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Zverina 328 Zvenna
Wohnsitze, Tracht, Bräuche und Sitten ^
er schildert, an rechter Stelle ist, ein
höchst interessantes Studium gewähren.
Er begann frühzeitig (l833) im Prager
Kunstverein auszustellen. Vom HauS
unbemittelt, war er auf seine Kunst und
auf Stipendien, die er zu seinen Reisen
erhielt, angewiesen. Nur seine zähe
Energie und vielseitige Sprachkenntniß
machten es ihm möglich, unwirthliche
und wenig bekannte Gegenden ohne
fremde Hilfe zu durchstreifen. Die rürki-
schen Balkanprovinzen durchwanderte er
— um nur ein Beispiel seiner Thatkraft
anzuführen — theils als Franciscaner»
Laienbruder verkleidet von Kloster zu
Kloster, theils als Rhapsode mit der
Gusla, welches Instrument er, bereits
über 30 Jahre alt, m seiner unglücklich»
sten Lebensperiode erlernte, als ihn das
Mißgeschick einer zweijährigen hart-
nackigen Augenkrankheit getroffen hatte.
I n den Achtziger«Iahren arbeitete er au
einem größeren illustrirten Werke „Mon-
tenegro", wovon mehrere Blätter in ein»
zelnen illustrirten Journalen bereits er»
schienen sind. Nach dessen Vollendung
beabsichtigte er seine Studienreise nach
deki Kaukasus und den centralasiatischen
Steppen auszudehnen. Seine Zeichnun-
gen machen, in ihrer originellen Art
durchaus von der gewöhnlichen ethno»
graphischen Schablone abweichend, auf
den Beschauer einen ganz eigenthümlichen
Eindruck, man sieht es den Blättern
deutlich an: das ist treue ungefälschte
Wiedergabe einer grotesken und deshalb
höchst interessanten Natur. Seine Typen
der Volksindividuen sind keine zierlichen
Gliederpuppen, mit einem zugeschnittenen
Stück Tuch malerisch drapirt, es sind die
ungefalschten Darstellungen der Origi«
nale halbasiatischer, d. i. uncultivirter>
uns meist nachbarlicher, nichtsdesto- weniger aber wenig oder gar nicht ge<
kannnter Völker, welche Jeden, der sie
betrachtet, inne werden lassen, welche
Aufgabe Oesterreich noch in der Erzie»
hung und Cultur dieser Halbbarbaren
zu erfüllen hat. Zvekina's Blatter
sind ein Stück Culturgeschichte, als solche
nicht minder wichtig, ja ob der Nachbar»
schaft der sie
Darstellenden ungleich wich-
tiger, als die zahllosen Bilder der Be»
wohner von Kamerun, Samoa, Kaiser-
Wilhelmsland u. s. w., welche in der
Gegenwart bis zum Ueberdruß die illu»
strirten Journale füllen. Weder dem
Künstler, noch dem Lehrer Zverina hat
es an öffentlicher Anerkennung gefehlt.
Der österreichische Cultusminister ließ ihm
4872 seine volle Anerkennung für die
hervorragenden künstlerischen Leistungen
übermitteln; der mahrische Landesaus-
schuß, der überhaupt in Wahrnehmung
künstlerischer und wissenschaftlicher Lei«
stungen ungemein thätig, subventionirte
ihn zu öfteren Malen, die Wiener Welt»
ausstellung 1873 brachte ihm ein An»
erkennungsdiplom, und mehrere Zeichen»
lehrervereine wählten ihn wiederholt zum
Vorstande. Eine Aufforderung, in rus»
fische Dienste zu treten, lehnte Zverina
als guter Oesterreicher ab.
Chronologische Uebersicht der Aquarelle und
Zeichnungen des Franz Zveriua, soweit die-
selben in die Veffentlichkeit gelangt find.
1853: „Häuserp artie", Aqu. (40 fl.) im
Prager Kunstverein. — „G ewitterland»
schaft", Aqu. (100 fi.) ebenda. — 1855:
„Partie aus dem nördlichen Ungarn"
(180 fl.) im Prager Kunftverein. — „Partie
bei Trencsin in Ungarn" (30 fl) ebd.
— 1856: „Burghof in ^.rva ^Ungarn)"
(60 fi) im Präger Kunstverein. — ..Auf
der Puszra" (90 fl.) ebd. — 1858: „Un.
garisches Fuhrwerk" (160 fi.) im Prager
Kunstverein. — „Eine Küche" (30 fl.) ebd.
— 1859: „Slovaklsche Hirten" (230 ss.)
im Prager Kunstverein. — 18K4: „Erste
Brücke im kleinen Pust'Thal im
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Band 60
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Zichy-Zyka
- Band
- 60
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon