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Zichy-Msonykeü, Knrl I. 29 Zichy-Väsonykeo, Karl I.
im Alter von 6 Jahren (l?59) die
theresianische Ritterakademie und blieb
in derselben durch 42 Jahre, bis !77l.
Daselbst vollendete er mit großer Aus-
zeichnung die Studien und vertheidigte
vor seinem Austritte vor einer zahl
reichen und ansehnlichen Versammlung
eine Reihe von Sätzen aus den politi
schen Wissenschaften mit glänzendem Er
folge. Nun kam er zur Erlernung der
praktischen Staatsgeschäfte an die Seite
des Hofrathes und damaligen Gouver-
neurs von Fiume Joseph Grafen Maj>
l^th Md. XVI, S. 30.^ und wurde
schon 1773, erst 22 Jahre alt, wirklicher
illyrischer Hofcommissionsrath bei der
Hofkammer in Wien und am 7. März
1777 wirklicher Hofrath. l786 erfolgte
seine Ernennung zum Administrator des
Bttkeser, 1787 zum Obergespan des
Raaber Comitates und Präsidenten der
ungarischen Hofkammer, 1788 zum
«luäex. ourme, damals die höchste,Stelle
in Ungarw? da seit 1765 die Würde des
Palatins nicht beseht worden war. Als
es nach Kaiser Josephs I I . 1790 er-
folgtem Tode auf dem Landtage dieses
Jahres über den Krönungseid zu leb«
haften Verhandlungen gekommen war,
gelang es allein dem beredten Grafen
Kar l , die aufgeregten Gemüther zu
beschwichtigen, sowie er sich denn über«
Haupt immer als gewandter Redner
und als kenntnißreicher und umsichtiger
Staatsmann auf den ungarischen Land»
tagen auszeichnete. Er war es auch, der
die einstimmige Wahl des Erzherzogs
Alexander Leopold zum Palatin und
die Krönung des Kaisers Leopold zum
König von Ungarn am 13. November
1790 vermittelte. Nun übernahm erden
Posten des Präsidenten der allgemeinen
Hofkammer, und gelang es seiner Umsicht
und seinem klugen Gebaren, Ordnung in die sehr zerrütteten Finanzen Zu bringen'
freilich gingen durch den Krieg des
Jahres 1305i die von ihm gewonnenen
günstigen Ergebnisse wieder verloren.
1808 wurde er Staats» und Eonferenz-
minister, 1809 Kriegsminister. !8l3 und
l814 führte er die Leitung des Innern
und nahm bis kurz vor seinem 1826 er-
folgten Hinscheiden an allen wichtigen
Staatsgeschäften den thätigsten Antheil.
Das Gebaren des Grafen findet ver»
schiedene, mitunter sehr gehässige Beur-
theilung, insbesondere weil er zwischen
den durch die Haltung Kaiser I o«
sephs II..gegen Ungarn erbitterten Ge>
tm'lthern immer zu vermitteln suchte, was
aber doch bei den damaligen durch die
Kriegswirren auf die Spitze getriebenen
Verhältnissen das Klügste war, um den
Staat in seiner Einheit zu erhalten.
Wie immer man den Grafen beurtheile,
ob man seine Maßnahmen billige oder
verwerfe, unerschütterliche Königstreue
kann man ihm nicht absprechen; er
kann in den Mitteln, das Wohl seines
VolkeS zu fördern, geirrt haben, Eines
ist sicher, im Festhalten an dieser Treue
erkannte er dk^ zuverlässigste Bürgschaft
für daS Fortbestehen seines Volkes, daS,
wie eine Oase mitten unter die anderen
Völker des Continents hineingestellt und
ringsherum von den ihm feindlich ge-
sinnten slavischen Volksstämmen bedroht,
nur in einem starken Königsthum eine
sichere Gewähr für seine Erhaltung
findet. I n seinen jungen Jahren hatte
der Graf schöngeistigen Anwandlungen
gehuldigt, und erschien von ihm das
Buch: „Verwandlung Ungarns. Oin prosaisches
Gedicht ans dem Meiimchen" Wien 1768,
138 S., 8l>.) und sollen auch in der
Sammelschrift „Jugendfrüchte des k. k.
Theresianums" einige Gedichte deS Gra-
fen enthalten sein. Kar l Graf Zichy
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Band 60
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Zichy-Zyka
- Band
- 60
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon