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Wolkenftein, Marcus Sittich 6 s Molkenstem, Marcus Sittich
Anna geborenen Gräfin F i r m i a n und
älterer Bruder Ka r l Friedrich Ottos
lS. 32^. erlangte 4835 die Kämmererwürde.
wurde 1848 Präsident des Tiroler Landtages
und für das Land Tirol 1860 zeitliches Mit«
glied des infolge kaiserlichen Patentes vom
ö. März dieses Jahres verstärkten Reichs'
rathes. an dessen Berathungen er sich übn«
gens nicht betheiligte. Am 27. November
1860 erfolgte seine Ernennung zum Landes'
bauptmann von Tirol, in welcher Stellung
er bis 9. März 1861 verblieb, worauf er am'
48. April 1861 als lebenslängliches Mitglied
in das Herrenhaus des österreichischen Reichs-
rathes berufen ward. Als 1862 im Herren«
hause die Berathungen des Budgets statt»
fanden, aad er mitten im Laufe derselben
in einem Schreiben die Erklärung ab. sich
' an den folgenden Sitzungen nicht betheillgen
zu können, da diese mit Gegenständen sich
beschäftigen würden, die nach seiner Auf<
fassung außerhalb der dermaligen Competenz
des Hauses lägen. Das Herrenhaus faßte
über diese Eingabe den Beschluß: daß es das
Ausbleiben des Grafen als nicht gerecht»
fertiat ansehe. Durch die in diesem Beschlusse
des Herrenhauses ausgesprochene Kritik seiner
Handlungsweise sah sich dann drr Graf uer»
anlaßt, die ihm uon Seinet Majestät oer«
liehene erbliche Neichsrathswüroe zurückzu«
legen. sN e u e s W i e n e r T a g d l a t t.
1!). April 1871. Nr. 107: „Zwei Ordens»
Verleihungen," — S p r i n g e r ('Anton
Heinrich). Geschichte Oesterreichs seit dnu
Wiener Frieden 1809 (Leipzig 1863, Hirzel.
gr. 3«.) Bd. I I , E. 389.) — 21. Leopold
Kar l Anton Graf Wol kenstein< Trost»
bürg (geb. 9. April 1881). ältester Sohn
Kar l Friedrich Ottos aus dessen Ehe
mit Elisabeth Gräfin Wol lenst ein«
Trostburg von der Lednitzer Linie,
wurde 1878 von dem böhmischen Groß«
grundbesitze in das Abgeordnetenhaus des
österreichischen Reichsrathes gewählt, welche
Wahl am 9. Juli des folgenden Jahres sich
wiederholte. Der Graf ist der Fortschritts«
partei beigetreten. — 22. Marcus Sittich
von Wo lkens te iN 'T ros tbu rg (geb.
am 5. Mai 1363. gest. 1620), Er ist
das sechzehnte Kind Wi lhe lms I I . aus
dessen zweiter Ehe mit Benigna von
Annenberg. Schon in früher Jugend b?<
schäftigte ihn das Studium der heiligen
Schrift und der alten Classiker. Vierzehn
Jahre alr, verließ er nach dem To)e seines Vaters 1577 seine Heimat und trat. dem
Wunsche seiner Brüder und seines Vor-
mundes Engelhard Christoph Vint ler fol-
gend, als Edelknabe in die Dienste des Car»
dinals Andreas von Oesterreich, der
damals zu Rom lebte. Von Italien begab
er sich übers Meer nach Spanien, von da
nach den Niederlanden und that in beiden
Ländern freiwillige Kriegsdienste. Aber sein
schwächlicher Körperbau ließ ihn die Stra-
pazen des Krieges nicht gut ertragen, und so
kehrte er nach zwölfjähriger Abwesenheit 1389
ins Vaterland zu:ück. wo er sich noch im
nämlichen Iabre zu Roueredo mit Anna Varia,
Tochter des dortigen Schloßbauptniannes
Freiherrn von Traulson, vermalte. Anfangs
lebte er in seinein eigenen Hause zu Bozen,
später auf d?m »Schlosse Raoenstein, welches
er 1399 gekauft und schön hatte ausbauen
lassen. Nachdem er seine erste Frau und die
mit ihr erzeugten Kinder bald und rasch
hintereinander verloren, verheiratete er sich
am 16. April 160,) zum zweiten Wale, und
zwar mit der Witwe des portugiesischen
Obersten Hieronnmus von Lodron, Vlcloria
geborenen Gräsin Arco. Von da ad beschäftigte
sich Marc Sitt ich mit der Verwaltung
seiner Güter, welche er noch durcb Ankauf
der Herrschaft Wangen ciuf dem Ritten und
einer zweiten im Pustertdale vermehrt; die
reichliche Muße aber, die ihm blieb, vec»
wendete er zur Abfassung seiner Coronik
uon Tirol . Ede er jedoch an diese Arbeit
ging. dcrietk er sich über dieselbe mit Freun»
den und anderen wohlerfahrenen Männern
seiner Heimat. Und als er darüber im Klaren
war. durchwanderte er das Land Tirol. Kein
Ungemach der Witterung scheuend, degab er
sich überall hin, wo er etwas zu finden hoffte.
Alle Kirchen« und Klosterarchive, alle Biblto«
tdeken und Sammlungen, zu denen or Zu«
tritt hatte, durchsuchte er mit unermüdlichem
Eifer, durch las die verschiedenartigsten da«
selbst befindlichen Urkunden und Handschriften.
Uebergabebnefe Käufe und Verkäufe. Briefe.
Verträge, Salbücher, Recdnungs' und Meß'
bücher. Kalender. Todtenzettel. Mime. Sprüche,
Lieder und Gesänge, was er nur vorfand,
und schrieb Alles ab. Auch die Heiligthümer,
Monstranzen. Säulen, Kreuze, Altarsteine.
Münzen. Gräber und Gemälde besichtigte er
und schrieb auf, was seinen Zwecken diente.
Mit großen Unkosten verschaffte er sich oft
Originale und Abschriften von wichtigen Ur-
kunden und hinterlegte sie in seiner Bidlio«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Band 58
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wolf-Wurmbrand
- Band
- 58
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon