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Müüerftorf-Urbair 2l9 Müllerftorf-Nrbair
Wunsch, aus dem Rathe einer Regierung
zu scheiden, welche für ihn nicht mehr
jene Staatsgrenzen darstellte, für deren
Interesse und Wohl er bisher seinDenken
und Wirken eingesetzt hatte. Er wurde
nun in Gnaden entlassen und in Aner»
kennung seiner großen Verdienste durch
die Verleihung des Großkreuzes des
Leopoldordens ausgezeichnet, sowie in
Hinblick auf seine reichen staatsmannischen
Erfahrungen zum lebenslänglichen Mit-
gliede des Herrenhauses ernannt. Schon
zu Anfang seiner ministeriellen Thätigkeit
hatte er die Würde eines geheimen Rathes
erhalten und war in seinem Range zum
Vice Admiral, dem damals höchsten Range
in der k. k. Kriegsmarine befördert worden.
In einer Zeit allgemeiner Demoralisation,
wo namentlich, und zwar nicht bloß in
Oesterreich, gegen Minister häufig der
Vorwurf erhoben wird, daß sie ihre
Stellung zur Bereicherung und Füllung
ihres Privatsäckels ausbeuten, ist es nicht
überflüssig hinzuzufügen, daß er von
seinem Ministersitze ärmer herabftieg, als
er sich darauf niedersetzte. Als er zum
Handelsminister ernannt wurde, über»
siedelte er aus der Provinz nach Wien,
und der Aufwand, den seine Stellung
und seine gesellschaftlichen Beziehungen
erheischten, stand durchaus nicht im Ver»
hältniß zu seinem Gehalt. Dazu kam
noch, daß er auf Grund der bestehenden
Normalien als Militär keinen Anspruch
auf eine Minifterpension hatte, sondern
einfach in seine Stellung in der Marine
zurücktrat. Später, 1869, wurde er durch
die Gnade des Kaisers und mit Rücksicht
auf seine in der Marine geleisteten Dienste
mit den Bezügen eines Vice»Admirals
in den dauernden Ruhestand versetzt.
Fortan lebte er in voller Zurückgezogen»
heit, nur seinen wissenschaftlichen Arbeiten
sich widmend, auf seiner zweiten Gemalin Besitzung Ruhberg bei Graz. Werfen wir
nun noch einen Blick aufWüllerstorf's
wissenschaftliche Arbeiten. Ein großer
Theil davon, bald größere, bald kleinere
Aufsätze, findet sich in deutschen und
österreichischen Zeitschriften und in wissen-
schaftlichen Fachschriften zerstreut abge-
druckt. Einiges ist in Separatabdrucken
erschienen. Wir führen daraus an: in den
Sitzungsberichten der kaiserlichen Aka-
demie der Wissenschaften mathematisch,
naturwissenschaftlicher Classe: „Zur Ver-
theilung der Winde auf der Oberfiächeder
Erde. Die Monsune, insbesondere jene
des
chinesischen Meeres" sBd. XXXVI,
S. 143—172^ — „Ueber das Ve»
halten und die Vertheilung der Winde auf
der Oberfläche der Erde, sowie insbe»
sondere über die Windverhältnisse am
Cap Horn. Zwei Briefe an M. F.
Maury". mit 6 Tafeln: M . XXXIX,
S. 103—148^; — „Bemerkungen über
die physicalischen Verhältnisse des adriati-
schenMeeres", mit 1 Tafel M . XI . VII I ,
2. Abiheilung. S. 83—107^; — «Zur
wissenschaftlichen Verwerthung des Ane-
roids als Mittels zur Bestimmung der
Schwere auf der Erdoberfläche und zur
Berechnung der Abplattung der Erde"
^in den Denkschriften der kaiserlichen Aka»
demie mathematisch ° naturwissenschaft'
licher Classe Bd. XXXI, S. 141—536^;
— in der österreichischen militärischen
Zeitschrift: „Ueber die Wichtigkeit des
adriatischen Meeres für Oesterreich und
dessen Vertheidigung", auch im Separat«
abdruck (Wien 1861); — ,Die meteorolo-
gischen Beobachtungen und die Analyse
des Schiffscurses während der Polar-
expedition unter Weyprecht und P a yb r
1872—1874" (ebd. 1873, mit t Stamm-
tafel in Groß-Fol.); — „Ueber die physi«
ealischen Verhältnisse des adriatischm
Meeres (1A63);— „Ueber die Wichtigkeit
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Band 58
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wolf-Wurmbrand
- Band
- 58
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon