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rorismus, die Unduldsamkeit, mit der
man alle anderen Meinungen unterdrückte,
die Rohheit, die hochmüthige Unwissen»
heit, die mehr als zweifelhafte Moralität
einiger der Führer, unter denen es no>
torisch bekannte Fälscher und Betrüger
gab, sich immer dreister offenbarten, ging
er, von Ekel über solches Treiben erfüllt,
zur conservativen Partei über, der er
dann als Mitglied der Magnatentafel
und später auch in amtlicher Stellung
als Administrator des Weißenburger
Comitates angehörte. I n letzterer Eigen»
schaft verfolgte er mit rücksichtsloser
Schärfe die Mißbräuche der Comitats-
Verwaltung, die Nachlässigkeiten und Be»
trügereien der Beamten; mit Ent-
schiedenheit und oft drolligem Humor
trat er den Bestrebungen der adeligen
Proletarier entgegen, die als Comitats»
beamte, Advocaten den Kern der radi»
calen Partei bildeten. Schonungslos
griff er die Grohmuth jener an, die stets
bereit waren, aus fremdem Säckel freigebig
zu sein oder aus fremder Haut Riemen
zu schneiden, und verschonte keineswegs
die moralische Armseligkeit mancher seiner
Standesgenojsen, die zwischen einem
Spazierritte und einem Balle mit dem-
selben Leichtsinne revolutionirten, mit dem
sie allenfalls Karten spielten, und den
Umsturz der bestehenden Verhältnisse
ihres Vaterlandes als Gegenstand der
Mode, der Unterhaltung und des un-
reifen Enthusiasmus behandelten. Damit
aber soll keineswegs bestritten werden,
daß ein Theil der ungarischen Opposition
von edleren und ernsteren Motiven ge-
leitet wurde, daß sie tüchtige Capaci»
täten und ehrenwerthe Charaktere in
ihren Reihen zählte. Der Graf hatte
nach Bildung des Ministeriums Bat-
thyanyi seine amtliche Stellung auf>
gegeben und lebte in stiller Zurück»
v. Würzbach, biogr.Lerikon. I.x. fGdr. gezogenheit auf seiner Besitzung. Schon
hatte die verhängnisvolle Sitzung vom
21. September 4848 stattgehabt und in
derselben Kossuth die Revolution offen
declarirt, den Landesvertheidigungsaus«
schuß eingesetzt und diefer 200.000
Mann und 42 Millionen Gulden zur
Rettung des bedrängten Vaterlandes
votirt. So standen die Dinge, als gegen
Ende September der Ban von Croatien
mit seinen Truppen in Weißenburg er»
schien. Es ist nicht Aufgabe dieses
Werkes, die Aufregung zu schildern,
welche der Einmarsch des Ban im Lande
verbreitete. Der Graf war immer noch so
viel Ungar, um diesen Einmarsch zunächst
als eine nicht zu verhindernde Thatsache
entgegenzunehmen. Die Begegnungen
mit dem Ban, die rein zufällige waren
und sich unter diesen Umstanden auf ge>
wohnliche Höflichkeitsacte beschränkten,
sollten ihm aber verderblich werden. Ob-
wohl er wußte, wie man den Haß gegen
ihn schürte, wie man seine Unterthanen
gegen ihn aufwiegelte, konnte er sich,
trotz des ihm von vielen Seiten ertheilten
Nathes, sich zu entfernen, doch nicht ent«
schließen, Haus und Hof zu verlassen, da
er seine Unterthanen bei den unter den
damaligen Verhältnissen unvermeidlichen
Bedrückungen der vordringenden Trup«
pen durch seine Anwesenheit am besten
zu schützen glaubte. Und nur aus diesem
Grunde erbat er sich einen Geleitsbrief
vom Ban zum Schutze gegen die nach-
rückenden Truppen des Generals Roth.
Dieser Geleitsbrief war aber sein Vor-
derben. Als- er mit demselben nach
Kaloz auf sein Landgut zurückfuhr,
wurde er vom Landstürme aufgegriffen
und von Görgey, der, damals ein
einfacher Honvödmajor, seine Rebellen-
schwingen zu prüfen begann, vor ein
Kriegsgericht gestellt. Schon die Zu«
14. Oct. j89n.) 2
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Band 60
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Zichy-Zyka
- Band
- 60
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon