Seite - 10 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wurmser-Zhuber, Band 59
Bild der Seite - 10 -
Text der Seite - 10 -
Murth Wurth
Karol ine Wei ßcnberger, die Schwe»
Dr der dortigen Sliftsgärtnerin, als
Ehefrau heimgeführt — erträglich machte.
In Münchendorf lebte er, ohne stlbst
Anlaß zu geben, in steter Fehde mit dem
Pfarrer und der Gemeinde. Ersterem
schien er zu gelehrt, und da er ein stiller
in sich verschlossener Mann war, der am
liebsten daheim bei den Seinen und bei
den Büchern saß, stolz; die Gemeinde,
welche, wie dies so oft der Fall, dem
Schullehrer immer über sein will, reizte
er, indem er das Wirthshaus mied und
den nichtsnutzigen Bauernrangen gegen-
über, die in der Schule das Lied pfiffen,
welches d!e Eltern daheim sangen, mit
Strenge begegnete. Wurth's Tagebuch
berichte: genug von den gemeinen Nör»
geleien, die er von den rohen Bauern zu
erdulden hatte. Für das Alles fand er
bei Frau und Kindern, bei seinen Bü-
chern, in der Poesie, in seinen Arbeiten,
Forschungen und Sammlungen aus«
giebigen Trost. Proben seiner Dichtuw
gen, die einen mehr elegischen Charakter
an sicb tragen, finden wir in Wurth's
Monographie von Landsteiner. In
seinem Beruf als Lehrer wirkte er auch
schriftstellerisch und war ein fleißiger Mit»
arbeiter des „Oesterreiäslschen Schul-
boten", des „Oesterreichischen pädagogi-
scheu Wochenblattes" und der von
Spitzer redigirten „Allgemeinen öfter»
leichischen Schulzeitung". Im Schul-
boten veröffentlichte er unter andern:
„Ueber Perlenfischerei" j^863, Nr. 20^;
— «Die M. Leonhard'sche Stiftung
für Schullehrer'Witwen und -Waisen"
sebd.^'— „Die Anfänge der Seiden»
zucht in Münchendorf" >^868, Nr. 24^>;
— „A. Nitsche, ein österreichischer
Lehrer und Dichter" ^<869, Nr. 19^j;
im pädagogischen Wochenblattte:
„Ueber den Waulwurf" ^<864, Nr. 28); — „Ioh. Michael Leonhard"
Nr. t^; — „Biographische Skizzen von
Iugendgenossen" ^ebd., Nr. 22, 23. 24
und 23)', — „Nachruf an ?. Adolf
Reindl" sebd., Nr. 42^', in Spitzer's
Schulzeitung: „Ein seltenes Fest zu
Münchendorf" sl866, Nr. 26^. — „Der
älteste Schullehrer Niederösterreichs, Leo-
pold Huber in Sulz" ^ebd., Nr. 2?^'
— „Erlebnisse eines Schullehrers aus
dem V. U. M. B. während der preußi»
schen Invasion im Juli 1866" i>bd,^.
Eine vollständige Uebersicht der päda-
gogischen Artikel Wur th 's , nahezu
deren 80, welche die mannigfachsten
Schulfragen mit Sachkenntniß und die
heikelsten mit Ruhe und Anstand behan»
deln, theilt Land st einer in der schon
erwähnten Monographie mit. Die
Hauptthätigkeit Wurth's aber ist auf
mundartlichem und culturhistorischem
Gebiete zu suchen. Doch gelang es ihm
nicht, mit einem selbständigem Werke
aufzutreten', was er aber den oben ge«
nannten Gelehrten für ihre lexikalischen,
grammatischen und ethnographischen
Werke lieferte, grenzt ans Unglaubliche.
Dabei theilte er dies Alles ohne Entgelt
mit, und die kargen Honorare, welche
ihm die erwähnten pädagogischen Blätter
zahlten, sind kaum nennenswerth. Reich
waren besonders seine Sammlungen von
Liedern und Volksüberlieferungen, welche
das ganze große Gebiet dieses höchst
interessanten Stoffes umfaßten, dann die
Sammlungen über Volksbrauche, Aber»
glauben u. d. m., welche das sogenannte
Bauernjahr in seinen Festen und Bräu-
chen, verschiedene Gewohnheiten und
Rechtsgebrauche, Geburt und Taufe,
Kinderjahre, Kindertod, Liebe, Hochzeit
und Ehe, Tod und Begrabniß, Seelen,
Geister, Krankheiten, Haus und Hof,
verschiedene Segnungen, Traume, Here-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wurmser-Zhuber, Band 59
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wurmser-Zhuber
- Band
- 59
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 428
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon