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Mratislaw (Genealogie) Mratislaw sGenealogie
das greifbarere Motiv, nämlich an die Ritter«
oeste Mitrowicz bei Pröic im Taborer Kreise
Böhmens, welche nach Urkunden schon in
dem 15. Jahrhunderte vorkommt. Auch die
Entstehungsgeschichte des Namens Wra
t is law. welcher zufolge die Grafen den-
selben von einem gleichnamigen Könige Böh-
mens führten, der dem Ersten dieses Geschlecht
tes die Annahme desselben gestattet, wollen
wir einfach mit einer nicht selten erscheinen
den Gepflogenheit erklären, nach welcher ein
Herr von Mit rowicz den Personennamen
Wrat is law aus gewiß sehr triftigen
Gründen so hoch in Ehren hielt, daß er ihn
allen seinen Nachkommen als Geschlechts«
namen beilegte, den dieselben aus Pietät
auch beibehielten, wie es bei anderen Fami-
lien vorkommt, z. B. wie in der Familie
von Chudenic der Vorname öernin,
in jener der Herren von Mart in ic der
Name 'B or l ta u. s. w. sich forterbte. Kehren
wir also zur beglaubigten Genealogie des
Geschlechtes Wrat is law zurück, so stellt
sich die Sache folgendermaßen: Als erster
urkundlich bekannter, Ahnherr erscheint um
1448 Wrat is law von Mi t rowicz, ein
treuer Parteigänger Ulrichs von Neuhaus
gegen den damaligen Verweser des König«
reiches Böhmen Georg von Podiebrad.
Dieser Wrat is law bekleidete 1455 — 1437
die Stelle eines Vice»Hofrichters und 1462
bis 1463 das Amt des Burggrafen in Prag.
Bein Sohn Johann (gest. um 1303) war
Oberstjägermeister, und dessen Sohn Wenzel
und seine Gemalin Barbara wamöerslia von
Aoljatgn sind die Stammeltern dieses Ge>
schlechtes, das sich mit Wenzels Söhnen
Nicolaus, Johannes, Sebastian, Chri-
stoph, Stephan, Wratislaw und Georg
in ebenso viele Linien spaltete, von denen
aber nur vier. nämlich die von Johann.
Sebastian. Stephan und Georg gestif-
tetm. längere Dauer hatten, und zwei, die
von Sebastian und Stephan gegründeten,
bis auf unsere Tage reichen. Folgen wir der
Sitte der Genealogen, die einzelnen Stamme
durch den Namen eines Besitzes oder in
anderer Weise leicht kenntlich zu unter«
scheiden, so heißt der von Johannes ge»
gründete Stamm, welcher in der vierten Ge»
neration 1718 erlosch, der Lochowih'sche;
der von Sebastian gestiftete, der gegen«
wärtig die I. Hauptlinie mit dem Chef
Grafen Eugen Franz bildet, der Mi«
roZov'sche; der von Stephan ausgehende nach dessen Sohne Wenzel der türkische,
der gegenwärtig die zweite Hauptlinie bildet
und sich in zwei Speciallimm und mehrere
Aeste spaltet, und der von Georg ge«
pflanzte, der Protivin'sche oder Za Nische
Stamm, welcher männlicherseits 1716 und
weiblicherseits 1732 ausstarb. Verfasser dieses
genealogischen Artikels hat zur Aufstellung
seiner zwei Stammtafeln verschiedene, und
zwar die besten Quellcn benützt: Zeoler's
„Universal-Lerikoä". Ritter von Schönfeld's
„Adelsschematismus", sämmtliche Gothaische
genealogische Taschenbücher der gräflichen
Häuser und davon besonders den Jahrgang
1862, der eine genealogische Uebersicht der
Familie bringt und den mit großem Detail
und, wie es scheint, nach Urkunden aus dem
Familienarchiue bearbeiteten ausführlichen
genealogischen Artikel im Rieger' Mal F'schen
nslovnik tmliön)'", welcher freilich mehr die
Besihveränderungen und Nebergänge des
Familienfideicommisses auf den jeweiligen
Berechtigten berücksichtigt. Aber die sorg-
fältigste Prüfung und Vergleichung genügte
nicht, -um eine Uebereinstimmung der An«
galten zu erzielen. An die Familie selbst mich
zu wenden, unterließ ich nach den Erfahrun-
gen, welche ich bei der mehr denn dreißig»
jährigen Bearbeitung meines Lexikons ge»
macht. Ich hielt mich im Wesentlichen an
Schönfeld, dessen Angaben in Betreff
anderer Adelsfainilien ich am correctestm ge,
funden habe. und glaube, daß bezüglich der
Stammesfolge in den einzelnen Aesten und
Zweigen in den letzten zwei Jahrhunderten
auf meinen Stammtafeln sich kaum irgend
eine Unrichtigkeit vorfinden dürfte. — Was
nun die Standeserhöhungen und Wür»
den. die in der Familie vorkommen, betrifft,
so erfolgten Adelsverleihungen verschiedener
Grade, wie des Freiherren« und Grafen«
stanoes. zu verschiedenen Zeiten an einzelne
Glieder der Familie; so z. B. wurde Wenzel
Wrat is law, der Stifter der sogenannten
türtischen Linie, am 4. December 1629 böh<
mischer Freiherr, später Graf; Alexander
Ferdinand 1620 Freiherr. 166l Graf;
Dionys Franz 1657 Freiherr; die Frei»
Herren Johann Wenzel, Wenzel Ignaz,
Georg Bernhard, Franz Ignaz, Wen-
zel Albert und Franz Kar l erhielten von
Kaiser Leopold I . am 28. Juli 1701 den
Reichsgrafenstand und Wenzel Ignaz im
nämlichen Jahre den böhmischen Grafenstand,
und Kaiser Joseph I. bestätigte am 7. Iän<
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Band 58
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wolf-Wurmbrand
- Band
- 58
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon