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Molfiein Wolftem
Wolski vom Wappengeschlechte Stern«
berg (ein goldener achteckiger Stern im
blauen Felde, als Helmschmuck zwölf in drei
Stufen emporwallende Straußfedern) und
noch viele andere, deren Wappen wir nicht
kennen. Der in mehreren Wappen erscheinend?
Widder weist auf eine StannneszusannneN'
gehörigkeit der betreffenden Familien hin.
Wolstein, Johann Gottlieb (Arzt
und berühmter Thierarzt , geb. zu
Flinsberg in Schlesien am 14. März
1738, gest. in Al tona 3. Juli 1820).
Anfangs wandte er sich der Chirurgie zu
und conditionirte 9 Jahre in Wien, be-
suchte aber gleichzeitig die chirurgischen
und medicinischen Vorlesungen weiter und
lenkte durch seinen Eifer die Aufmerksam»
keit des berühmten Chirurgen I . A.
Brambi l la M . I I , S. 1tt8 j^ auf
sich, der zugleich mit dem Feldmarschall
Lascy ihn hohen Ortes empfahl, worauf
ihn Kaiser Joseph I I . zur ferneren
Ausbildung nach Alfort, einer durch ihre
Thierarzeneischule berühmten bei Paris
gelegenen Ortschaft, sandte, wo er unter
den zwei berühmten. Thierärzten Bour»
gelat und Chabert swdirte und beson«
ders durch häufigen Besuch der Hospitäler
seine praktischen Kenntnisse erweiterte.
In letzterer Hinsicht war ihm auch der
Verkehr mit dem berühmten Pariser Ve>
terinar Phil. Etienne Lafosse von
1772 — 1773 von großem Nutzen. I n
letztgenanntem Jahre ging er nach Eng»
land, und nach längerem Aufenthalte in
London besuchte er auf seiner Rückreise
Dänemark, Holland, Mecklenburg und
erlangte 177!;, also im ziemlich vor»
gerückten Alter von 37 Jahren, zu Jena
das Doctorat der Medicin und Chirurgie.
Nun, 1777, kehrte er nach Wien zurück,
wo inzwischen von Scot t i das Thier'
spital war eröffnet worden. Im näm»
lichen Jahre zum Director dieses Institutes
ernannt, begann er seine Vorlesungen an demselben und wurde so der Begründer
der berühmten Wiener Schule im Gebiete
ber Thierarzeneikunde. Seine nächste
Aufgabe war es, für die kaiserliche
Armee die erforderlichen Schmiede und
Pferdeärzte zu bilden. An seiner Seite
lehrte noch Martin Albert Töge l
Md. XI.V, S. 227^, mit dem er aber
bald in grimmigen Hader gerieth, woran
wohl seine Unfehlbarkeitsgelüste nicht
geringe Schuld tragen mochten. Auch
wurden noch zwei Adjuncten bestellt und
eine eigene Veterinärapotheke errichtet,
an welcher Apotheker Mengmann die
ärztlichen Ordinationen ausführte. Wäh.
rend sich die Schule in praktischer Rich»
tung immer glänzender bewährte, wirkte
Wolstein auch als Schriftsteller in
seinem Fache unermüdlich und gab eine
Reihe von Werken heraus, welche lange
Zeit im Gebiete der Thierarzeneikunde
maßgebend waren und vielen späteren
Arbeiten zur Grundlage dienten. Ueber
die Einrichtung und die Leistungen der
Wiener Thierarzenei > Anstalt berichtet
Hübner in seiner „Geschichte des Kai»
sers Joseph I I . " . Nahezu zwei Decen»
nien, bis 1793, hatte Wolstein an der
Spitze des durch ihn organistrten und
zur Berühmtheit gelangten Wiener Thier»
arzenei-Institutes gewirkt, als er plötzlich
auf allerhöchsten Befehl seines Dienstes
enthoben wurde und die Weisung erhielt,
Oesterreich zu verlassen. Ob diese Ver-
bannung seiner freisinnigen Tendenzen,
seiner Sympathien mit Frankreich wegen,
die er gar nicht verhehlte, oder aus an«
deren Gründen erfolgt war, ist nie recht
aufgeklärt worden. Den protestantischen
Glauben, zu dem er sich bekannte, als
Ursache herbeizuziehen, ist absurd, denn
damals stand die Protestantenriecherch
die in der Folge sich entwickelte, noch
nicht im Schwange. Zunächst dürften
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Band 58
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wolf-Wurmbrand
- Band
- 58
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon