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Württemberg, Wilhelm Nicolaus 267 Württemberg, Wilhelm NicMus
Hingebung der ihm unterstehenden Trup.
pen in seltenem Grade. Auch die Bevöl-
kerung gewann zu ihm Zutrauen, und
die Berichte, die zu jener Zeit ein paar
Parteiblätter brachten, standen mit den
bestehenden Verhältnissen geradezu im
Widersprüche. Der Krieg — vielleicht ein
Weltkrieg — steht in Sicht, und Aller
Blicke smd dabei auf den Helden von
CustoM und auf den Herzog Wilhelm
gerichtet, unter deren Befehlen unsere er»
probte Armee wohl den Friedensstörer,
der auf unberechtigten Länderzuwachs
lauert, in seine Schranken zurückweisen
wird.
Des Herzogs Wilhelm letzter Bogenstrich. Eine
Episode aus seiner Jugend. Es wurde Musik
gemacht, und der Herzog horchte den Tönen
einer Violine, die ein junger Genicofsicier
mit großer Fertigkeit spielte. Als das Ton-
stück zu Ende war, begann der Herzog im
Kreise der Waffenkameraden. die den Salon
ausfüllten: „Das Violinspiel hatte für mich
oon jeher eine besondere Anziehungskraft,
denn wissen Sie — und hiebei spielte ein
eigenthümlich schalkhaftes Lächeln über seine
feinen Züge — ich war auch einmal ein
eifriger Piolinspieler, ja gewiß! Und wenn
auch diese Zeit schon sehr ferne liegt, so
erinnere ich mich noch mit großem Vergnügen
an diese sonnigen Tage meiner Jugend. Doch
will ich Ihnen auch verrathen, wie meine
Mnstlerlaufbahn einen ganz unerwartet
raschen, ja beinahe tragischen Abschluß nahm.
Än Ausdauer und an redlichem Willen fehlte
cs mir bei meinen musicalischen Studien
nicht; leider aber war mir das Wichtigste
dazu versagt. Mein Ohr besaß nicht die noth«
wendige Feinfühlig keit. Sie können sich daher
dic Verzweiflung eines kunstbegeisterten Mei»
strrs ausmalen, welcher hier einem unüber«
windlichen Hindernisse gegenüberstand. Wein
Wunsch, bei der Semester'Schlußproduction
der Anstalt, deren Zögling ich war. mitzu«
wirken, stieß daher auf bedeutenden Wider»
stand; aber mein unermüdlicher Eifer und
meine kindliche Neberredungskunst siegten
endlich, und ich wurde — Orchestermitglied.
Der Tag der Aufführung kam heran. Das
emstudirte Instrumentalwerk sollte den Schluß
des Concertes bilden. Schon hatte sich die Bühne mit den Kunstjüngern gefüllt, die
Instrumente waren gestimmt, der Dirkgent
stand bereits vor seinem Pulte, als man mir
im letzten Augenblick meine ungeduldig er«
wartete Geige in die Hand drückte. Ich hatte
eben noch so viel Zeit, um an meinen Platz
zu gelangen, als das Zeichen zum Anfang
gegeben wurde. Alle Bog?n setzen sich in
Bewegung! Auch ich hole aus — ich spiele
— ich spiele? — aber ich höre nichts!
Ich versuche wieder, aber kein Ton ist dein
verwünschten Instrumente abzuringen. Da
gewahre ich mit Entsetzen das Geschehem!
Denken Sie sich — man hatte mir den Bo,mi
mit Seife eingeschmiert! Ich war wüthend.
Zorn und Scham kämpften in mir; doch die
Klugheit gebot, den Grund meiner Auf.
regung zu verbergen. So strich ich denn hin
und her und her und hin — wie es der
Rhythmus des Stückes erforderte, aber wie
zuuor vergeblich, der schlummernde Ton war
nicht wieder zu- erwecken. Die musicalische
Cur, welche man mir auferlegt hatte, war
eben so teuflisch als sicher! Ein fester Gnt»
schluß reifte in mir: Nie mehr sollte meine
Hand eine Violine berühren! Bei dem letzten
aufjauchzenden Accorde des Tonwerkes that
auch ich noch einen gewaltigen Zug — wie
leises Wimmern schien eS aus der Geige zu
klingrn — es war ein wehmüthiger Abschieds»
grüß, mein letzter Bogenstrich/'
Gucken. Fremden » Blatt. Von Gustav
Heine (Wien. 4«.) 1864. Nr. 44: „Ueber
den Sieg bei Oeuersee". — (WaldHeim's)
Illustrirte Blätter (Wien. gr. 4°) 1864.
S. 77: „Der Tag von Oeuersee". — Tr^p»
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Neb er Land und Meer (Stuttgart. Hall«
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„Herzog Wilhelm von Württemberg". —
Il lustr i r te Zeitung (Leipzig. I . I . We.
ber) 3. März 1864 Nr. 1079: „Herzog Wil'
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Ze i tung (Augsburg. Cotta. gr. 4".)
22. Jänner 1882, Nr. 22: „Der Aufstand in
der Hercegovina". Von H. R. — Thür»
heim (Andreas Graf). Gedenkblätter aus
der Kriegsgeschichte der k. k. österreichisch-
ungarischen Armee (Wien und Teschen 1880.
Prochaska. gr. 8«.) Bd. I, S.4. Jahr 1848;
S. 173. Jahr 1839; S. 17?. Jahr 1839;
S. 178, Jahr 1860. — Die He imat
(Wiener illustr. Blatt. 4°.) 1880, S. 160:
u. Wurzbach biogr. Lerikon. LVI I I . ^Gedr. 8. Sepi.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Band 58
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wolf-Wurmbrand
- Band
- 58
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon