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vom 01.04.2022, aktuelle Version,

Josefine Swoboda

Josefine Swoboda (* 29. Januar 1861 in Wien; † 27. Oktober 1924 ebenda) war eine österreichische Malerin und Grafikerin. Sie war Porträtistin an europäischen Fürstenhöfen und Hofmalerin der englischen Königin Victoria.

Biografie

Josepha Maria Swoboda,[1] familiär Josefine oder Pipsl genannt, wurde als drittes Kind des seit der Biedermeierzeit bekannten Porträt- und Genremalers Eduard Swoboda (1814–1902) und seiner zweiten Frau Josefine (1839–1906), Tochter des Wiener Lithografen Leopold Müller (1897–1862), geboren. Ihr Onkel väterlicherseits war der Landschafts- und Tiermaler Rudolf Swoboda der Ältere (1819–1859), ein älterer Bruder war der als bedeutend geltende Orient- und Porträtmaler Rudolf Swoboda der Jüngere (1859–1914).

Sie besuchte die Volksschule und erhielt ersten Malunterricht bei ihrem Vater. 1878 trat sie als Hospitantin in die Kunstgewerbeschule, heute die Universität für angewandte Kunst Wien, ein und besuchte bis 1886 die Fachklasse für Figurales Zeichnen und Malen. 1879 und 1880 war ihr Lehrer Ferdinand Laufberger, nach dessen Tod studierte sie bei Julius Victor Berger, wobei sie sich auf Aquarellporträts verlegte. 1878 erhielt sie ihre erste Auftragsarbeit, Constantin von Wurzbach schreibt in seinem Biographischen Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 1880 zu der erst 19-Jährigen: „Ihre trefflichen Arbeiten finden rasche Abnahme und die erst 19jährige Künstlerin berechtigt zu den schönsten Hoffnungen.“[2]

Swobodas Werke waren hauptsächlich Aquarelle, meist Porträts und (weniger) Genreszenen und Stillleben. Dazu beherrschte sie die Miniaturmalerei. Häufig arbeitete sie mit Fotografien als Malvorlage.[2]

Ab 1886 war bereits Rudolf Swoboda Hofmaler am englischen Hof geworden, 1888 schickte sie Proben ihres malerischen Könnens nach London und wurde 1890 mit 29 Jahren selbst Hofmalerin bei Königin Victoria. Ihre Bilder sind noch heute in der Royal Collection in Windsor Castle zu sehen, insgesamt 28 Aquarelle, von denen 13 Kopien aus eigener Hand zusätzlich erhalten sind. 1886 waren erstmals Werke von ihr im Künstlerhaus Wien zu sehen, wo sie zunächst 1886 als Amateur, dann als korrespondierendes Mitglied des Aquarellisten-Clubs geführt wurde.[3] Das Künstlerhaus zeigte bis 1921 regelmäßig ihre Werke auf den Jahres- und Permanenten Ausstellungen. Weitere Ausstellungen ergaben sich ab 1888 in Hamburg (Porträt Prinzessin Heinrich von Preußen), München und Berlin. In Wien nahm sie als Gast an den Ausstellungen der Gruppe der Acht Künstlerinnen teil, die in ein- bis zweijährigen Abständen von 1900 bis 1909 im Kunstsalon Pisko stattfanden, einem der wichtigsten Kunstsalons im Wien des Fin de Siècle, gegründet 1895 von Gustav Pisko (1866–1911).[4][5][6]

Josefine Swoboda blieb unverheiratet und wohnte zeitlebens im väterlichen, 1818 von dem Hofbaumeister Karl Ehmann erbauten Haus „Zum Wollbaum“ in Wien VI., Gumpendorfer Straße 57, an dem sie nach dem Tod des Vaters und des Bruders Rudolf Erbteile besaß. Sie starb am 27. Oktober 1924 63-jährig an einem Herzfehler und wurde am 20. Oktober 1924 im Familiengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

Neuzeitliche Rezeption

Nach ihrem Tod geriet Josefine Swoboda in Vergessenheit, 1995 wurden von Delia Millar im Catalogue raisonné zur Aquarellmalerei der Royal Collection die dort vorhandenen Arbeiten vorgestellt, jedoch erschien erst 2004 eine umfangreiche Biografie zu Leben und Werk durch den Kunstschriftsteller Herbert Zemen. Zumeist wurde ihr Name in Zusammenhang der einzelnen Mitglieder der Künstlerfamilien Swoboda und Müller genannt, ohne, neben dem genealogischen Aspekt, auf ihr eigenes künstlerisches Werk einzugehen. Posthum erschien 1930 unter dem Titel Franz Josephs letzte Porträtsitzung die Anekdote, dass Kaiser Franz Joseph I. das Honorar für sein Miniaturporträt verdoppelte, da „… es nicht angehe, daß der Rahmen höher bewertet werde als das Kunstwerk.“[7]

Werke (Auswahl)

Das Werkverzeichnis[8] umfasst mit Stand 2004 15 Werke in Museumsbesitz, 28 Aquarelle in der Royal Collection und 223 weitere betitelte Werke, vorwiegend ermittelt aus den Einlaufbüchern des Künstlerhauses.

Werke in Sammlungen

  • Historisches Museum der Stadt Wien
    • Porträt: Excellenz Dr. Anton von Banhans, 1886, Öl auf Leinwand, 92 × 69 cm
    • Porträt: Eduard Swoboda, 1885, Öl auf Leinwand, 100 × 74 cm
    • Frauenporträt, ohne Jahr, Bleistift, 11,5 × 14,5 cm, als Karikatur
    • Porträt: Charlotte Krenn, 1911, Bleistift, darüber Aquarell, 30,6 × 23,7 cm
    • Selbstbildnis, 1880, Bleistift, 30,4 × 21 cm, als Karikatur
    • Porträt: Wilhelmine Weisse, ohne Jahr, Aquarell, als Kriegsverlust verzeichnet
  • Graphische Sammlung Albertina, Wien
    • Nähende Frau mit Holländerhäubchen, ohne Jahr, Kreidezeichnung
    • Vier Handstudien, ohne Jahr, Kreidezeichnung
    • Blumenstück, ohne Jahr, Aquarell
    • Fensterecke, ohne Jahr, Aquarell
    • Motiv aus Hallstatt, ohne Jahr, Aquarell
  • Royal Collection, Royal Library, Windsor Castle, England
  • Illustrationen in Zeitschriften:
    • Porträt: Carl Hasch, ohne Jahr, Bleistift, 30,3 × 28,8 cm

Literatur

Commons: Josefine Swoboda  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Herbert Zemen: Die Porträtmalerin Josefine Swoboda. 1861–1924. Leben und Werk. Wien 2004, S. 1.
  2. 1 2 Constantin von Wurzbach: Swoboda, Josepha. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 41. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1880, S. 84 (Digitalisat).
  3. Wladimir Aichelburg: Das Wiener Künstlerhaus 1861–2001. Wien 2003 (wladimir-aichelburg.at).
  4. Artikel: Acht Künstlerinnen und ihre Gäste. In: Der Bund. 1. Jg., Nr. 3 (1906).
  5. Ch. Gruber: Swoboda, Josefine (1861–1924), Malerin. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 14, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2015, ISBN 978-3-7001-7794-4, S. 87 f. (Direktlinks auf S. 87, S. 88).
  6. Acht Künstlerinnen und ihre Gäste (Ausstellung im Salon Pisko). In: Neues Frauenleben. 14. Jg., Nr. 1, 1902 (literature.at).
  7. Elise Srnka: Franz Josephs letzte Porträt-Sitzung. In: Badener Zeitung, 23. August 1930, S. 1 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  8. Herbert Zemen: Die Porträtmalerin Josefine Swoboda. 1861–1924. Leben und Werk. Wien 2004, S. 143–152.