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vom 06.04.2022, aktuelle Version,

Krimmler Tauern

Krimmler Tauern
Blick vom Krimmler Tauern nach Norden ins obere Windbachtal, in der Bildmitte der Windbachtalkopf

Blick vom Krimmler Tauern nach Norden ins obere Windbachtal, in der Bildmitte der Windbachtalkopf

Himmelsrichtung Norden Süden
Passhöhe 2634 m
Krimmler Achental, Oberpinzgau, Salzburg Ahrntal, Südtirol
Wasserscheide Windbach → Krimmler AcheSalzachInnDonauSchwarzes Meer AhrRienzEisackEtschAdria
Talorte Krimml Prettau
Ausbau Saumpfad
Gebirge Zillertaler Alpen: Hauptkamm
Besonderheiten seit der Frühzeit bedeutender Alpenübergang
Karte
Krimmler Tauern (Alpen)
Koordinaten 47° 4′ 53″ N, 12° 9′ 32″ O
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Der Krimmler Tauern ist ein 2634 m hoch gelegener Gebirgspass im Hauptkamm der Zillertaler Alpen. Er verbindet Salzburg und Südtirol miteinander. Seit dem Inkrafttreten des Vertrags von Saint-Germain 1920 verläuft über den Krimmler Tauern die Grenze zwischen Italien und Österreich. Hier treffen auch der Naturpark Rieserferner-Ahrn und der Nationalpark Hohe Tauern aufeinander.

Lage

Der Krimmler Tauern liegt am Alpenhauptkamm zwischen dem Windbachtal, einem Nebental des Krimmler Achentals im hintersten Oberpinzgau, und dem Talschluss des Ahrntals. Er trennt die Einzugsgebiete der Salzach und der Ahr voneinander, und bildet somit die Wasserscheide zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer.

Die Gipfel beiderseits des Passes sind der Tauernkogel (2872 m) östlich und der Schütttalkopf (2773 m) westlich. Als Grenze der Zillertaler Alpen zur Venedigergruppe der Hohen Tauern wird heute nicht der Krimmler Tauern, sondern die 4 Kilometer östlich liegende Birnlücke gesehen.

Geschichte

Als kürzeste Verbindung zwischen Salzburg und Venedig war der Krimmler Tauern lange Zeit als Übergang von Bedeutung.

Seit der Bronzezeit kann eine zaghafte saisonale Begehung angenommen, seit der Römerzeit nachgewiesen werden. Sicher ist, dass der Krimmler Tauern im Mittelalter von großer Bedeutung war: für Viehhirten, Bauern und Jäger, für Regierende und Beamte, eilige Kuriere, Soldaten und Flüchtlinge, für Seelsorger und Pilger, Händler und Handwerker, für Wegmacher, Säumer und Schmuggler, für junge Leute auf Brautschau, für Menschen unterwegs zu Hochzeiten, Taufen und Begräbnissen.

Der Krimmler Tauern war eine mittelalterliche Transitstrecke: für das im Salzburgischen gewonnene „weiße Gold“ (Salz) auf dem Weg nach Süden, für Wein und Schnaps in umgekehrter Richtung. Auch Gastarbeiter kamen über den Tauern, Bergknappen aus Mitteldeutschland – angelockt von der Hochkonjunktur des Prettauer Kupferbergwerkes im 15. und 16. Jahrhundert.

In den 1830er Jahren verriegelte das Militär den Pass, um ein Übergreifen der Cholera nach Salzburg zu verhindern – mit Erfolg.

Noch bis in das frühe 20. Jahrhundert lag hier das Windbachkees am Dreiecker westlich. Fritz Koegel berichtet 1897, dass ihm erzählt wurde, der Übergang wäre früher über das mit ca. 2620 m niedrigere Schütttaler Joch („die niedrigste Stelle des Grates, der von der Schütthaler Schneid zum Dreiecker führt“) als eigentlicher „Krimmler Tauern“ gegangen, was ihm – angesichts der seinerzeitigen Verhältnisse – „schwer zu glauben fiel“.[1] Es erscheint aber plausibel, zumal der Kesselweg als Nordanstieg zum Pass zeitweise Gletscherbruch gewesen sein muss, sodass der Weg über das flachere obere Eisfeld wohl noch im 18. Jahrhundert der bessere Weg war; dieser verlief dann über die heute verlassene (obere) Tauernalm im Schüttal direkt nach Trinkstein hinunter.[2] Dieser Weg über das Schütttaler Joch ist heute aber weitgehend unpassierbar aufgrund des steilen Schuttgeländes. Karten des mittleren 19. Jahrhunderts zeigen den Weg dann alternativ über das damalige Eisfeld zwischen Tauernkogel und den Glockenkarkopf östlich, den heutigen Karsee (Schafsee) und die Pfaffenscharte (ca. 2790 m) zur Prettnauer Lahneralpe (Lana), den Schlachter Tauern.[3]

Gedenktafel für die 1947 geflohenen Juden

Im Sommer 1947 wurden Tausende Juden im Zuge der Bricha und aufgrund einer Initiative von Marko Feingold über den Gebirgspass von Österreich nach Italien „geschmuggelt“. Es waren Überlebende des Holocaust, die in österreichischen Sammellagern untergebracht waren und auf dem schnellsten Weg nach Palästina auswandern wollten. Von Prettau (teilweise auch in Kasern) wurden sie weiter nach Meran und von dort an die Adria gebracht.[4] Seit 2007 erinnert Alpine Peace Crossing mit einer alljährlichen Friedenswanderung über den Krimmler Tauern und weiteren Veranstaltungen an diese Flucht.[5]

Tourismus

Heute wird der Krimmler Tauern hauptsächlich von Wanderern und Mountainbikern begangen.

Viehtrieb

Ahrntaler Rinder auf dem Krimmler Tauern

Im Herbst werden über den Krimmler Tauern Ahrntaler Rinder getrieben, die den Sommer auf Almen im Krimmler Achental verbracht haben. Anders als in früheren Jahrzehnten findet der Almauftrieb im Frühsommer aufgrund des in Hochlagen noch liegenden Schnees und der mangelnden Kraft der Tiere nach Monaten im Stall per Viehtransport statt.[6][7]

Bilder

Commons: Krimmler Tauern  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fritz Koegel: Die Reichenspitzgruppe. In: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins, Band 28, 1897, S. 198 ff (ganzer Artikel S. 188–228, online (Memento des Originals vom 18. November 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bibliothek.alpenverein.de).
  2. Tatsächlich wird ein solcher Wegverlauf – das Windbachtal gerade hinein und dort ins Ahrntal wechselnd – etwa im Atlas Tyrolensis verzeichnet; Peter Anich, Blasius Hueber, Atlas Tyrolensis, 1774, Maßstab 1:103.800, Layer in Historische Kartenwerke Tirol.
  3. So die Karte der gefürsteten Grafschaft Tirol nebst Vorarlberg (Spezialkarte Tirol), 1872, Maßstab 1:144.000Layer in Historische Kartenwerke Tirol; Schlachter Tauern ist auch der Name des ganzen Glockenkarkopf-Stocks.
  4. Dorfbuch der Gemeinde Prettau, 2008, S. 16 (PDF)
  5. Alpine Peace Crossing. Abgerufen am 9. Juli 2020.
  6. Ahrntal. Ein Gemeindebuch, 1999, S. 186 (PDF)
  7. Werner Rurz, G. Nothdurfter: Almauftrieb von Großvieh über den Krimmler Tauern, 1963, Video auf dem TIB AV-Portal der Technischen Informationsbibliothek (TIB) Hannover