Seite - 152 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Zichy-Zyka, Band 60
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Zingerle^ Plus 152 ^ Pius
mußte denn der Papst ihm die Rückkehr
in d!c Heimat 1863 gestatten. Einen
ihm zunächst gewahrten Urlaub benutzte
er zur Verwerthung seiner in Rom ge»
machten wissenschaftlichen Ausbeute,
dann wurde er wieder in seinen alten
Wirkungskreis, zuletzt als Prior seines
Stiftes, berufen. Man denke aber nicht,
daß die pecuniäre Entlohnung eine dem
Schaffen und Wirken des gelehrten
Mannes einigermaßen entsprechende ge-
wesen wäre. Von dem Gehalt, das ihm
zugewiesen wurde, war er nicht im
Stande, die 180 Francs zu erübrigen,
welche ihn zur Anschaffung des syrischen
Lexikons, das so viel kostete, nöthig
waren, so legte er denn, um sich zu
helfen, so gut er konnte, den freilich viel
Zeit raubenden handschriftlichen Sprach»
schätz an, der ihm dann den Vorzug gab.
die Sprache so meisterlich durchgearbeitet
zu haben, daß er für einen der ersten,
wenn nicht gar für den ersten Syriologen
seiner Zeit galt. So war er denn nach
verschiedener Richtung vor Allem als
Sprachforscher, dann aber auch als Ge»
schichtsforscher, Biograph und Poet thä»
tig. Vor Antritt der ihm von Papst
Pius verliehenen Stelle hatte er nur
selten seine Heimat verlassen; erst 1836
gelang es ihm, Köln zu besuchen, um sich
am Anblick des herrlichen Domes zu be«
geistern, und dann auf dem Rückweg in
Bonn und München einige Tage zu ver>
weilen, an ersterem Orte Karl Sim»
rock begrüßend, an letzterem sich mit
dem berühmten Münchener Prälaten
Hanneberg befreundend, der Zin»
gerle neidlos für den größten Kenner
der syrischen Literatur erklärte. Der
Werth des selbstlosen Priesters und be-
deutenden Philologen wurde in Fach»
kreisen vollends erkannt. Schon 1846,
als sich in Leipzig die deutsch orientalische - Gesellschaft constituirte, ward Zingerle
! gleichzeitig mit Friedrich Rückert zum
Ehrenmitglieds erwählt. Seine Majestät
der Kaiser schickte dem Gelehrten nach
Nom das Ritterkreuz des Franz Joseph«
Ordens. Die Universität Freyburg er»
nannte ihn zum Ehrend octor. Als er
seinen 70. Geburtstag erlebte, wurde
ihm von Zeitgenossen und Freunden eine
Fülle von Ehrungen, ebenso aus Anlaß
des fünfzigjährigen Jubiläums seiner
Ordensprofejsur und als er seine goldene
Secundiz beging. Sein Tod im Alter
! von 80 Jahren war ein stilles schmerz-
^ loses Hinüberschlafen. Zingerle wurde
! in der Gruft seines Klosters beigesetzt,
^ und als die Kunde von seinem Hin»
, scheiden
sich verbreitete, lautete einstimmig
das Urtheil: mit ihm ist eine animg. oau-
, äiäa im strengsten Sinne des Wortes,
! ein wahrer Priester und Diener des
! Herrn, ein ausgezeichneter Gelehrter/ein
! lieblicher Poet und ein Mann voll unge»
künstelter Bescheidenheit von hinnen ge^
gangen. Die Welt kannte er nicht, wie
! er auch wenig von sogenannter Welt-
läufigkeit an sich hatte. Bald nach seinem
Tode hieß es: ein Mitbruder des Ver-
! storbenen, I>. Cölestin S t a m p f e r ,
! werde dessen Biographie schreiben, und
! ein Neffe werde die Zeit der Kindheit
! und Jugend, das Leben im Vaterhause
bis zum Abschied aus demselben dar-
stellen und Mittheilungen aus Zin»
gerle's Briefwechsel seit 4842—1880
herausgeben.
der Schriften des Nr. Pius Zingerle.
1827: in den „Alpendlumen aus Tirol. I . " :
„Die Nachl" 53. — „Hymne auf. Gott den
Schöpfer. Aus dem Arabischen" 108. —
„Die Vürgschaft. Aus dem Arabischen" i l3.
— „Das Wiedersehen" I8l. — „Veim Aus-
tritte aus dem Salzbergwerke in Hall." 200.
1828: „Zwei Briefe des Gemenö Rom. an
die Jungfrauen. Aus dem Tyrischen über
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Band 60
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Zichy-Zyka
- Band
- 60
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon