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Rede vom 26. Februar 1862, die von
der Wiener Tagespreffe vielfach bespro»
cben wurde. Den „Bayard des Hauses"
nannte ihn ein Theil der Presse der Resi«
denz. Mit gleicher Würde verstand er es,
die Ehre der Nation angesichts der Vor-
fälle von 1863—1864 zu wahren, ob-
gleich er dem Ausstände nicht angehörte;
nach demselben war er wieder unter den
ersten, die der Nation ein neues Arbeits»
Programm gaben, und wirkte namentlich
vielfach auf ökonomischem Gebiete, wozu
er seit 1865 als ständiger Berichterstatter
des galizischen Budgets Gelegenheit
fand. Eine neue Aera seiner Thätigkeit
begann im Jahre 1874, da er als
Bürgermeister an die Spitze jener Stadt
trat, der er 1863 die Autonomie er«
kämpft hatte. Ihm hat Krakau einen
frischen Aufschwung zu verdanken; na«
mentlich in künstlerischer Beziehung hob
es sich unter seiner Hand. I n die Zeit
seiner Wirksamkeit fällt das große Iubi«
laum der fünfzigjährigen literarischen
Thätigkeit I . I . Kraszewsk i's, welches
in Krakau gefeiert wurde, und der Be-
such des Kaisers Franz Joseph I.
im Jahre 1880, der sich zu einer groß»
artigen Kundgebung der wärmsten Ver>
ehrung für den Herrscher gestaltete.
Nicht nur das Land, auch der Kaiser
lernte den Mann schätzen, und als im
selben Jahre der Landmarschallposten
vacant wurde, da sagte der Monarch:
„ In einem Lande, das einen Zyblikie»
wicz hat, kann die Ernennung eines
Landmarschalls nicht schwer fallen." Als
Marschall richtete er sein Hauptaugen-
merk auf die wirthschaftliche Hebung des
Landes und namentlich auf die Besserung
der Lage der Handwerker; seiner Initia-
ive sind die Entstehung der Landesbank,
die Anbahnung der Flußregulirung und
viele andere gemeinnützige Werke zu danken. Um seine Person gehörig zu
würdigen, muß noch Eines hinzugefügt
werden. Er war Nuthene. Und nur, wer
die Zeit kennt, in der Zyblikiewicz
heranwuchs, wer da weiß, welche Mittel
angewendet wurden, um Polen und
Ruthenen zu entzweien, kann beurtheilen,
welcher Integrität und Gradheit es be»
durfte, um in Zyblikiewicz's Geiste
das richtige Verhältniß zwischen polni>
schem Patriotismus und ruthenischem
Particularismus zu wahren. „Ruthene
von Geburt, Abstammung und Glauben,
Pole'seinem Geiste und Gefühle nach",
so nannte er sich
selbst. I n seiner Person
erscheint die Lösung der polnisch-ruthe»
Nischen Frage vollkommen, in ihm, der
auch einem andern Streite glücklich aus-
wich und — von kleinbürgerlicher Ab»
stammung — bennoch den Lockrufen der
Demagogen nicht folgte, seinen echt
bürgerlichen Sympathien aber immer
Ausdruck gab.
Hahn (Siegmund). Reichsrathsalmanach für
die Session 1873—1874 (Wien 1874. 8".)
Seite 186. — Ha^aci/, ^siveln). N^nai;
I>. 106. — Tagespresse (Wiener polit.
Blatt) 1870. Nr. 153. — Boh emia (Präger
polit. und belletr. Blatt, 4°.) 1861. Nr. 247 :
„Silhouetten aus dem Abgeordnetenhause.
VI. Die Polen". — I . I . K. ( raßnig).
Aquarelle aus beiden Reichsstuben (Wien
1368. 12".) Bd. I, S. 74. — Neue Freie
Presse (Wien) 1872. Nr. 2723. —'Hand.
schriftliche Notizen des Herrn Hofrathes
o. Blumenstock, dem ich hier verbindlichst
danke.
Porträts. 1) Unterschrift: „ve. ZMik is.
nio2 N1KI63«. Maraf toni Ios. 1867 lith.
— 2) Ueberschrift: „Or. Nicolaus Zyblikie.
wicz". Unterschrift: „Ein in seinen Hoffnun»
gen getäuschter polnischer Ministercandidat".
Charge. „Floh" (Wiener Witz« und Spott«
blatt) IV. Jahrg. 28. Jänner 1872, Nr. 4
als Skis lmit einer sehr kaustischen Charak»
teristik).
ZMdlowicz, Gustav Ritter von
(k. k. Oberst im Infanterieregimente
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Zichy-Zyka, Band 60
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Zichy-Zyka
- Band
- 60
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon