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Wolfram, Joseph 27 Walfram, Joseph
l ing (G. Dr.). Das Musicalische Europa
(Speyer ^842. F. C. Neidhard, gr. 8".)
S. 362. — d'E l v e r t (Christian Michael
Ritter). Geschichte der Musik in Mähren und
Oesterreichisch-Schlesien mit Rücksicht auf die
allgemeine, böhmische und österreichische
Musikgeschichte (Brunn i873. Rohrer. Ler. 8°.)
S. 187.
Wolfram, Joseph (Tonletzer und
Bürgermeister von Teplitz in Böh>
men, geb. zu D o b r a n im Pilsener
Kreise am 24. Juli 1789, gest. zu
Teplitz am 30. September 1839). Da
er große Vorliebe und Talent zur Musik
zeigte, wurde er frühzeitig darin unter-
richtet, und er brachte es im Alter von
zehn Jahren so weit, daß er die schwie»
rigsten Claviercompositionen mit großer
Fertigkeit vortrug und den Gesang sicher
und richtig begleitete. 1800 bezog er das
Gymnasium in Pilsen, 1803 in Prag,
wo er bis 1811 blieb. Im letztgenannten
Jahre verlor der Vater durch das berüch»
tigte Finanzpatent beinahe sein ganzes
Vermögen, und Joseph, der bis dahin
vom Hause in ergiebigster Weise unter»
stützt worden, sah
sich,
als er Prag verließ,
um die daselbst begonnenen Rechtsstudien
in Wien fortzusetzen, auf sich selbst ange-
wiesen und erwarb durch Ertheilen von
Musikunterricht und durch Kompositionen,
für die er Honorar erhielt, seinen Lebens-
unterhalt. Während der Studien, welche
er 18 l 3 beendete, betrieb er sorgfältig
seine musicalische Ausbildung weiter,
nahm bei Professor Drechsler Unter»
richt in der Harmonielehre und bei
Kozeluch im Kontrapunkte. Anstren>
gung und Einflüsse des Klimas hatten
aber seine Gesundheit derart angegriffen,
daß er auf ärztlichen Rath im November
1813 nach Prag zurückkehrte, wo er,
dem Wunsche seines Vaters entsprechend,
im Iustizfache in den Staatsdienst trat.
Von 1815—1819 verwaltete er zwei Raths stellen in der Provinz, und zwar
zuerst als Syndicus in Theusing, dann
als Magistratsrath in Graupen bei Teplitz,
und betrieb nebenher die Adocatie. 1819
kam er als Magistratsrath nach Teplitz,
wo er 1824 zum Bürgermeister mit dem
Iahresgehalte von 1200 Gulden beför-
dert wurde und in dieser Stellung nach
13jähriger verdienstlicher Thätigkeit das
Zeitliche segnete. Mit diesen einfachen
Daten ist,die amtliche Laufbahn Wolf-
ra m's erschöpft. Was er als Beamter,
als Bürgermeister der Stadt Teplitz
war, lebt in den Erinnerungen der dor«
tigen Bewohner und in den Acten des
Bürgermeisteramtes fort, das er mit
Treue, Umsicht, Gewissenhaftigkeit und
seltener Humanität verwaltete. An dem
Gedeihen der Badestadt hatte er nicht
unwesentlichen Antheil; er sorgte im
Interesse der CuraMe für zweckmäßige
Verbesserungen und Neuerungen im Cur>
orte, übte noch in seinem letzten durch
Krankheit getrübten Lebensjahre seinen
energischen Einfluß auf den mühevollen
Umbau des Stadtbades und opferte die
wenige Zeit, die ihm sein amtlicher Beruf
übrig ließ, der Repräsentation in dem
mit jedem Jahre an Gästen und hohen
Besuchern zunehmenden Badeorte. Dies
war aber, wenn man sah, wie an Tagen
des Wochenmarktes seine Amtsstube von
Landleuten umlagert stand, welche alle
beim Bürgermeister sich einen ebenso
guten als wohlfeilen Rath holen wollten,
ebenso mit geistiger und körperlicher An»
streng ung, wie mit Opfern verbunden,
welche sein und seiner Familie Behagen
empfindlich schmälerten, und deren Folgen
letztere empfand, als ihn der Tod dahin,
raffte. Trotz alledem blieb er Zeit seines
Lebens seiner Muse treu, die ihm wohl
mit manchem Sonnenstrahl die Schatten
seines der Arbeit gewidmeten Lebens ve»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Band 58
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wolf-Wurmbrand
- Band
- 58
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon