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MMenftein, Marcus Sittich 62 MolkensteiN) Maximilian
thek. Von allen Seiten zog er Erkundigungen
ein und suchi? Aufschlüsse, wo er jolche ver-
muthete. Einzelne wohlwollende und kundige
Männer unterstützten ihn in seinem Vorhaben,
so Matthias Burglehner. der ihm Ur«
kundenauszüge besorgte, und Andreas Frei-
herr Brandts, welcher ihm die Geschichte
seines Hauses und verwandter Geschlechter
zur Benützung übersandte. Manche freilich,
wie die Herren von Annenberg, Payer,
Camp und Andere, zeigten sich minder will-
fährig und verschlossen ihm geradezu ihre
urkundlichen Schatze aus oft nichtigen Grün<
den. aus Unverständniß oder auch aus Uebel»
wollen. Unter solchen Umstanden stellte M a rc
Sitt ich seine „Chronik Tirols" zusammen,
welche aus vierzehn Büchein besteht, mit deren
sechstem die specifisch'tirolische Geschichte an-
hebt; das eilfte enthält die Geschichte des
Bisthums Trient. das zwölfte des Bisthums
Briren. das dreizehnte die der Abteien,
Propsteien und einzelnen Klöster, das vier-
zehnte die der Geschlechter, ihrer Wohnsitze
u. d. m. Leider hat sich kein vollständiges
Exemplar dieser Chronik erhalten. Aber was
davon auf uns gekommen ist, läßt auf die
Tüchtigkeit und Gründlichkeit des ganzen
Werkes schließen. Von anderen Arbeiten
Marc Sitt ichs sind vorhanden: ein „Aus-
zug aus den landesfürstlichen Freiheitsbriefen
für die gefürstete Grafschaft Tirol"; —
„Landtags- und Congreßverhandlungen und
derlei Acten und Instrumente", ein im Archiv
der Tiroler Landschaft zu I nnsbruck befindlicher
Großfolioband von 32 < Blättern, in welchem
die wichtigsten Urkunden aus der Zeit l:l63
bis 1324 enthalten sind; — dann noch ein
yOlironieon H.U8iria,e", welches eine in
deutscher Sprache oerfaßle Fortsetzung und
Umarbeitung eines in P e z' „Uorum, auätria-
eai-um seriMi-68" stehenden Olli'onjcou ist.
1>r. Joseph Egg er in seiner unten in den
Quellen genannten Abhandlung erörtert aus«
führlich den Charakter und die Behandlung
dieser Aufzeichnungen Marc Si t t ichs,
denen er einen großen geschichtlichen Werth
Zuspricht, weshalb wir auf ihn verweisen.
lIahresberich t der k. k. Oberrealschule
zu Innsbruck für das Schuljahr 1866/67
(Innsbruck 1867, Wagner. 4".) S. 16—23 in
der Abhandlung: „Die ältesten Gcschichiö-
schreiber Tirols". Von I>r. Ios. Egger. —
Weber (Veda). Tirol und die Reformation
u. s. w., S. 343.- entwüft eben kein zu
schmeichelhaftes Bild des Chronisten Man- Sit t ich, den wir trotz alledem doch weit
höher stellen, als seinen Bruder, den Neli«
quiensammler Engelhard T h e o d o r i ch,
dessen Verdiensten wir im Uedrigen nicht zu
nahe treten wollen; auch ist Beda Weber's
Schilderung eine Probe seiner Befangenheit
in allen Dingen, die er in seinen mystisch,
ekstatischen Gedankenkreis nicht unterbringen
kann,) — 2g. M a r t i n Nlrich von Wolken,
stein «Trost bürg lebte im 1?. Iahrhuw
drrt. Ein Sohn des berühmten Reliquien»
sammlers Engelhard Theodorich und
Ursulas Gräfin von Wo lken stein» Ro,
den egg. wurde er gleich mehreren seiner
Brüder Mönch im Capucinerorden mit dem
Klosternamen Franz. Wie unser Gewährs»
mann Weber schildert, entwickelte er als
Mönch „eine weit ausgreifende Thätigkeit, in»
dem er mit dem Ernste seines Vaters Engel'
hard die Geistesfrische seines strengen Ordens
paarte und als eifriger Prediger unermeß»
lichen Segen stiftete durch Scadt und Land.
Er war ein schöner Mann. voll einnehmender
Zutraulichkeit, mit hinreißender Kraft im
Vortrage holde Anmuth verbindend, durch
die erloschene Sinnlichkeit seiner abgebleichten
Züge strafend die Ueppigkeit der Weltlust,
für seine Brüder, welche sich ins irdische
Erbe des Vaters getheilt, der Mahner, daß
sie, nach himmlischen Gütern trachtend, die
Ehre ihres uralten Hauses bewahrten". sWe»
ber (Veda). Tirol uno die Reformation
u. s w, (Innsbruck <«4l. Wagner. 8")
3. :io8 und :jl!2.^l — 24. Maximi l ian
Graf Wolken st ein- N öden e g g (qest.
im Jahre j«!!»). Ein Sohn des Tiroler
Landeshauptmannes Grafen P a r i s , wid»
mete er sich dem geistlichen Stande und trat
nach beendeten theologischen Studien in die
Seelsorge, in welcher rr nach Nicolaus Pot»
scheider'ö. Pfarrers von Meran. am ^<l He.
bruar l8 l l erfolgtem Tode dessen Nachfolger
im Pfarramte wurde, nachdem er früher
Domherr zu Briren und Cur gewesen. Man
rühmt ihm große Wohlthätigkeit gegen Dürf»
tige, insbesondere gegen arme Studenten
nach. Es besteht in Meran der Brauch, daß
der jeweilige Staotpfarrrr den bei den Ver»
richtungen der Frohnleichnamsprm'ession öe»
theiligten Bürgern das sogenannte Frohn«
l e i ch n a m s m a h l zurichte. Da sich bei den
nach beendetem Mahle wcinseligm Bürgern
mancherlei Unfug ergab, der mit der großen
Heiligkeit des begangenen Festes wenig ver»
eindar war, suchte Graf M ax im i l i a n
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Band 58
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wolf-Wurmbrand
- Band
- 58
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon