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MÜrttemberg/Ferd. Friedr. Aug. 251 Württemberg Ferd. Friedr. Aug.
der ersten Freiwilligen in die Musterliften
hatte einschreiben lassen. Schon am ersten
Tage meldeten sich nicht weniger denn
37.900 Freiwillige, von denen aber nur
die tüchtigsten Männer, an 10.000, aus-
gewählt wurden, die in 18 Bataillons
Infanterie, 1 Iägercorps, und 2 Ksca«
drons abgetheilt wurden. Als am
17. April nach der feierlichen Fahnen»
weihe das Corps ausmarschirte, kam das
Hauptquartier des Herzogs nach Kloster»
neuburg. Die weiteren Maßnahmen wur-
den infolge der am 18. April bei Leoben
abgeschlossenen Friedenspräliminarien ein-
gestellt. Als dann der Herzog mit einer
kraftvollen und hochherzigen Anrede die
Freiwilligen entlassen und ihrer glü-
henden Vaterlandsliebe das rühmlichste
Zeugniß ertheilt hatte, verlieh ihm der
Magistrat Wiens das Ehrenbürgerrecht,
wofür er der Stadt einen schön gear-
betteten silbernen Pocal verehrte. Alle
aber, welche dem Aufgebote gefolgt
waren, erhielten zu bleibendem Ge»
dachtniß eine mit dem Bilde des Kaisers
gezierte silberne Medaille an schwarz,
gelbem Bande. Der Herzog und einige
der höchsten Ofsiciere und Beamten,
welche sich bei der Errichtung und Füh«
rung besonders hervorgethan, solche Me>
daillen von Gold. Auch wurde am
ttj. October 1797 das Bildniß Ferdi-
nands zugleich mit jenem des Grafen
Saurau, der auch aus diesem Anlaß
besondere Thätigkeit entfaltet hatte,
nachdem Beide die Aufnahme in die Zahl
der akademischen Bürger angenommen,
in dem Consistorialsaale der Universität
mit großer Feierlichkeit aufgestellt. Die
nächsten zwei Jahre nahm der Herzog
als commandirender General Inner-
österreichs seinen Aufenthalt in Gratz,
vollführte aber in dieser Zeit zwei wich»
tige Missionen nach St. Petersburg, die erste vom Juli 1798 bis Februar l799.
um den Marsch des russischen Hilfscorps
nach Italien einzuleiten, das zweite Mal
im August 1799, um die Differenzen aus-
zugleichen, welche sich zwischen beiden
Höfen wegen der ferneren Verwendung
des russischen Hilfscorps erhoben hatten.
Wahrend ihm die erstere Sendung voll-
kommen glückte, gelang es ihm bei der
zweiten nicht, die erwünschte Einigung
zu erzielen. Nach seiner Mckkchr nahm
er wieder seinen Aufenthalt in Gratz und
blieb daselbst, bis er, am 3. September
1800 zum commandirenden General in
Oesterreich ob und unter der Enns und
zum Stadt'Commandanten von Wien
ernannt, dahin übersiedelte. In diese Zeit
fällt die Vermehrung der kaiserlichen
Streitkräfte durch Organisirung neuer
Truppen, die Aufstellung eines Corps
freiwilliger Schützen in Wien, welches am
21. October bereits 2247 Mann zählte,
die Verwendung der Wiener Bürger zum
Garnisonsdienste, die Verproviantirung
Wiens und die Vorbereitungen zu einem
Aufgebot, welches er mit dem damaligen
Finanzminifter Grafen Saurau aufzu»
stellen beabsichtigte. Am 24. November
1803 ernannte der Kaiser den Herzog
zum Feldmarschall, und wenige Tage
später ging derselbe in dritter Sendung
nach Rußland, um über den Marsch der
russischen Truppen durch die österreichischen
Staaten und ihre Verpflegung Verträge
abzuschließen. Nach seiner Rückkehr Ende
August ward ihm durch die aus Hetzen»
dorf am 27. und aus Wels am 28. Oc«
tober 1803 erlassenen kaiserlichen Hand-
billets die oberste Leitung aller Vertheidi-
gungsanstalten in Unter« und Ober.
österreich übettragen. Am 6. November
ging er, vom Monarchen entsendet, nach
Brunn, um dort den Kaiser Alexander
> von Rußland zu empfangen. Der Preß-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Band 58
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wolf-Wurmbrand
- Band
- 58
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon