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Wratislaw, Eugen 181 Mratislam, Eugen
der höchsten militärischen Würde, der
eines Feldmarschalls, und gleichzeitig
seine Ernennung zum Hauptmann der
Arcieren-Leibgarde erfolgte, nachdem er
zwei Jahre früher mit dem Ritterkreuze
des goldenen Vließes geschmückt worden
war. Durch das ah. Handschreiben vom
H8. April erhielt er die erbliche Reichs'
rathswürde; im folgenden Jahre ward
er zum Kanzler des Militär-Maria The-
resien-Ordens ernannt und mit ah. Hand»
sc^eiben vom 6. Juli 4866 ihm die
Stellvertretung des Obersten der k. k.
Garden übergeben. Bei jedem Wende-
punkte seines Lebens begegnete Graf
Wrat is law der immer gleichen Huld
seines Kaisers und Herrn. Als er am
4. August 1834 sein fünfzigstes Dienst-
jahr feierte, versicherte ihn Seine Ma-
jestät der „dankbarsten Anerkennung",
und als ein Decennium spater sich seine
sechzigjahrige Dienstdauer erfüllte, er»
neuerte der Monarch diese Anerkennung
durch ein ah. Handschreiben vom 3l. Juli
4864, welches aussprach, daß der Feld-
marfchall während einer so selten langen
Zeit „mit treuefter Aufopferung und
ausgezeichnetster Tapferkeit" sowohl den
erlauchten Vorfahren Seiner Majestät
des Kaisers, als auch Allerhöchstdiesem
selbst gedient habe. Zugleich verlieh ihm
der Monarch „als Zeichen aufrichtiger
Zuneigung" das Großkreuz des St. Ste-
phansordens und beehrte den gefeierten
Veteranen mit einem Besuche. Die sel-
tene Kraft, mit welcher die Natur ihn
ausgestattet, blieb dem greisen Helden
treu, und die Last der Jahre übte bei ihm
kaum einen merklichen Druck. Seine Er-
scheinung war eine ritterlich imponirende,
der ungefälschte Abdruck seines Innern.
In seiner athletischen Gestalt, wie in Blick
und Haltung sprachen sich die Energie
seines Wesens, zugleich aber Biederkeit, Wohlwollen und Leutseligkeit als hervor«
stechende Eigenschaften seines Charakters
aus. Noch im Mai 1863 nannte er bei
einem gegebenen Anlasse sich in einem
Rundschreiben mit berechtigtem Selbst-
gefühle den „ältesten Veteran der activen
Armee". Der Graf ist 81 Jahre alt ge-
worden. Er war unvermält geblieben.
Der Tod eines seiner vielen alten Diener,
welcher bei ihm seit 38 Jahren im
Dienste gestanden, alle Feldzüge mit ihm
mitgemacht und eben acht Tage vor ihm
starb, ging dem Greise sehr nahe und
übte den nachtheiligsten Einfluß auf den
Verlauf dessen anfangs kaum bedenk-
licher Krankheit aus, so daß dadurch
muthmaßlich der Tod des Helden her-
beigeführt wurde. Durch kluges und
energisches Gebahren hob der Graf
mächtig seinen Besitz, welchen er in einem
ziemlich ungünstigen Zustande übernom'
M2n hatte, und brachte sein Vermögen
trotz mannigfacher und unerwarteter
Schläge des Schicksals auf eine solche
Höhe, daß man es bei seinem Hinscheiden
mit Inbegriff der großen und ein-
träglichen Besitzungen im Ganzen auf
3,730.000 st. bewerthete. Man fand
drei Testamente aus verschiedenen Zeiten
vor, was zu einem Erbschaftsstreite Ver-
anlassung gab. Des Grafen Eugen
jüngste Schwester Maria Apollonia
war mit dem berühmten k. k. Reiter«
general und - Mter
Karl Freiherrn von Scheibler Mand
XXIX, S. 163^ vermalt. Aus dieser
Ehe stammten drei Töchter: Eleonore
(geb. 1812) vermalte Kar l Marchefe
Saibante; Mar ia Theresia (geb.
1814) vermalte Franz Xaver Graf
Auersperg, und Helene (geb. 1820).
Sämmtliche Töchter seiner Schwester
hatte der Graf mit bedeutenden Legaten
bedacht, zur Universaleren aber die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Band 58
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wolf-Wurmbrand
- Band
- 58
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon