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Zierotin (Genealogie) Zierotin
lm Felde im 15. Jahrhunderte sein Ende
fand, während sein Wappen die Lobkowitz
und Swihowsk? in das ihrige auf-
nahmen. Die mährische Linie, von welcher
sich im 17. Jahrhunderte die sch lesische ab"
trennte, beginnt mit Zemislaw, dem Bru-
der des Budisch. und zweigte fich in eine
Menge Seitenlinien, die Prerauer. Lunden»
burger, Großmeseritscher. Hustopetscher. Vuch-
lauer, Strainberger, Neutitscheiner, Namiester
Ullersdorfer, Schönberger, Wiesenberger u. a
ab. Die sch lesische Linie, einen Zweig von
der mährischen zu Meseritsch und Ullersdorf.
gründete der berühmte Landeshauptmann
und Beschützer der mährischen Brüder Kar l
von Zierot in , der 1613 freiwillig ins Eril
nach Breslau ging. Da er selbst leine
Leibeserben befaß, erhielten seine Vettern in
Mähren seinen Besitz und bildeten zwei
Linien, und zwar die eine im Oppelnschen
mit der Herrschaft Falkenberg, die andere
im Münsterbergschen mit den Herrschaften
Groß-Wilkau und Iohnsdorf. Als dann die
Iohnsdorfsche ums Jahr 1<i80 ausstarb. erbte
die Falkenbergsche die Güter. Der ungeheure
Besitz, der sich in den Händen dcr Familie
befand, ging zum großen Theil infolge der
Unruhen und der Betheiligung vieler Sprossen
aus dem Hause an der böhmischen Rebellion,
in welcher Friedrich von der Pfalz von
den Nebellen zum Könige von Böhmen
ausgerufen wurde, nach Bewältigung des
Aufruhrs verloren. Denn die Tdeilnehmer
an dem Aufstande wurden zur (Confiscation
der Güter und hohen Vermögens strafeGver'
urtheilt, uno von diesen Verlusten konnte sich
das Geschlecht der Z ierot in nicht wieder
zur einstigen Größe emporschwingen. Die
heute noch blühende mährische Linie hat zu
ihrem Ahnherrn den Gemal der durch ihre
Frömmigkeit und Demuth eüier Heiu'gen
gleichgeachteten, Elisabeth Juliane geborenen
von Eppersdorf, den Freiherrn Przimis-
laus, von dem in gerader Linie die Stammes«
folge bis in die Gegenwart reicht. Wohl
spaltete sich mit seinen Urenkeln Ludwig
Anton und Joseph Kar l noch einmal
das Geschlecht in zwei Zweige, aber jener
des Grafen Ludwig Anton erlosch schon
in dessen Kindern männlicherseits noch im
vorigen Jahrhundert (1774). weiblicherseits
in unseren Tagen (1837). Die S tandes '
erhöhungen und A emte r der' männ-
lichen Sprossen beschränken sich auf den
Grafenti tel und das Erbkämmerer» amt in Mähren. Das letztere datirt aus
dem Jahre 1337. Johann Zierot in der
Aeltere wurde 1478 der erste aus diesem
Geschlechte in den mährischen Herren stand
aufgenommen, dann erfolgte die Crhrbuna
in den Neichsgrafenstand am 18. September
I7li<; und in den böhmischen Grafenstcuid
mit 17, August 1?li und die Genehmigung
zur Namens« und Wappenvereiniguug der
Freiherren von Lilgenau am 2A. Februar
1743. Der heutige Besitzstand besteht aus der
Fideicommißherrschaft Prauß. zu welcher die
Rittergüter Prauß (444 Hekt.). Gorkau
(143 Hekt.). Oollschau (2i>3 Hekc.), Klein«
Iohnödorf (l6l) Hekt.). Mallschau (8? Hekt).
Nothneudorf (282 Hekt.). Plottnitz (1?4 Hekt.)
und Rauchwitz (124 Hekt). sämmtlich im
Kreise Nimptsch in Preußisch'Schlesien ge«
legen, gehören; ferner aus der Allooialherr»
schaft Krumpisch mit Blauda und Wala-
chisch-Meseritsch in Mähren. Die Sprossen des
Hauses Zierot in dienten dem Staate im
Heere und im Rathe des Fürsten und in
den Landtagen dem Volke und dessen Stan«
den; aber so sehr die Religion ihnen inmier
Hauptsache gewesen, nie der Kirche. Denn
seit Luther und Huß dem Glauben seine
Unabhängigkeit von Rom zu wahren bestrebt,
standen die Zierot in selbst in den Tagen
der religiösen Verfolgungen für die Unab»
hängigkeit in Glaubenssachen ein. und vor
Allen stehen als leuchtende Beispiele einer
ebenso freien Glaubensvereinigung als echten
Religiosität Johann der Aeltere von Zie«
rot in und sein berühmter Sohn Kar l da.
Als Staatsmänner und im Rathe der Ärone
wirkten viele Sprossen dieses Hauses, und von
Anderen sind zu nennen Kaspar, Fried-
rich, mehrere Träger des Namens Jo-
hann, Johann Joachim, Joseph Kar l
und der Feldmarschall Kar l , wie sein
Vetter, der berühmte Landeshauptmann
Kar l . Die Zierot in bekleideten die hoch»
sten Aemter im Lande, so das des Oberst«
landrichters, des Landeshauptmanns, kaiserl.
Räthe, desDbersthofmeisters, Oberstkämmerers,
der Appellationspräsidenten u. s. w., insbesoll»
dere erschienen sie
auf den Landtagen nicht als
Jasager, sondern als Berather und Vertreter
des Landes, wo ihre Stimme voll in die
Wagschale siel und in entscheidenden Mo«
menten über das Wohl, leider auch über daS
Weh des Landes den Ausschlag gab. InS«
besondere aber erscheint Einer als weiser
Berather in schweren Tagen, der fest an den
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Band 60
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Zichy-Zyka
- Band
- 60
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon