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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Zichy-Zyka, Band 60
Seite - 168 -
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Zipfinger 168 Zipfinger der mit acht Jahren sang und mit neun Jahren als Sängerknabe im Stifte zu Klosterneuburg Aufnahme fand. Als er zwölf Jahre alt war, beschäftigte ihn sein Vater bereits bel seiner aus sieben Köpfen bestehenden Musikbande. Wä> rend nun Matthias die verschiedensten Streich» und Blasinftrumente handhaben lernte, begann er auch heimlich zu com» poniren und schrieb mehrere Menuets, Ländler, kleinere Stücke für die söge» nannte „türkische Musik", wie man ge- wohnlich Musikbanden zu nennen pflegte, und ging allmälig — immer als Auto- didakt, ohne einen Begriff von Partitur zu haben — zur Composition von Duetten. Terzetten, Quartetten, drei» und vierstimmigen Liebern über. Alles das aber geschah, ohne daß Jemand den Compositeur ahnte. Unter diesen Com- positionen fand besonders eine Folge von zwölf Menuets mit sechs Trios großen Beifall. Nachdem er noch das Cembalo auch ohne Anleitung spielen gelernt, ging er, 46 Jahre alt, nach Wien, wo ihm beim Besuch der Oper und besonders nachdem er Mozart's „Zauberflöte" gehört, im Reich der Töne eine neue Welt aufging. Zunächst kaufte er die Ouvertüre im Clavierauszuge und setzte dieselbe für zwei Oboen, zwei Clarinetten, zwei Corni.und zwei Fa» gotti. Das gut ausgeführte Tonstück erwarb ihm die Gunst des Prälaten von Klosterneuburg, der ihm 1798 die Stelle des Schulgehilfen im Orte verschaffte. Als solcher diente er sieben Jahre, wär)- rend welcher Zeit er unter Beihilfe des dortigen Regenschori Prosverv. Mosel, Bruders des berühmten Musikgelehrten Hofrathes v. Mosel, im Violinspiele sich vervollkommnete und durch den Organisten Leopold Schmid Begriffe vom Spiele eines bezifferten Basses und Einsicht im Choralgesang erlangte. wurde er Schullehrer in Nußdorf und wirkte als solcher noch 1841, damals bereits 63 Jahre alt, scheint aber sein Amt noch mehrere Jahre bis zu seinem Tode, deffen Zeitpunkt uns unbekannt ist, versehen zu haben. Wie bereits be° merkt, war Zipfinger auch Componist, und von seinen Compositionen nennen wir noch zwei treffliche Fagotconcerte, ein k>g.nF6 IinFua.) mehrere Antiphonen, für den Frohnleichnamstag, mehrere Todtenlieder, ein I'an.tum si-AO, drei Gradualien, eine Litanei und noch ver» schiedene Kirchenstücke, welche wohl auf dem Kirchenchor in Nußdorf sich befinden dürften. Der eigentliche Schwerpunkt seiner Thätigkeit fällt aber in seine Tuch- tigkeit als Gesanglehrer und als Chor» regens. Als ersterer bildete er zahlreiche Gesangskräfte aus, welche später zu Be- deutung gelangten; vor allem seine eige» nen drei Töchter, die sämmtlich gesuchte Solosängerinen waren. Als Chorregens brachte er auf seinem Kirchenchor die schönsten und schwersten Kirchenmusik- stücke von Joseph und Michael Haydn, Mozart, Beethoven, Cherubini und Anderen in tadelloser Ausführung zu Gehör. Die ersten Künstler und Künstlerinen der nahen Residenz, wir nennen Namen wie Campi, Ungher, Wranitzky, Wi ld , For t i , Siebert, Wurda, wirkten dabei mit. Dann aber versammelten sich an den Sonntagen auch Freunde der Kammermusik in seiner Wohnung, wo abwechselnd mit dieser auch Gesangsproductionen zur Ausfüh» rung gelangten. An diesen freiwilligen, aber mit echter Künstlerweihe und hohem Ernst stattfindenden Uebungen nahmen damals Theil der junge Componist Franz S. Hölz l , späterer Domcapell- meister in Fünfkirchen (gest. 3. December
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Zichy-Zyka, Band 60
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Zichy-Zyka
Band
60
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
430
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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