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Zichy-MsonykeX, Franz 24 Zichn-Msonykeo, Franz
ungarischen Hofkanzlei in Wien, dann
wirklicher geheimer Rath, Präses de
Studienhofcommisfion und des Censur
collegiumS und wahrend der AbweseN'
heit des Palatins Präsident der unga-
rischen Statthalterei. Im Jahre <849
leistete er, ohne gerade bei der Diplo
matie verwendet zu sein, in Petersburg
ausgezeichnete Dienste bei der Richtig,
stellung und Ordnung der Kosten der
russischen Occupation in Ungarn. Als
dann nach Aufhebung der !848er
fassung am lA. April l83l der vom
Kaiser ernannte Neichsrath ins Leben
trat, befand sich unter den ersten Mit
gliedern desselben Franz Graf Zichy
zugleich mit Freiherrn von Buo l , Hugo
Fürsten Salm, Ladislaus von Szö
gyönyi, B. Purckhardt, Andieas
Freiherrn von Baumgartner und
Herrn von Salvot t i . 1874 erhielt er
den Posten nnes Botschafters bei der
Pforte, den er mehrere Jahre bekleidete,
und von welchem er auf sein Ersuchen
4879 enthoben wurde. Er war es, der
in einer Audienz im März 4873 dem
Sultan die Eröffnung machte, daß die
äool^ tt» ti'exploitHtion des ciismins äs
ler äs Koumelio ihren Sitz von Paris
nach Wien verlegt und aus einer fran»
zösischen in eine österreichische Com>
pagnie sich umgestaltet habe. Der Sultan
hörte den Bericht des Botschafters an
und bemerkte dann, daß er gegen diese
Umgestaltung der 3ooi6tö ä'expioita-
UoQ nicht das Geringste einzuwenden
habe. Auf, Grund dieser Aeußerung des
Sultans telegraphirte der Graf nach
Wien, daß dieser wichtige Punkt nach der
ihm vom Sultan persönlich gemachten
Zusicherung als erledigt zu betrachten
sei. Kaum aber hatte der Graf diese De-
pefche expedirt, als ihm der Großvezier
Hussein Avni Pascha dle Kunde übersandte, daß der Sultan keineswegs
geneigt sei, die Frage in dem Sinne,
welchen der Graf Zichy annahm, zu
erledigen, und daß in diesem Falle umso
gewisser ein Mißverständniß obwalte,
als der Sultan eben an die hohe Pforte
Instcuctionen gelangen ließ, welche der
Annahme des Grasen Zichy vollständig
entgegengesetzt lauten. Dieser Act tür-
kischer Intriguenpolitik machte damals
begreiflicher Weise in diplomatischen
Kreisen nicht geringes Aufsehen und
fand die einigermaßen befremdliche Lö«
sung, daß der Sultan anerkannte: Graf
Zichy habe ganz richtig an seine Regie-
rung beachtet', nur ihm (dem Sultan)
seien nach Entfernung des Botschafters
sinancielle Bedenken aufgestiegen, welche
ihn bestimmt hatten, seine ursprünglichen
Ansichten über diesen Nationalitäts-
Wechsel einer Eisenbahngesellschaft ^ zu
modificiren. Allem Anscheine nach waren
bei diesem ostensiblen Wechsel der An-
ächten französisch russische Intriguen —
es bekleideten damals Graf Voguö den
französischen, Graf Ignat iew den rus-
fischen Botschafterposten bei der hohen
Pforte — im Spiele. Doch verlief der
anfänglich ziemlich ernste Zwischenfall
ohne weitere politische Folgen. Aus der
Zeit seiner Internuntiatur stammt eine
Schenkung cypriotischer Vasen, welche
der Graf dem ungarischen. National»
museum gemacht. Nach seiner Entlassung
aus dem diplomatischen Dienste lebt
er zurückgezogen von allen öffentlichen
Geschäften. Die öffentliche Meinung
hatte sich noch zweimal besonders mit ihm
beschäftigt, das eine Mal längere Zeit
und sehr eingehend, als er 1863 als
Administrator, der Fürst Gszterhg.zy'.
schen Concursmaffe heftig angegriffen
wurde und die Zeitungen wie besondere
Libelle für und wider ihn Partei ergriffen;
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Band 60
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Zichy-Zyka
- Band
- 60
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon