Die Wiener Ringstraße#
Aufgrund der Entschließung von Kaiser Franz Joseph I. vom 20. 12. 1857 anstelle der alten Befestigungs- und Verteidigungsanlagen (Basteien und Glacis) im Zuge der Stadterweiterung erbaut.
In einer internationalen Konkurrenz siegten 1858 die 3 Projekte von Ludwig Christian Friedrich Förster, August Siccard von Siccardsburg, Eduard van der Nüll und F. Stache. Die in ihrer großzügigen städtebaulichen Konzeption einmalige Ringstraße ist 6,5 km lang, 57 m breit, hat 2 Alleen und wurde am 1. 5. 1865 eröffnet. Die zwischen 1869 und 1888 fertig gestellten Monumentalbauten entlang der Ringstraße stammen von Sicard von Sicardsburg und van der Nüll (Staatsoper), Gottfried Semper und Carl Freiherr von Hasenauer (Naturhistorisches und Kunsthistorisches Museum, Burgtheater und die Neue Burg), Heinrich Freiherr von Ferstel (Votivkirche, Neue Universität, Museum und Akademie für angewandte Kunst), Theophil Freiherr von Hansen (Börse, Parlament, Akademie der bildenden Künste, ehemaliger Heinrichhof).
Die Finanzierung dieser Bauten erfolgte größtenteils aus dem Erlös des Verkaufs von Fortifikations- und Glacisgründen. Zwischen den Gebäuden liegen Burggarten, Volksgarten, Rathauspark und Stadtpark.
Die historisierenden Formen der Ringstraßenbauten wurden als Ringstraßen-Stil bezeichnet. Im Vergleich mit den Bauten der Gründerzeit anderer Metropolen sind die Privathäuser an der Ringstraße von eher zurückhaltender Eleganz, sodass ihr Charakter als Paläste der damaligen Geldaristokratie weniger stark zum Ausdruck kommt und sich ihre Bezeichnung als Palais nicht durchsetzen konnte; heute dienen sie meist als Büro- und Geschäftshäuser.
Daneben stehen an der Ringstraße Luxushotels; die Zahl der einst berühmten Ringstraßencafés geht zurück. Die Ringstraße ist besonders in ihrem Abschnitt zwischen Rathaus und Parlament der Weg für Festzüge und Demonstrationen (Erster Mai). Da sie für Lastentransporte gesperrt ist, wurde für diese parallel dazu am Außenrand des seinerzeitigen Glacis ein Straßenzug angelegt (volkstümlich: "Lastenstraße").
Weiterführendes#
- Friedrich Kurrent: Ein Projekt zur Vollendung der Ringstraße durch eine Synagoge
- Welan, M.: Eine Götterstraße (Essay)
- Polt-Heinzl, E.: Eröffnung einer Großbaustelle (Essay)
- Palfinger, M.: Urvater der Ringstraße (Essay)
- Vasari, B.: Mehr Freiraum auf Ringstraße (Essay)
- Vasari, B.: Das Spiegelbild der Republik (Essay)
- Die Wiener Ringstraße in: Österreich in Wort und BildVaterländisches Jubiläums-PrachtwerkLaurencic JuliusGeorg Szelinski, o.J.Wien1898
- Historische Bilder zu Ringstraße (IMAGNO)
- Liste der Denkmäler an der Ringstraße
- Ring-rund - Die Ringstraße als Ort politischer Öffentlichkeit und staatlicher Repräsentation
- Ringstraße ist überall
- An der Ringstraße wenn Bäume und Sträucher blühen (Foto-Essay von Zentner E.) (Impressionen)
Literatur#
- R. Wagner-Rieger (Hg.), Die Wiener Ringstraße - Bild einer Epoche, 11 Bände, 1969-79
- K. Eggert, Die Ringstraße, 1971
- G. Kapner, Die Denkmäler der Wiener Ringstraße, 1969
- N. Nemetschke und G. Kugler, Lexikon der Wiener Kunst und Kultur, 1990