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Wurmb, Anton 288 Murmb, Anton
Ein Freiherr von Wurm. der einem thürin'
gischen Adelsgeschlechte entstammte, aber in
der k. k. österreichischen Armee diente. W2r
1743 Oberst und Commandant des 7. Infan-
terie « Regimentes, damals Graf Neipperg,
später Lattermann, dann Maroioic. heute
Freiherr von Dahlen. Das Regiment machte
den Feldzug am Rhein und in Böhmen 1744
und 1745 mit, und in der Schlacht bei
Hohenfriedberg am 4. Juni 1743 fand Oberst
Freiherr von Wurm den Heldentod auf dem
Schlachtfelde.
WllNllb, Anton (Industrieller
und Abgeordneter des oberösterrei'
chischen Landtages, geb. zu Neumarkt
in Oberösterreich ^814, gest. daselbst
27. April 1866). Seine Eltern, welche
in Neumarkt ein bedeutendes Leinen»
geschäft betrieben, schickten ihn nach
Kremsmünster, wo er an dem von den
Benediktinern geleiteten Gymnasium seine
Studien vollendete. Dann, um für das
kaufmännische Geschäft gründlich sich
auszubilden, ging er auf Reisen, auf
welchen er Deutschland, Belgien, die
Schweiz, Frankreich und Italien be«
suchte. Nach seiner Rückkehr trat er
ins praktische Leben, wurde in Wien
Procuraführer in einem Großhandlnngs»
hause und übernahm nach dem Tode
seines Vaters die Leitung des Neu»
markter Leinengeschäftes. Ein ansehn-
licher Realitäten» und Grundbesitz er»
möglichte es ihm, sich an verschiedenen
Unternehmungen zu betheiligen und
unter Anderem eine Bierbrauerei zu
errichten. In Neumarkt zum Bürger»
meister erwählt, schloß er sich nach Aus»
bruch der Märzbewegung im Jahre 4848
ihr auf das entschiedenste an und för«
derte sie auch, als sie aus dem gesetz-
lichen ins revolutionäre Geleise über-
geleitet wurde, mit allen Kräften. So
organisirte er denn auch, als Fürst
Windifch-Gratz zur Rettung der in
ihren Grundvesten erschütterten Mon» archie mit Heeresmacht aus Böhmen
gegen die Kaiserstadt anrückte, um die-
selbe einzuschließen, einen Freischaarenzug
dahin, welcher jedoch mißlang, worauf er
sich durch die Flucht in die Schweiz rettete.
Vor der Amnestie zurückgekehrt und vor
Gericht gestellt, wurde er zu mehrjähriger
Haft im Strafhause zu Linz vermtheilt.
In der Folge aus der Haft entlassen
und in seine bürgerlichen Rechte wieder
eingesetzt, trat er aufs neue als Abgeord-
neter in den oberösterreichischen Landtag
ein, welchem er bereits seit 1848 ange»
hörte, und in welchem er nun seine ganze
Thätigkeit den Interessen des Landes
widmete. Seine Stellung im Landtage,
wie es in einem ihm gewidmeten Nach«
rufe heißt, „war isolirt und unerquicklich
genug, er erlahmte aber nicht und war
aufs innigste überzeugt, in allen Fragen
und Angelegenheiten nach bestem Wissen
und Gewissen gehandelt zu haben".
Wurmb hat innerhalb der letzten
zwanzig Jahre insbesondere für Ober»
österreich viel gethan, war ein mächtiger
Anreger und Förderer in Allem, wo es
galt, seinem Lande Vortheile zu erweisen.
Durch Wort und Schrift rastlos und un°
ermüdlich thätig, behandelte er eingehend
alle wichtigeren Tages fragen in Flug-
schriften, und so erschienen von ihm:
Mein Antheil an der Westbahn";
— „Die landwirtschaftliche Disconto»
bank"; — „Straßenwesen. Ein Beitrag
zum Straßenconcurrenz-Gesetze für Ober«
öfterreich. Mit einer Straßenkarte"
(1863); — ^Die Neumarkt'Ried'Brau.
namr Bahn" u. m. a. Diesen seinen
Zieblingsplänen, vorzugsweise dem letzt-
genannten, opferte er alle seine Zeit und
ihrer Ausführung nach und nach sein
Hab und Gut. Eine Reihe fchlgeschla-
gener Hoffnungen, eine unaufhörliche
Vereitlung und Durchkreuzung aller
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Band 58
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wolf-Wurmbrand
- Band
- 58
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon