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Oper#

Festlichkeiten, die als Vorläufer der Oper zu betrachten sind, entwickelten sich zu Beginn der Neuzeit als Teil der höfischen Repräsentation in italienischen Städten wie Mantua und Florenz. 1594 wurde in Florenz "Dafne" mit Musik von J. Peri und Text von O. Rinuccini aufgeführt, seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts fanden auch im österreichischen Raum Aufführungen statt: Die erste Opernaufführung nördlich der Alpen wurde 1614 am Hof des Salzburger Erzbischofs Marcus Sitticus von Hohenems durch eine italienische Truppe gegeben. Ehen mit Prinzessinnen aus den Häusern Gonzaga und Medici machten die neue Gattung auch bei den Habsburgern populär. Innsbruck wurde unter Leopold V. und Claudia von Medici zu einer wichtigen Pflegestätte (1629/30 Bau eines der ersten "Comödienhäuser" nördlich der Alpen). Am Wiener Kaiserhof wurde die Oper frühestens ab 1625 heimisch, etablierte sich in den 40er Jahren des 17. Jahrhunderts und wurde bald zum Kennzeichen höfischer Repräsentation. Die barocke Oper, im österreichischen Raum bis in das 18. Jahrhundert als rein höfisch betrachtet, galt als "Gesamtkunstwerk", bei dem alle Künste und Künstler (Architektur, Malerei, Musik und Tanz) des Hofes zur Huldigung des Herrschers zusammenwirken sollten. Anlässe für Aufführungen waren Geburtstage und Namenstage des Herrschers und seiner Familienmitglieder, Hochzeiten, Geburten von Thronfolgern usw. Die Opern wurden speziell für diesen Anlass gedichtet und komponiert und dementsprechend bis weit in das 18. Jahrhundert nur einmal (zum aktuellen Anlass) gespielt. Besonders unter den "Musikkaisern" Ferdinand III., Leopold I. (der auch selbst Opern bzw. Arien zu Opern komponierte), Joseph I. und Karl VI. erreichte die Oper am Wiener Kaiserhof geradezu legendären Ruf. Besonders die Aufführungen von P. A. Cestis "Il pomo d´oro" (1668), F. Contis "Il trionfo dell´amicizia e dell´amore" (1711) und "Costanza e Fortezza" (1723) von Johann Joseph Fux erregten internationales Aufsehen. Aber nicht nur hervorragende Komponisten, wie P. A. Cesti, M. A. Ziani, A. Draghi, G. F. Sances, A. Caldara, G. Bononcini, J. J. Fux und andere, sondern auch Dichter wie A. Zeno und P. Metastasio prägten die Librettodichtung. Trotz aller Sparsamkeit führte auch Maria Theresia die Tradition der höfischen Oper (metastasianische Oper) weiter, wobei besonders J. A. Hasse, J. Bonno und Christoph Willibald Gluck als Komponisten zu nennen sind. Neben der höfischen Oper bestimmte der Adel immer stärker die Programme von Theater und Oper (unter W. A. Kaunitz vor allem Förderung von französischem Theater und Oper). In dieser frankophilen Strömung ist auch die Idee der gluckschen Opernreform zu sehen, die die Reformideen von Apostolo Zeno und Pietro Metastasio mit den Idealen der französischen Oper zu verbinden suchte.

Nicht aus einem bürgerlichen Bildungsbedürfnis heraus, sondern als kaiserliche Entscheidung von Joseph II. entstand 1778 das "Nationalsingspiel" am Wiener Hofburgtheater, das mit I. Umlaufs "Die Bergknappen" eröffnet wurde. Zu den Komponisten des Wiener Singspiels (in Abgrenzung zum norddeutschen Singspiel) zählen Paul Wranitzky, Josef Weigl, Johann Baptist Schenk und Wenzel Müller, aber auch Wolfgang Amadeus Mozarts "Entführung aus dem Serail" bzw. die "Zauberflöte" sind hier zu nennen. Nach dem Tod Josephs II. etablierte sich rasch die italienische Oper im Burgtheater, und das Singspiel wanderte zu den ab dem frühen 18. Jahrhundert beliebten musikalischen Volksstücken in die Vorstadttheater (Theater an der Wien, Freihaustheater, Theater in der Leopoldstadt, Theater in der Josefstadt) ab.

Nach dem Höhepunkt der Oper in allen ihren Facetten (große höfische Opera seria, Opera buffa, Singspiel usw.), der mit den Namen J. A. Hasse, Antonio Salieri, C. W. Gluck und W. A. Mozart verbunden ist (mit späteren Nachfolgern bis Ludwig von Beethovens "Fidelio") folgte in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Krise der Oper, vor allem in der heimischen Opernproduktion, wofür etwa Franz Schuberts Opernversuche als Beispiel genannt werden können.

Die populärste Gattung des Musiktheaters (und auch der Bereich der größten heimischen Produktion) war das Singspiel bzw. die reich mit Musikeinlagen versehene Wiener Volkskomödie. Die "große Oper" am Burg- bzw. Kärntnertortheater hingegen war mit wenigen Ausnahmen, wie C. M. von Weber, Adalbert Gyrowetz, Johann Vesque von Püttlingen, vom italienischen Repertoire bestimmt, woran sich bis heute nichts Wesentliches geändert hat. Zwar nahm die heimische Opernproduktion bis zur Wende zum 20. Jahrhundert stetig zu, doch konnten sich weder die Stücke, noch die Komponisten im Repertoire halten; die einzige Ausnahme bilden die Opern von Richard Strauss.

Die Oper wurde aber in dieser Zeit zu einer gesellschaftlichen und kulturellen Institution, besonders unter den Direktoren Franz Schalk, Richard Strauss und Gustav Mahler. Neben der Wiener Hof- bzw. Staatsoper besaßen Graz, Linz, Innsbruck und Klagenfurt eigene Opernhäuser bzw. Bühnen, in denen viele Talente ihre Karriere begannen; bis 1918 waren auch die Theater in Böhmen und Mähren oft der Ausgangspunkt für eine spätere Karriere, wie im Fall von G. Mahler. Die Wiener Oper pflegt aber nicht nur das italienische Repertoire und die große deutsche Oper der Romantik bis zu R. Wagner und R. Strauss, sondern widmete sich daneben mit einer geringeren Zahl von Vorstellungen auch der zeitgenössischen und avantgardistischen Opernproduktion: Arnold Schönbergs Einakter "Erwartung" und "Die glückliche Hand", Alban Bergs "Wozzeck" (inzwischen ein "Klassiker" der Moderne), Ernst Kreneks "Jonny spielt auf" und Gottfried von Einems "Dantons Tod" gelangten hier zur Aufführung.


Literatur#

  • G. Zechmeister, Das Wiener Theater nächst der Burg und nächst dem Kärntnerthor von 1747 bis 1776, 1971
  • O. Michtner, Das alte Burgtheater als Opernbühne, 1970
  • H. Seifert, Die Wiener Oper am Kaiserhof im 17. Jahrhundert, 1985
  • N. Tschulik, Musiktheater in Österreich, die Oper im 20. Jahrhundert, 1984
  • A. Seebohm (Hg.), Die Wiener Oper, 1986

Weiterführendes#

Halloween 2021
Photo P. Diem