Seite - 234 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Zichy-Zyka, Band 60
Bild der Seite - 234 -
Text der Seite - 234 -
Ml, Hans 234 !) Hans
daran, in den Orden der frommen
Schulen einzutreten, aber ein feinfühliger
Pater erkannte in dem lebensfrohen
Jünglinge, daß derselbe nicht das Zeug
fürs Klosterleben besitze, und rieth ihm
ab. So ging denn Zötl nach Wien und
begann auf den Rath seines alteren dort
als Erzieher lebenden Bruders das Btu
dium der Rechte; auch da machte er ob
Mangel an Subsistenzmitteln den Kampf
umS Dasein mit und blieb Sieger. In
diese Zeit seines Wiener Aufenthaltes
fallt seine erste und nachhaltige Anregung
in heimatlichen Dingen, und zwar von
dem oberösterreichischen akademischen Ver>
ein Germania, der in einer etwas
älteren Studentenverbindung am Linzer
Gymnasium wurzelte. Nachdem er die
juridischen Studien beendet hatte, trat
er im August 4870 bei dem Wiener
Landesgerichte in Strafsachen in die
Praxis; anderthalb Jahre arbeitete er
daselbst, verdingte sich Nachmittags bei
einem Notar und studirte Nachts für die
Rigorosen, die er dann auch mit Unter«
stützung eines Vetters in Gmunden in
rascher Folge ablegte. Aber mit dem
Doctordiplom in der Hand, war er durch
Anstrengung körperlich ganz herabge»
kommen; durch seinen menschlich gesinn.
ten Vorsteher beim Landesgerichte wurde
ihm nun seine Versetzung als Auscultant
nach Gmunden erwirkt, wo er sich das
Jahr über, welches er dort blieb, vollends
erholte. Auf sein Ansuchen in den ober.
österreichischen Status versetzt, kam er
von Gmunden nach Urfahr.Iinz, im
Sommer 4874 als Adjunct nach St. Io-
hann im Pongau, welches er nach zehn
Monaten verließ, um die Amtsleitung
des Bezirksgerichtes Saalfeloen im Pinz-
gau zu übernehmen, wo er die Aufgabe,
die in ziemlicher Unordnung befindlichen
amtlichen Zustände zu ordnen, nach , Jahresfrist glücklich löste. Hierauf unter«
nahm er eine Erholungsreise, auf welcher
er ganz Italien bis nach Neapel hinab
besuchte. Anfang 487? kam er wieder
nach Urfahr'Linz, wo er bis 4883 ver»
blieb und in dieser Zeit den Turnverein
und andere gemeinnützige Sachen grün«
dete. Im Februar 4883 übernahm er
seine jetzige Stelle als Bezirksrichter in
Leonfelden. Wie bereits bemerkt, schon
in Wien, als er Mitglied der Germama
war, erwachte in ihm das Interesse für
das Eigenthümliche in Sprache, Gesang,
Sitte u. s. w. seiner engeren oberöster«
reichischen Heimat. Als er dann im
Jahre 4882 mit den Dichtungen Stelz.
Hammer's näher bekannt wurde, be»
nützte er die nächste Ferienreise, um die
Heimat des Franz von Piesenham,
wie Stelzhammer im Volke heißt, zu
besuchen, und nun stieg der Gedanke in
ihm auf, das Andenken dieses echten
Volksdichters in seiner Heimat wach zu
erhalten; so regte' er den „Stelz.
hammer'Bund" an, dessen Aufgabe
es sein soll und ist, die heimischen Dich-
tungen zu sammeln, den Dialekt richtig
zu stellen und durch gute und zugleich
billige Ausgaben der beliebtesten Volks-
dichter im Volke zu verbreiten. Er trat
mit gleichgestimmten Freunden, mit
Dr. A. Matosch, H. Commenda,
Dr. Hans Schn opfhagen, F. S. Rei«
ter und^PH. Norbert Hanrieder zu>
sammen, und schon 4883 erschien die
erste Sammlung ausgewählter oberöfier»
reichischer Dialektdichtungen mit dem für
die zukünftigen Veröffentlichungen ge-
wählten Gefammttitel: „Iu5 da Hoamat',
worauf außer einer im Jahre 4888 er«
schienenen Anthologie von 36 oberöstei>
reichischen Dialektdichtern mit kurzen bio-
graphischen Daten und einer Auswahl
von Volksweisen und anderen Compofi-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Band 60
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Zichy-Zyka
- Band
- 60
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon