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Wutschel 36 Wutsche!
Componist verschiedene Clavier« und
Gesangstücke, Soli und vierstimmige
Mannerchöre geschrieben, wovon Meh-
reres im Druck erschienen ist. Seine
Männerchöre erfreuen sich in Musikkreisen
großer Beliebtheit und werden gern ge-
sungen. Zu Anfang der Siebziger>Iahre
war Wutschek noch am Leben.
d'Elvert (Christian). Geschichte der Musik in
Mähren und Oesterreichisch-Schlesien. Mit
Rücksicht auf die allgemeine böhmische und öfter»
reichische Musikgeschichte (Brunn 1873, gr. 8".)
Wutschel, Franz (Oberst in der
amerikanischen Armee, geb. zu Brunn
in Mähren um 18l3). Nachdem er in
seiner Vaterstadt die philosophischen Stu«
dien beendet hatte, ging er nach Wien.
Wahrend er daselbst an der Hochschule
die Rechte hörte, brach 1848 die März-
bewegung aus, welcher er sich gleich den
vielen Tausenden, denen der vormärzliche
politische Druck unerträglich geworden,
mit aller Begeisterung anschloß. Gleich
in den ersten drei Tagen nach Ausbruch
der Bewegung, die man durch Waffen-
gewalt in das alte Niveau zurückzudam-
men versuchte, entwickelten sich auch in
den einzelnen Schichten der Bevölkerung
ernste Besorgnisse, und es begannen Be-
rathungen, wie dieser Gewalt zu wider-
stehen sei. Nicht wenig waren die Stu>
direnden thätig, und bald beschlossen auch
die Hörer der Rechte zusammenzustehen
und das ihrige zu thun, die kaum errun
gene Freiheit festzuhalten. Wutschel ,
eine energische Natur, redebegabt und
jederzeit bereit, sich ihm entgegenstellende
Hindernisse niederzuwerfen, gewann bald
einen vorwiegenden Einfluß auf seine
Collegen, die nur eines Führers bedurf»
ten, um ihren freiheitsbegeisterten Ideen
Ausdruck zu geben. So wurde er der
Führer seiner Schaar, der eS gleich vor- hinein aussprach, daß man
sich zum
Kampf bereit halten muffe, worin ihm
von seinen Collegen beigestimmt wurde.
Er behauptete seinen Einfluß bis über
dieOctobertage hinaus. Als am I.April
1848 im Theater an der Wien das
Lustspiel „Ein bemoostes Haupt" von
Benedir über die Bretter ging, worin
bekanntermaßen die Studenten eine große
Rolle spielen, gerieth er auf den Ge-
danken, sich mit mehreren Collegen zur
Uebernahme der Studentenrollen im
Stücke anzubieten. Pokorny aber be»
stimmte das Erträgniß des Abends zur
Uniformirung armer Legionäre. Das
Publicum, das schon lange mit den
schmucken Legionären sympathisirte, über«
trug seine Sympathien auch auf die
Studenten auf der Bühne. Der Zudrang
des Publicums war ein außerordentlicher.
Die erzielte Einnahme ermöglichte nicht
nur die Uniformirung einer Juristen»
compagnie, sondern auch den Ersatz der
alten Steinschlösser auf den Gewehren
mit Percussionsschlössern. Das in dem
Stücke vorkommende Fuchst! ed und
die Katzenmusik mußten immer zwei-,
auch dreimal wiederholt werden und be-
kamen allmalig eine solche Popularität,
daß sie in keinem Programm von musi-
calischen Unterhaltungen fehlen durften,
Vom Schauspielhause verpflanzte sich die
Katzenmusik in kurzer Zeit auf die poli-
tische Bühne, schließlich auf die sociale
Pöbelschmiere. Wutschel, welcher in>
dessen Hauptmann im Iuristencorps ge-
worden, übte auf seine Legionäre einen
mit den politischen Ausschreitungen des
Jahres wachsenden Einfluß, und als die
Bewegung einen revolutionären Cha>
rakter annahm, machte er denselben in
gleichem Sinne geltend. I n den October»
tagen, als man zur Bildung von Mobil»
garden schritt, errichtete er mittelst Auf»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wurmser-Zhuber, Band 59
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Wurmser-Zhuber
- Band
- 59
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 428
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon