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nicht böse sein, wenn ich (der Verthei-
diger nämlich) bezüglich der Beurthei-
lung der politischen Verhältniffe nur
noch einen Mann über ihn stelle — den
Kanzler des deutschen Reiches. Gerade
diesem Mann von übermenschlicher Fern»
sicht sollte die Gefahr entgangen sein,
welche dem Frieden durch den „Parla«
mentär" droht? Fürst Bismark ist es
nicht gewohnt, nur für den nächsten Tag
zu sorgen, er sieht sogar so weit in die
Zukunft, wie der Hochverraths-Paragraph
des österreichischen Gesetzes. Er ist um
unsere Integrität beruhigt, die hohe
Staatsbehörde aber meint, Dr. Zivny
muß verurtheilt werden, sonst muß für
die Erhaltung des Friedens gefürchtet
werden. Der Eine fürchtet aber nur
Gott, der Andere schon den „Parla»
mentär" u. s. w." — diese feine Ironie
wirkte mehr als alle Beweisgründe,
welche die wirkliche Schuld Zivny's
darlegten, und stimmte die Gemüther
der Geschworenen auf die richtigen
Töne, welche auf Freisprechung lauteten.
Zivny lebt als Redacteur des „Parla-
mentär" und Schriftsteller in Wien.
Augsburg er Abend.Zei tung (kl. Fol.)
25. und 29. December 1887; 1888. Nr. 54.
56. 6N und 62. — Und die Wiener politi»
schen Journale der zwei letzten Februar«
Wochen 1888.
Zizius, Johann Nepomuk (Rechts-
gelehrter und Professor der Sta»
tistik, geb. zu Hermanmsstec in
Böhmen 7. Jänner 4772, gest. zu Wien
5. April 1324). Er kam in früher
Jugend nach Chrudim, wo er den ersten
Elementarunterricht erhielt, dann machte
er seine Studien zu Brunn und Olmütz
und beendete die juridischen an der Hoch-
schule zu Wien. 1793 wurde er Watte-
roth's Assistent im Lehrfache der Politik,
4793 Praktikant bei der Registratur der niederösterreichischen Regierung und noch
im nämlichen Jahre, nachdem er den
juridischen Doctorgrad erlangt hatte,
Professor der politischen Wissenschaften
und der Gesetzkunde bei der k. k. Arcieren-
Leibgarde galiz. Abtheilung in Wien,
auch versah er die Correpetitorstelle der
politischen Wissenschaften an der k. k.
theresianischen Nitterakadernic. Im Jahre
1800 trat er vom Lehramte zur Advo»
catur über, kehrte aber schon 1804
wieder zu ersterem zurück, indem er die
Lehrkanzel der Statistik an der Wiener
Hochschule supplirte. 1810 zum ordent-
lichen Professor seines Faches ernannt,
wurde er in der Eigenschaft eines referi-
renden Redacteurs zugleich Mitarbeiter
bei der k. k. Hofcommission in politischen
Gesetzsachen. Die Muße seines Berufes
verwendete er zu umfassenden und ein<
dringlichen Studien in den Gebieten der
Geschichte, Statistik und der Verwal-
tungsgesetzgebung, machte auch zu ver-
schiedenen statistischen Erhebungen meh»
rere Reisen theils durch die Provinzen
der österreichischen Monarchie, theils
durch die benachbarten deutschen Staaten
Bayern, Württemberg, Sachsen und
Preußen und dehnte diese Reisen bis in
die Schweiz aus. Er schrieb viel für die
damaligen Zeitschriften, vornehmlich für
das „Literaturblatt", ohne sich jedoch zu
nennen, und da keine der in denselben
vorkommenden Chiffren auf ihn paßt, ist
eine Angabe der von ihm zerstreut ge-
druckten Artikel nicht durchzuführen. I n
der „Wiener Literatur-Zeitung", deren
Mitbegründer er war, versah er die Re«
daction des politischen und statistischen
Theiles. Selbständig sind von ihm er-
schienen: „JuriLtiZch-plllitische Bemerkungen
iiber den Regriff einer Republik"' (Wien
1804); — „Theoretische Vorbereitung und
Ginlritnng pr Swistik" Wien 1814, 8^.),
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Band 60
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Zichy-Zyka
- Band
- 60
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon