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Mrkna, Rudolf 191 Mrbna, Rudols
Hofstelle und im folgenden Jahre zum
Präses der Eanal-Hofbaucommifsion.
I n diese Zeit fällt der im Quecksilber-
bergwerke Idria ausgebrochene Brand,
der uerhängnißvoll werden konnte, indem
er das berühmte Bergwerk mit gänzlicher
Zerstörung bedrohte. Aber da waren es
die gediegenen Rathschlage des im Berg-
fache so gründlich unterrichteten Grafen,
welche dem Uebel Einhalt thaten, indem
er dem als Hofcommifsär an die Stelle
des Brandes abgeordneten Hofrathe von
Leitner die Unterweisungen für alle
Fälle gab, so daß derselbe offen gestand,
nur diesen sei zunächst die Rettung einer
der reichsten Staatsquellen des Kaiser»
staates zu verdanken. Das nach dem
Luneviller Frieden (1. Februar 480!)
von Napoleon geübte Staatsrecht,
welches zunächst vom Standpunkte des
Eroberers ausging, gewährte wenig Ga»
rantien für einen dauernden Frieden, und
so begann schon 48()o der Krieg von
neuem. Während der letzten Jahre hatte
der Graf, um die Verwaltung seiner
Güter zu überwachen und theilweise
selbst zu führen, sich vom Staatsdienste
beurlauben lassen; aber jetzt, da die
Kaiserstadt — seit dem Jahre der
Türkennoth 4683 zum ersten Male —
von der feindlichen Invasion bedroht
war. folgte er dem Rufe seines Mon»
archeu, der ihn in dieser schweren Zeit
zum Zandes»Hofcommiffär ernannte. Der
Graf, der überdies sich des vollen Ver«
trauens der Wiener Bürgerschaft er»
freute, trat nun ebenso mit Muth als
Energie auf, mit welchen Eigenschaften
allein er dem übermüthigen Gegner zu
imponiren im Stande war. Insbeson»
dere bewies er diese dem französischen
Generalintendanten Daru gegenüber
bei der Räumung des österreichischen
Militärspitllls, wo er mit Gefahr feines Lebens den Gewaltmaßregeln der Fran»
zosen entgegentrat. Wenn Museen und
Bibliotheken unberührt blieben, so hatte
man dies nur dem Grafen zu verdanken,
sowie es sein Einftuß war, wenn mancher
leidenschaftliche Ausfall in den Kriegs-
berichten, welcher, oft in der Sprache der
Pariser republikanischen Clubs ver-
faßt, im „Monitem" zum Abdrucke kam,
in der „Wiener Zeitung" wesentlich ge-
mildert erschien. Ein Vergleich der fran-
zösischen Originale mit der deutschen
Uebertragung wäre noch heute, wie die
Dinge stehen, sehr lehrreich. .Als dann
am 30. December 4803 der Friedensbote
von Hollitsch anlangte und die Verhand-
lungen der Landes-Hofcommission mit den
französischen Behörden fortdauerten, da
bewies sich des Grafen Festigkeit und
Entschiedenheit in glänzendster Weise,
indem er den Forderungen der französi-
schen Behörden, die eine Menge der ge»
raubten Gegenstände als Staatsgut in
Anspruch nahmen, unbeugsam entgegen-
trat und so mehrere Millionen, welche
diese Gewaltherren forderten, für Oester-
reich rettete. Als nach so schwerer Zeit
freundlichere Tage kamen, war der
Monarch der Erste, der ein Handschreiben
ääo. Hollitsch 42. Jänner 4806 an den
Grafen richtete, das mit den Worten
begann: „Ehe er es noch mündlich thun
könne, danke er ihm schriftlich für das,
was der Graf in einer Zeit, die noch
keine ähnliche gehabt, für seinen Landes-
fürsten und seine Mitbürger mit rast-
loser Anstrengung, beispielloser
Rechtschaffenheit und der edel-
ften Selbstverleugnung gethan...".
Nnd in der That verdient Graf Wrbna,
der Held dieser 6o Tage, der mit uner-
schüttertem Muthe und hoher Weisheit
das Steuer im Sturme geführt und
durch Ausübung der vorzüglichsten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Band 58
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wolf-Wurmbrand
- Band
- 58
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon