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Zöhrer, Eduard Hcrmalni 23i) Zöhrer^Eduard Hermann
dichter und Componist, geb. zu Sar«
leinsbach in Oberösterreich am 7. April
<8t0, gest. zu St. Lambrechten
ebenda am 43. Mai 1883). In Rede
Stehender, der in der Taufe den Namen
Hermann erhielt, den er später mit
dem Klosternamen Eduard vertauschte
— daher sein Pseudonym als Compo»
nist „Hermann von Sarleinsbach" — ist
der Sohn eines Schullehrers in Sar»
leinsbach. Der Vater war ein tüchtiger
Musiker, der seine vier Sohne Her»
mann (Eduard), Franz, Fritz und
Ludwig, über welche noch Mehreres
mitgetheilt wird, selbst in der Musik
unterrichtete; die Mutter, eine vortreff»
liche Sängerin, hatte gleichfalls nicht un>
bedeutenden Einfluß auf die muficalische
Entwicklung ihrer Knaben. Nachdem
Hermann die Studien in Linz beendet,
widmete er sich dem geistlichen Berufe
und trat, 20 Jahre alt, 1830 in das
Chorhcrrenftift Reichenberg am Inn, wo
er am 13. Juli 1834 die Priesterweihe
empfing. Nach derselben wirkte er meh»
rere Jahre als Cooperator und Regens»
chori im Stifte selbst, l84i—1836 als
Seelsorger in den Klosterpfarreien Edlitz
und Thernberg in Niederösterreich, 1837
als Pfarrer zu St. Lambrecht in Ober«
österreich, wo er nach 29jähriger Thätig»
keit als geistlicher Rath und Iubelpriester
im Alter von 73 Jahren starb. WaS
Alles aber webt sich in diese anspruchs»
lose priesterliche Thätigkeit hinein, was
uns diesen seltenen Mann denkwürdig
erscheinen läßt! Schon 4834 — er
zahlte damals erst 24 Jahre — wurde er
mit Franz von Piesenham (Stelz»
Hammer) bekannt und blieb mit ihm
bis 1841 innigst verbunden. Aus dieser
Zeit stammen von Zöhrer, der unge-
mein musicalisch ausgebildet war, eine
Menge weltlicher Compositionen, nament-
o. Wurzbach. b iogr. Lerikon. IX . (Gedr. lich einiger Lieder von StelzHammer,
die zu dem Schönsten gehören, was im
Gebiete des Volksliedes vorhanden. Eine
Sammlung dieser Lieder ist 1833 bei
Rohrmann in Wien erschienen. Seine
übrigen weltlichen Compositionen soll
Zöhrer später selbst den Flammen über-
liefert haben. Mit diesen Arbeiten ver-
band er aber das sorgfaltigste Studium
des Generalbasses, der Harmonie- und
Compositionslehre. Er schrieb damals
auch Mehreres für den katholischen
Gottesdienst im strengen Style, dann
einige Werke über Generalbaß uiid Orgel-
spiel, für sich zu eigenem Gebrauche eine
Original-Generalbaßlehre in Stmogra»
phie. I n die Zeit seines St. Lambrechter
Pfarramtes fallen seine christlichen Dich»
tungen für Jünglings- und Jungfrauen»
bündnifse sowohl in Mundart als in
Schriftsprache, aus dieser Zeit stammen
ferner auch die zahlreichen „Krippen» und
andere Lieder und Gspiel", von denen
noch weiter unten die Rede ist. Die
Muße seines seelsorgerlichen Berufes war
ganz seiner Lieblingskunst, der Dichtung
vereint mit Musik, gewidmet; da er
selbst mit einer schönen Baritonftimme
begnadet war, gab er Unterricht im Ge-
sänge, aber auch im Clavier- und Orgel»
spiele und nach höchst praktischer und
leichtfaßlicher Methode im Generalbaß
und in der Harmonielehre. Noch heute
sind in Oberösterreich mehrere seiner
Schüler, die als tüchtige Organisten her«
vorragen, angestellt. Als Dichter der
Krippenlieder pflegte man ihn im Volke
den „Sternsmga Veitl" zu nennen, eine
Bezeichnung, die er nicht ungern hörte.
Diese seine Thätigkeit als Volkspoet kam
aber lange nicht über die Kreise seiner
kirchlichen Gemeinde hinaus, erst ein
Freund Zöhrer's, der Capitular dcs
Benedictinerstiftes ?. Siegmund Fel»
29. April 1s9l.1 l o
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Band 60
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Zichy-Zyka
- Band
- 60
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon