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Zichy, Michael Iichn, Michael von
in denen sich eine eigenthümlich gestal»
tende und schöpferische Kraft offenbart,
wie dies aus seiner Concurscompofition
„Nas NettnngLbllllt" (j000 fi.) ersichtlich.
Nebenbei bemerkt, ist eine der vielen Figu>
ren derselben ein Portrat seines mit ihm
zu gleicher Zeit bei Waldmüller arbei«
tenden Collegen Friedrich Friedländer
(des Invalidenmalers). Zichy gewann
damit den Ehrenpreis von hundert Du«
caten. Als dann 1847 ein Lehrer der
Zeichen- und Malkunst für die Groß-
fürstin Katharina, eine Nichte des
Kaisers Nicolaus, gesucht wurde,
nahm er auf Rath Waldmüller's
diesen Posten an, und so ging der
zwanzigjährige Künstler nach St. Peters-
bürg, wo er bis 4830 verblieb. Nach
Oesterreich zurückgekehrt, sollte er wäh-
rend der nächsten drei Jahre auch
„Künstlers Erdenwallen" von der
Schattenseite kennen lernen. Muthig
und unverdrossen harrte er einer freund»
licheren Wendung seines Geschickes ent-
gegen, welche auch eintrat, als er bald
nach der Krönung des Kaisers Alexan-
der, welche am 26. August 1836 er-
folgte, und welche er zur künstlerischen
Darstellung brachte, als kaiserlich russt»
scher Hofmaler eine feste Anstellung er»
hielt. Er wurde zunächst mit einem Ge>
halte von 6000 Silberrubeln auf zehn
Jahre angestellt und diese Stellung nach
Ablauf dieser Zeit auf weitere zehn
Jahre verlängert. Aber der Künstler
schied vor Ablauf der Verlängerung seiner
Anstellung aus derselben. Ein Oelbild
„Ner Gelangen!", welches von seinen Geg-
nern am russischen Hofe ausgenützt
wurde, um ihn zu verdächtigen, gab dem
Hofminifterium Veranlassung zu einein
Schreiben, welches den Künstler so ver-
letzte, daß er, ohne den Ablauf seiner
Zeit abzuwarten, nach fünfzehnjähriger Thätigkeit unmuthig seine Stellung auf.
gab. Aber der Kaiser suchte diese Kran»
kung insoweit gut zu machen, daß er dem
Künstler eine lebenslängliche Pension
von 2000 SUerrubeln anweisen ließ.
Im Jahre 1874 begab sich Zichy nach
Paris, wo er dann seinen
ständigen
Auf-
enthalt nahm. I n der letzten Zeit aber
kehrte er in sein Vaterland zurück, wo er
jüngst (Juni 1890) mit zwei Bildern
für das Arader Märtyrer-Album zum
Ueberfluß den demonstrativen Pfad in
der Kunst betrat, den ein Maler von
seiner Bedeutung doch nicht nöthig hat
zu beschielten. In den Rahmen dieser
künstlerischen Thätigkeit nahezu eines
halben Jahrhunderts fällt eine große An»
zahl mitunter sehr bedeutender Werke,
welche, da der Künstler lange Jahre in
der Fremde weilte, auch nicht alle in die
Oeffentlichkeit drangen. Wir können
daher in der folgenden Uebersicht nur
jene namhaft machen, die entweder durch
Ausstellungen oder aber durch Berichte
in den Zeitungen bekannt geworden sind.
Den Katalog der im Jahre 4878 im
Kunftvereine veranstalteten Zichy-Aus-
siellung konnten wir uns leider nicht
mehr verschaffen. Wir nennen außer den
bereits erwähnten Bildern Zichy's fol»
gende: „Zer Messias"; — „Vnthrr ank der
Wartburg"; — „Ner Gelehrte als Himmels-
Stürmer"; — dann eine Suite von Zeich«
nungen, die, wie einer seiner Biographen
schreibt, man sich nur „unter dem Tische
zeigt'", und welche es deutlich bekunden,
welche tiefen Blicke der Künstler in die
Nachtfeiten des Lebens und der mensch-
lichen Natur gethan', die vorgenannten
alle Aquarelle; — „Nie Nassen it« Genkels"
(November 1878), ein coloffaGs Wand-
gemälde für die Pariser Ausstellung; —
„Nie KZlerin am smgl Neä.k'2"; — „Der
Wensch zwischen Vkrnnntt und Wllhcheü",
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Band 60
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Zichy-Zyka
- Band
- 60
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon