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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Zichy-Zyka, Band 60
Seite - 191 -
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Zivny Zivny Beginn der Achtziger»Iahre in die Re- daction der später eingegangenen Zeit« schrift „Tribüne" als Mitarbeiter ein und heiratete dann die älteste Tochter des Eigenthümers dieser Zeitung, des Publicisten Skrejsowsky ^Bd.XXXV, S. 83^. Gleichsam als Mitgift erhielt er von seinem Schwiegervater die diesem gehörige Wochenschrift „Der Parlamen« tär", welche er im panslavischen Geiste redigirte. Sein Hauptaugenmerk richtete er auf die orthodoxe Kirche der Slaven, in deren Sinn er jederzeit wirkte. Er selbst legte mit seiner Frau seinen Glau» ben ab und trat zur orthodoxen Religion über. Die Redaction des „Parlamentär" und die Privatwohnung Zivny's ward fortwährend von den in Wien weilenden südslavischen Studenten und vornehmlich von den dem Panslavismus huldigenden besucht. Z ivny selbst wollte nur Russe werden, und in seiner Wohnung mußte alles russisch sprechen. Die von ihm redi» girte Wochenschrift behandelte fast aus» schließlich südslavische Tagesfragen, dabei war sein ganzes Sinnen darauf gerichtet, daß sich alle Slaven einigen und den orthodoxen Glauben annehmen mögen. Diesen Gedanken behandelte er in allen nur denkbaren Variationen in seinen Vorträgen, welche er in verschiedenen slavischen Vereinen und im Nationa- litätenclub hielt. Zivny konnte als der Typus eines slavischen Fanatikers gelten; sein Denken und Fühlen, sein Sinnen und Trachten war ausschließlich der pan> slavischen Idee zugewendet. I n der „Slavisirung Europas" (!) erblickte er das einzige Heil für den Welttheil; Michael Katkoff war sein Gott, Moskau das Mekka, nach dem er seine Blicke richtete. Lange Zeit wirkte er in dieser Richtung, und war man auch über dieses Treiben bedenklich geworden, so ließ man es als ungefährlich einerseits nachsichtig hingehen, während Z i v n y selbst andererseits mit ungemeiner Vorsicht immer die Grenze, die er nicht über- schreiten durfte, zu wahren wußte. Da- durch immer kühner und unvorsichtiger geworden, erweckte er mit den Aufsätzen: „Die öecho»Slaven" — «Die Russen Oesterreichs" — „Die geschichtliche Lösung und die Slovenen" doch endlich die Aufmerksamkeit des Staatsanwaltes, dem diese Aufsätze genügten, um gegen Zivny die Anklage auf Verbrechen des Hochverrathes zu erheben und zu be gründen. Es ist nicht die Aufgabe dieses Werkes, den Gang des Processes zu ver» folgen. Am 24. December 1887 wurde Zivny wegen Verdachts des Verbrechens des Hochverrathes in Haft genommen, und am 22. Februar 1888 begann die Gerichtsverhandlung, welche Ende ge- nannten Monats mit der Freisprechung des Angeklagten schloß. Wie fadenscheinig der sogenannte russische Patriotismus Zivny's sich aus der Verhandlung her- ausstellte, wie derselbe mit russischen Ru> beln von den verschiedensten Seiten er- kauft und genährt worden, brachte in fast schreckenerregender Weise die Ver» Handlung zu Tage. Der Vertheidiger Dr. Markbreiter verstand es aber da- durch, daß er diese Russophilie ins Lacher- liche zog, die Sympathien der Geschwore- nen für den Angeklagten zu gewinnen, da diese wohl erwogen, daß es nicht gut sei, aus nationalen Fanatikern politische Märtyrer zu machen. Die Stelle in Or. Markbreiter' s Vertheidigungsrede, in welcher ein Hinweis auf deS Fürsten Bismarck Februar-Rede 4888 — also gerade die Zeit, in welcher auch Zivny's Gerichtsverhandlung stattfand — vor- kommt, indem er mit leiser Ironie meint: „Der Herr Staatsanwalt wird daher
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Zichy-Zyka, Band 60
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Zichy-Zyka
Band
60
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
430
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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