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MMer, Charlotte 90 Molter, Charlotte
in Shakespeare's „Antonius und
Kleopatra", die Elisabeth in Laube's
„Graf Esser" und die Judi th in „Die
Karolinger", die Ant igone in So-
phokles' gleichnamiger Tragödie, die
Margarethe in Nissel's „Zauberin
am Stein", die Titelrolle in der „Elek-
tra", die Feodora in Sardou's gleich-
namigem Stücke, die Titelrolle in Tur-
geniew's „Nathalie", die Kriem Hilde
im I I I . Theile von Hebbel's Nibe»
lungen-Trilogie, die Voluinnia in
Shakespeare 's „Coriolan". Ihre
Jubiläumsfeier, welche sie am 18. Mai
188? beging, gestaltete sich zu einem
großartigen Theatecfeste. Uns erübrigt
nur noch weniges Biographische beizu-
fügen. Ch a r l o t t e W o l t e r hat
während ihres 23jährigen st862 bis
1.88'7) Engagements im Burgtheater
in den größten Städten Deutschlands
und Oesterreichs, wie in Berlin, Ham»
bürg, München, Köln, Gotha, Pefth
und Prag gastirt und ward überall in
enthusiastischer Weise gefeiert. Von der
Fülle der Ehren und Auszeichnungen,
die ihr erwiesen wurden, da sie fast vor
allen Monarchen des Continentes auf-
getreten, erwähnen wir, daß sie außer
mit sechzehn silbernen Lorberkränzen, bei
Gelegenheit der Säcularfeier des Burg»
theaters im Februar 1876 von Seiner
Majestät dem Kaiser mit dem goldenen
Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeich»
net wurde' auch befahl der Monarch,
daß ihr Porträt in die !787 von Kaiser
Joseph begründete Porträtgalerie des
Hofburgtheaters aufgenommen werde,
und sie prangt darin, von Gustav Gaul
gemalt, in der Rolle der M a r i a
Stuart . Als sie in ihrer Vaterstadt Köln
gaftirte, feierte man sie in Versen und
Prosa als die deutsche Rachel' von
einem Gastspiel am herzoglich sächsischen Hoftheater zu Gotha kehrte sie reich
geehrt und gekrönt zurück, der Herzog
ernannte sie zum Ehrenmitgliede des
sächsischen Hoftheaters, überreichte ihr
das diesbezügliche Diplom und verlieh
ihr die Medaille für Kunst und Wissen-
schaft, dann das sächsisch-coburgische Ver»
dienstkreuz, während die Herzogin der
Künstlerin ein kostbares Bracelet mit der
goldenen Medaille überreichte; als sie in
Berlin als Gast eben die M a r i a
Stuar t spielte, trar der greise Kaiser
Wi lhelm in ihre Garderobe auf der
Bühne, um ihr seine Bewunderung über
ihre „großartige Leistung" auszudrücken.
Nach einem halbstündigen Gespräche und
unter wiederholter Bewunderung ihres
Spiels verabschiedete er sich mit den
Worten: „Nur so spricht man, das ist
einfach, menscklich". Als M>7 in Salz.
bürg die Begegnung unseres Monarchen
mit Kaiser Napoleon stattfand, war
für den Abend als Theatervorstellung
Mautner's „Eglantine" mit der Wol»
ter in der Titelrolle angefetzt. Napo<
leo n, verhindert der Festvorstellung bei«
zuwohnen, ließ der Künstlerin sein leb-
Haftes Bedauern ausdrücken, daß es ihm
nickt vergönnt gewesen i „(5'uropa's b>
deutendste Tragodin" zu sehen. Vor
König Ludwig l l. von Bayern spielte
sie in einer bloß für diesen arrangirten
Separatvorstellung die Pompadour in
Brachvogel's „Narziß". Mit dem
Ausdruck der vollsten Bewunderung ließ
ihr der König die goldene Ludwigs»
Medaille überreichen. Der Herzog von
^ Meiningen schmückte anläßlich eines
Gastspieles die Künstlerin mit der gol°
denen Medaille für Kunst. Als der
König von Schweden j88!j in Wien
weilte und sie im Burgtheater in der
Rolle der Medea sah, eilte er in ihre
! Garderobe, um ihr seine Bewunderung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Band 58
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wolf-Wurmbrand
- Band
- 58
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon