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Zöhrer, Ferdinand 228 Zöhrer, Ferdinand
Bach die silberne Medaille, eine Stip
l^ng des Diöcesan > Katholikenvereins
und ein Sparcafsebuch, eine Kaiserin
Elisabeth-Stiftung, zu erhalten. 4836
bezog er in Linz das llntergymnafium
welches er 186l beendete, dann aber
widmete er sich, einer Lieblingsneigung
- folgend, dem Geschäfte des Buchhandels
dem er auch bis zur Stunde angehört,
Da er keine Gast« und Kaffeehäuser be-
suchte, überhaupt sich von allem lärmen-
den Vergnügen fernhielt und für die
Natur, deren Genuß keine Bitterkeit
zurückläßt, schwärmte, so benutzte er alle
freie Zeit zu Ausflügen in der Umgegend,
die er in den Ferien und später wahrend
der Wanderjahre als Buchhändler immer
weiter und nach den verschiedensten Rich<
tungen ausdehnte. Zunächst aber lernte
er so sein engeres an den herrlichsten
Naturschönheiten überreiches Vaterland
Oberöfterreich, und zwar, da er die nicht
zu häufige Gabe zu schauen besaß, in
einer Weise kennen, daß er das Geschaute
zu Nutz und Frommen Anderer zu ver-
werthen und diese zum Besuche des
Landes anzuregen verstand. Z ö h r e r
hat so einen Theil der Schweiz und auch
von Deutschland kennen gelernt. Gegen
den Schreiber dieser Zeilen sprach er
offen aus: „Ich brüste mich nicht, daß
ich weit herumgekommen, aber dort, wo
ich gewesen, habe ich die Augen auf»
gemacht, die einschlägige geographische
Literatur stand mir aber als Buchhändler
zur Verfügung." Nachdem er mehrere
Jahre in Wien im Buchhandel thätig ge-
wesen-, ging er in die Schweiz und
wirkte viele Jahre zuletzt als Abthei»
lungsleiter der weltbekannten Firma
Benzinger und Comp. in Einsiedeln.
Daselbst bot sich ihm trefflich Gelegen«
heit, die großartig entwickelte Fremden»
industrie am Vierwaldstättersee kennen lernen, welche diesem Lande riefige Sum«
men einbringt; er machte aber auch die
Wahrnehmung, daß es die Literatur in
erster Linie gewesen, welcher die Schweiz
sozusagen ihren Weltruf und mit diesem
den Goldstrom verdankt. Das aber
weckte sein Nationalgefühl als Oberöster-
reicher, denn da er die Schweiz kannte,
ward es ihm' auch bewußt, daß Oester«
reich an den unmuthigsten und groß-
artigsten Naturwundern nicht minder
reich sei, ja die Schweiz weit übertreffe,
und so entstand, um einige Adern des
Fremdenstromes, der die Schweiz über-
flutet, Oesterreich zuzuwenden, zuerst
sein Buch „Tourist auf der Donau",
dann sein „Ob der Enns", und nun
folgten die vielen Artikel im „Tourist",
die er nach angestrengter Geschäftsarbeit
in stiller Nachtstunde auS seinen Auf»
zeichnungen — gratis schreibt. Denn
Zöhrer schreibt mir aus Autopsie und
laßt Gebiete, die ihm fremd sind, unbe-
rührt. Ein analoger Grund, Liebe zum
Vaterlande, führte ihn auf daS Gebiet
der Iugendschriften. Als Buchhändler
hatte er genügend Gelegenheit, den
ganzen Wust von Iugendschriften, wo»
mit Oesterreich vom Auslande aus über-
'chwemmt wird, kennen zu lernen. Nicht
etwa, daß es nicht auch treffliche darunter
gäbe, aber ein großer Theil davon ist
parteiisch, gehässig und Oesterreich feinde
lich gesinnt, wird aber nichtsdefto«
weniger von Leuten, die sich auf ihren
fterreichischen Patriotismus etwas zu»
gute thun, nicht nur anempfohlen, son-
ern auch in Familien und Schulen oft
mit Bedacht, oft auch aus Unkenntniß
eingeschmuggelt. Dies veranlaßte ihn, das
»isher in Oesterreich wenig gepflegte Ge»
»iet der Iugendschriften in seinen Bereich
u^ ziehen, und thatsächlich zählen seine
Arbeiten in dieser Richtung zu jenen, die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Band 60
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Zichy-Zyka
- Band
- 60
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon