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Wurmb, Franz 287 Wurmb, Franz
und das Magisterium der Geburtshilfe
erlangte. Im folgenden Jahre begleitete
er auf Dr. Wierer's Empfehlung den
Freiherrn von Sina als Choleraarzt
nach Ripftolden, wo er während der Epi-
demie, die jedoch den Ort verschonte, bei
Sina verblieb. Nach Wien zurückgekehrt,
wurde er Assistent Wierer's. Gerade zu
jener Zeit entbrannte, wie Wurmb's
Biograph schreibt, der Kampf zwischen
der neuen physiologischen Schule und den
privilegirten und patentirten Kreuzpredi»
gern des alten Schlendrians, zwischen
kaum dem Katheder entwachsenen Schü«
lern und bemoosten Professorenhäuptern.
Hahnemann war um diese Zeit eben
aufgetreten, noch aber war seine Schule
zu jung, und hatte er auch auf dem neu
gewonnenen Gebiete cm reiches Material
aufgespeichert, so gab es doch immer noch
viel zu thun, um den Werth und die
Brauchbarkeit des „Aehnlichkeits.
gesetzes^', auf welchem das Hahne'»
mann'sche Heilverfahren beruht, zu
einein allgemein gütigen dynamischen
Heilprincip zu erheben. Wurmb trat
aber offen zur Fahne Hahnemann's
über und leistete somit Verzicht auf die
glänzende Zukunft, die ihm als Wierer's
Assistent gewiß war. Getrost und guten
Muthes tauschte er das bescheidene Loos
dafür ein, das einem einzig auf seine
eigenen Füße gestellten jungen Praktiker
neben einigen hundert älteren Collegen
erwartet. Aber glückliche Curen mit der
neuen und viel einfacheren Heilmethode
verschafften ihm bald einen bedeutenden
Ruf, und schon nach wenig Jahren zählte
er zu den beschäftigtsten homöopathischen
Aerzten Wiens und fand sich für das
seiner Ueberzeugung gebrachte Opfer hin-
länglich entschädigt. Dabei beschränkte er
seine Thätigkeit nicht ausschließlich auf
die Praxis; er setzte vielmehr sein bes» seres Theil darein, nach Kräften zu dem
wissenschaftlichen Ausbau der neuen
HMchre beizutragen. Bereits !839 ver-
öffentlichte er im 9. Bande der von dem
homöopathischen Vereine im Großherzog-
thum Baden 1834 begründeten „Hygiea.
Zeitschrift für Heilkunde" eine von der
Kritik beifällig aufgenommene Abhand-
lung über Pneumonie. Dann gab er im
Vereine mit seinen Freunden, den Doc-
toren W. Fleischmann, Cl. Hampe
und PH. Ant. Watzke unter Redaction
des Letzteren von 1843 ab die „Oester-
reichische Zeitschrift für Homöopathie"
heraus, welche bis 1849 erschien. Im
zweiten Bande derselben befindet sich
seine von Fachmännern als trefflich be-
zeichnete Abhandlung über den Arsenik;
deren über andere in ähnlicher Weise be-
handelte Heilmittel, wie VOliaäonil^
tilla, befanden sich in seinem Nachlasse.
Außerdem gab er mit Dr. Caspar ge.
meinschaftlich „Hllwöllpathüch- klinische M-
bien" Wien 1832, 8^.) heraus, in denen
er und sein Genosse einen Theil der im
Spital der barmherzigen Schwestern in
der Leopoldstadt gesammelten ErfahruN'
gen und das Wichtigste aus den klinischen
Vorlesungen, die er einige Jahre hindurch
daselbst fast täglich am Krankenbette ge>
balten, niederlegten. Es findet sich in
diesen „Studien" neben mehreren inter-
essanten Heilungsgeschichten auch eine
große Zahl von für angehende homöopa»
thische Aerzte wichtigen praktischen Winken
und Hei-lanzeigen. Noch aber erwarb sich
Wurmb nach zwei Seiten hin ein An»
recht auf ein dauerndes Andenken. War
der Gedanke zur Bildung eines Vereines
der homöopathischen Aerzte Oesterreichs
für physiologische Arzeneiprüfung auch
von mehreren Seiten angeregt worden,
so machte doch vorzugsweise Wurmb
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wolf-Wurmbrand, Band 58
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wolf-Wurmbrand
- Band
- 58
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon