, siehe: Wolff,
Vincenz I M . I.VIII, S. 18, in den
Quellen, Nr. 24^>.
Wolf,Joseph (protestantischer Glau-
b ense iferer, geb. in Prag !736, gest.
daselbst 1786). Beine Eltern bekann-
ten sich, da in jenen Tagen die evan-
gelische Confesfion nicht geduldet war,
äußerlich zum Katholicismus, in Wahr»
heit aber zum protestantischen Glauben,
in welchem sie auch ihren Sohn erzogen.
Derselbe erlernte das Riemerhandwerk
und trat als Geselle bei der k. k. Artil» ^ lerie ein, mit welcher er den ganzen sieben-
jährigen Krieg mitmachte. Er war da«
mals mehrere Jahre hindurch in sächsi-
schen Ortschaften stationirt und konnte
sich also ohne Anstand den Verrichtungen
des evangelischen Gottesdienstes hin-
geben. Nach beendetem Kriege kehrte er
heim und ließ sich in Prag nieder, ging
aber jedes Jahr mindestens einmal nach
Sachsen, um dort nach,.evangelischem
Ritus das heilige Abendmahl zu empfan«
gen, bei welcher Gelegenheit er auch
evangelische Andachtsbücher kaufte und
nach Böhmen brachte. Dadurch aber
machte er sich bald verdächtig, und es
wurde bei ihm eine Hausdurchsuchung
vorgenommen. Indeß vorsichtig wie er —
durch die strenge
Ueberwachung der Aka»
tholiken in den damaligen Zeiten ge«
witzigt — überhaupt war, hatte er seine
Bücher gut versteckt, und so konnten die
Inquisitoren und Glaubenseiferer nicht
gegen ihn vorgehen, und er kam unge-
hudelt aus allen Fahrnissen heraus. Als
aber durch das 1781 von Kaiser Io -
seph I I . erlassene Toleranzedict die
Freiheit des Glaubensbekenntnisses aus»
gesprochen und gesetzlich geschützt war,
bekannte sich auch Wolf als einer der
Ersten offen zur protestantischen Kirche,
stand im Prager Stadtrathe für den Un-
terricht in seinem Glauben ein und be«
trieb auf das eifrigste den Bau einer
evangelischen Kirche in Prag, in welchem
Beginnen er von mehreren Bürgern,
darunter von Joseph Winsch, Thomas
Zicha, Franz Svobooa, Johann
Hanslik, Heimich Wolf, Karl Vehr
und dem Artilleriemajor Neuner unter»
stützt wurde. Als dann auf sein Betreiben
sich in Prag die evangelische Gemeinde
constituirte, wurde er zu einem ihrer Vor-
steher gewählt und blieb in dieser Wirk<
samkeit bis zu seinem Tode. Gr genoß
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Band 57
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Windisch-Wolf
- Band
- 57
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon