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befferten Zustand zu versetzen und in
verschiedene Städte Steiermarks zu
versenden. Die Sache g'mg langsam, aber
sie ging. Nachdem er auf diese Art in
wenigen Jahren einige hundert Gulden
erspart und sich von dem guten Fort-
gange seines Unternehmens überzeugt
hatte, übersiedelte er 1323 nach Gratz.
Dort machte er sich seßhaft, arbeitete un»
ablässig an der Ausdehnung und dem
guten Fortgange seines Unternehmens
und brachte es mit seiner Energie und
rastlosen Thätigkeit bald dahin, daß er
in wenigen Jahren nicht nur mit den
bedeutenderen Städten der Monarchie,
sondern auch mit den entferntesten aus»
ländischen Handelsplätzen, als Livorno,
Neapel, Csnstantinopel, Rio Janeiro in
Geschäftsverbindung stand und von seinen
eigenen Erzeugnissen und sonstigen 3an<
desproducten Versendungen machte. So
hatte er etwa zwanzig Jahre mit allem
Gifer das Geschäft . betrieben und sich
eine vollkommen sichere Existenz erar»
bettet, als er sich 1844 entschloß, das-
selbe zu verkaufen. Seitdem lebte er in
der reizenden Murstadt, mitten in einer
herrlichen Natur, nur dem Vergnügen,
den geselligen Genüssen und der Muse.
Wann er zu dichten angefangen, ist nicht
bekannt. Doctor August Schmidt 's
Taschenbuche „Orpheus", das 1840 zu
erscheinen angefangen, gebührt das Ver»
dienst, den gemüthvollen Lyriker zuerst
in die literarische Welt eingeführt zu
haben. Jedenfalls war Zusner zur
Zeit, als er mit seinen Gedichten in die
Oeffentlichkeit trat, schon über die Jung»
lrngsjahre hinaus. Er selbst spielt in
seinen Mittheilungen auf seinen ver»
späteten Besuch bei den Musen an und
erscheint in der That als Autodidakt.
Aber seinen Dichtungen merkt man es
nicht an, er ist ein geborener Lyriker, und er wußte, wie weit seine dichterische
Kraft reicht, und ging nie — als er auch
schon als einer der besten österreichischen
Lyriker galt, über dieselbe hinaus. Er
besaß einen richtigen Sinn für das
Niedlichschöne und Nutzbare. Auch sah
man ihm nichts weniger als den Lyriker
an. Ein Zeitgenoß schildert ihn als „bie<
deren Philister, der mitten unter Phi»
liftern steckt, die philiströse Cerevisia mit
bürgerlicher Seelenruhe trinkt, ein Ve»
ehrer ist von Schiller's „Gang zum
Eisenhammer" (der Eisenhammer ist näm»
lich eines der besuchtesten und angerauch.
testen Bierhäuser der Stadt Gratz) und
in jeder Laune ein Wahrheitsfreund
bleibt, was Andere nur in Weinlaune
sind". Die erste Sammlung seiner lyri-
schen Arbeiten erschien unter dem schmuck-
losen Titel: „Gedichte" (Wien 1842;
2. Aufl. Schaffhausen 1838); — dann
folgten etwas über ein Decennium „Neue
Gedichte" (Wien 1833, 8".) und wieder
nach fünf Jahren „Im Walde. Nutnrbilker"
(Schaffhausen 1862, 8".). Die Kritik
nahm Zusner 's Gedichte mit ein«
müthigem Wohlwollen auf. Sie unter»
scheiden sich, wie ein Kritiker treffend
schreibt, gleich unter den gewöhnlichen
abgeschatteten Balladen und unter den
lieben alltäglichen lyrischen Bretzeln in
einem Almanach. Zusner mit seinen
kurzen lyrischen Ergüssen mahnt an kein
Vorbild, sie gehen auch nicht mit der
Zeit, sie sind echte ungefälschte Natur»
lyrik, die für alle Zeit bestehen bleibt,
wie Lerchenschlag und Amselgesang sich
auch nicht nach der Zeit richtet und alle
Lenze gleich und lieblich klingt. Das in
den Quellen angeführte Urtheil des be«
rühmten Historikers Dr. Johann Weiß
gibt das zutreffendste Urtheil über Zus»
ner den Lyriker. Er blieb auch in seiner
letztwilligen Bestimmung trotz der Eitel'
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Band 60
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Zichy-Zyka
- Band
- 60
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon