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Woltmann. Alfred 99 MoltmayN) Karl Ludwig von
nommen hatte, weiter fort. Ein Aufent-
halt im Süden wurde indessen bei der
Steigerung seines Leidens nothwendig.
Als er jedoch dieRiviera erreichte, erwies
sich das Uebel bereits so vorgeschritten,
daß er, da besonders das Wetter sehr
schlimm war, das Zimmer hüten mußte.
Auf ärztlichen Rath wählte er Bor-
dighera zu seinem Aufenthalte und ließ
dorthin seine Schwester nachkommen.
Von Bordighera siedelte er später nach
Mentone über, wo ihn aber schon nach
wenigen Wochen im Alter von erst
39 Jahren der Tod erlöste. An seiner
„Geschichte der Malerei" hatte er gear»
beitet, so lange seine Kräfte es ihm gestat-
teten. Die erste Hälfte des zweiten Ban-
des war druckfertig, als er starb. Außer
den erwähnten Schriften verfaßte er noch
für Grieben's „Reisebiblwthek" das
13. Heft: „Das königliche alte Museum
zu Berlin", wouon vier Auflagen er-
schienen (Berlin 1839—1861, IV und
W S., kl. 8".); für die von Rud. Vir-
chow und Fr. v. Holtzendorff her-
ausgegebene „Sammlung gemeinver-
ständlicher wissenschaftlicher Vorträge"
das 3l. Heft: „Die deutsche Kunst und
die Reformation" (Berlin, Luderutz,
40 S. mit 2 Holzschnitttafeln, gr. 8".).
Wenn sich Woltmann von leidenschaft«
licher Heftigkeit öfter hinreißen ließ, so
lag dies ebenso in seiner Krankhaftigkeit,
wie in der Zeit, in welcher die Jugend in
der Selbstvergöttlichung und Sichver»
himmelung das Höchste leistet. Im
Ganzen war er in seinem Fache gründlich
unterrichtet, seine Werke sind schöne Be>
weise seines regen Forschergeistes und
Scharfsinnes, und ist sein Tod umsomehr
zu bedauern, als von dem abgeklärten
Forscher noch Schönes zu erwarten war.
Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta.
4«.) 26. August 5878. Nr, 238. S. 3303. — i Dieselbe. 7. März t88<). Beilage 67:
„Alfred Woltmann". Ein pietätvoller Nach.
ruf von Bruno Bucher. — Dieselbe.
18. Mai 1889. Nr. 137. Beilage: „Kunst^
geschichtliches". Von W. Lübke. — Presse
(Wiener polit. Blatt) Localanzeiaer. 3. Iän.
ncri878. Nr. 3: ..örchische Kunstfäischungen".
Woltmann. Karl Ludwig v. sS ch rift-
steller und Geschichtsfoi scher, geb.
zu Oldenburg am 9. Februar t770,
gest. in Prag am l9. Juni 18l7). Er
bezog 1788 die Hochschule Göttingen,
auf welcher er Rechtswissenschaft, alte
und neue Sprachen, vornehmlich aber
Geschichte studirte. i 792 in feine Vater»
stadt Oldenburg zurückgekehrt, hielt er
am dortigen Gymnasium Vorlesungen,
dann von Spit t ler begünstigt, solche
in Göttingen, bis er als außerordentlicher
Professor der Philosophie an die Uni»
versität Jena berufen wurde. Von da
ging er indeß bald nach Berlin, wo, er
im Jahre 1799 den Hofrathstitel er-
hielt und zur diplomatischen Laufbahn
übertrat. Er ward nun zunächst Resident
des Landgrafen von Hessen-Homburg,
4804 Geschäftsträger des Kurerzkanzlers,
sowie (!807) der Städte Bremen, Ham-
bürg und Nürnberg. 1803 erfolgte seine
Erhebung in den Adelstand. Da dies
das letzte Adelsdiplom des, deutschen
Kaisers war, so nannte der Volkswitz
unseren Woltmann „den letzten Seufzer
des deutschen Reiches". Die Kriegsereig-
nisse des Jahres 1806 unterbrachen
Woltmann's diplomatische Thätigkeit,
nnd er nahm nun völlig verarmt wieder
seine literarischen Arbeiten auf. Spätere
Versuche, in preußischen Diensten an»
gestellt zu werden, blieben erfolglos. Als
dann die politischen Ereignisse verderblich
über Preußen hereinbrachen, ergriff auch
er im Sommer 1813 die Flucht vor den
Franzosen und begab sich mit seiner
Gattin Karoline nach Böhmen, wo er
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Band 58
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wolf-Wurmbrand
- Band
- 58
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon