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Zierotin, Ladislaus Welen 92 Zt.rotin, Ladislaus Wclen
schlechtes, die großen Herrschaften Trübau.
Hohenstadt und Eisenberg. In Trübau hielt
er wie ein Fürst einen glänzenden Hofstaat
und versammelte um sich eine Menge Ge>
lehrte. Künstler, so z. B. die Theologen und
Dichter: Berunt ius (aus Meißen). Spalt»«
holz. Manlg ius , Pistorius; die Alchy«
mikrr und Chemiker: Vhönir . Rad. Kl in«
ger und Marco Nugenio Bonacina (aus
Mailand); die Aerzte: Rencius. Bre«
chart, Denart , Schwabacher; die Bild'
Hauer: Koler (aus Meißen). Fauler .
Gatschke (aus Cidenschih). Par is ; den
Kupferstecher Kaspar Schum; die Archi«
tekten: Hans und Andreas Valzer (aus
Neissc). Iacobus. Firne. Mota l de
Bona (alle drei Italiener); die Tonkünstler:
Mül ler , Koch, Borner (die letzteren
zwei aus Meißen); die Goldschmiede: Knor r.
Deutschländer. Bisnowsky. Unter
solchen ästhetischen Genüssen wendete er den
politischen und religiösen Wirren im Lande
anfänglich nicht eben große Aufmerksamkeit
zu. aber als Graf Thurn mit einer Macht
von l6.0l)l) Mann aus Böhmen in Mähren
einbrach und sich in Znaim festsetzte, da that
auch Ladislaus Welen mit. Brünn,
welches bis dahin kaiserliche Truppen dem
Kaiser erdalten hatten, fiel durch Meuterei
in die Hände der Nebellen. Oberstlieutenant
Stubenvol l spielte die Stadt in die
Hände der meuternden Stände. Daselbst
traten dieselben im Kaunitz'chen Hause zur
Berathung zusammen. Diese hatte etwa eine
Stunde gedauert, als ein Fenster des Rath«
saales, der gegen den großen Platz hinaus«
lag, plötzlich aufgerissen wurde und Ladis»
laus Welen, mit mächtiger Stimme der
unten ungestüm harrenden Volksmenge zu»
rief: „Wollt Ihr zu den evangelischen Stän»
den halten?" Ein einstimmiges Freuden»
geschrei war oie Antwort. Dann. indem man
vorher noch die Thore schloß und Plätze und
Straßen mit deutschen Reitern besetzte, ging
es auf den Krautmarkt, und Siände und
Bürger schwuren mit zum Himmel erhobenen
Händen gegenseitige Treue und Hilfe. So
war denn auch Mähren vom Kaiser abge«
fallen. Die Umgestaltung des Landes unter
den Händen der Nebellen ging rasch vor sich.
Die Katholiken verloren ihre Aemter und
Würden, die Kirchen wurden den Evangeli«
schen überantwortet, die Jesuiten vertrieben,
die geistlichen Güter, wie es die Deutschen
gethan, eingezogen und zum Theil verkauft. Ein Vertheidigungscorps ward sofort aufge.
stellt, und zwar 2U(N» Reiter und 3U0U Mann
Fußvolk unter Friedrich von Teuffenbach's
und Ladislaw Welen von Zierot in 's
Befehl, und in den nun folgenden Kämpfen
mit den Truppen Dampierre's focht Letz»
terer siegreich. Als dann der bisherige Landes«
hauptmann von Mähren Ladisl. Popel von
Lobkowitz abgesetzt worden, wählten die
Stände Ladis law Welen zum Landes»
hauptmann. „Was er als solcher", schreibt
d'Eluert, „in wilder Hitze. Hohn. Ueber«
muth und schonungsloser Härte mit seinen
rohen Trinkgesellen gethan, hat die Geschichte
mit dem Griffel der Unvergänglichreit auf«
gezeichnet". Am 5. Februar l620 wurde der
Winterkönig zur feierlichen Huldigung von
den mährischen Ständen zum Einzüge in
Brünn eingeholt, und Ladislaus Welen
führte das Pferd desselben am Zügel. Aber
nicht lange dauerte die Glorie. So lange der
alte Hochuerräther Thurn mit einten Tau«
send Magyaren in Brünn hauste, ging AlleS
gut. Als aber Thurn aus der mährischen
Hauptstadt nach Ungarn eilte, da folgte der
Umschlag. Die Rebellen flüchteten Einer nach
dem Andern und auch Ladis laus Welen-
Diese Flucht rettete ihn vor dem Blutger ichl'
Unstät irrie er umher in Venedig, beim
Pascha von Ofen. am Hofe B e t h l e n
Gäbor's. Letzterer nahm gebildete Aus»
länder und verfolgte Glaubensgenossen immer
gern auf, so fand denn auch Ladis laus
Welen bei ihm eine Zuflucht. Dieser, zum
Oberstallmeister Bethlen'S ernannt, knüpfte
ein Liebesuerhältniß mit dessen Gemalin
Kathar ina, einer Schwester Wi lhe lm
Georgs Kurfürsten von Brandenburg,
an. Als Bethlen davon Kenntniß erhielt,
machte er doch, wie nahe ihm auch die
Sache ging, davon weiter keinen Gebrauch,
als daß er seinen Oberstallmeister unter
einem geeigneten Vorwande vom Hofe und
aus dem Lande entfernte. Derselbe zog nun
zu einem Bekannten im Ug<5cser Comitate,
einem Herrn von Pr iny i . Aber das Ver»
hältniß dauerte fort, bis Stephan Bethlen.
ein Bruder Gabors, Ladislaus Welen
aus drr Nachbarschaft verdrängen konnte.
Uebrigens hatte die Fürstin an Csäky einen
neuen Liebhaber und Ersatz für Ladis laus
Welen gefunden. Als dann Gericht über
die Rebellen gehalten wurde, verlor Ziero»
tin alle seine Herrschaften: Trübau, Hohen«
stadt und Eisenerz schenkte der Kaiser dem
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Band 60
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Zichy-Zyka
- Band
- 60
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon