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Horváth, Ödön von #

* 9. 12. 1901, Fiume (Rijeka, Kroatien)

† 1. 6. 1938, Paris (Frankreich)


Dramatiker und Erzähler


Horvàth, Ödon von
Ödön von Horváth. Foto, um 1937
© Ch. Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU

Ödön von Horváth wurde am 9. Dezember 1901 als Sohn des österreichisch-ungarischen Diplomaten Ödön Josef von Horváth und seiner Frau Maria Lulu Hermine, in Fiume (heute Rijeka) geboren und auf den Namen Edmund (Ödön) und Josip (Josef) getauft.

1908 übersiedelte die Familie nach Budapest, der Vater wurde als 'Fachberichterstatter des königlichen ungarischen Handels-Ministeriums im Auslande' nach München berufen.

Ödön besuchte verschiedene Schulen in Budapest, München und Pressburg und machte in Wien die Matura. Danach studierte er Theaterwissenschaft und Germanistik in München (bis zum Wintersemester 1921/22). Noch während seiner Studienzeit entstand sein erstes literarisches Werk "Das Buch der Tänze" (erschienen 1922 in München), vom Komponisten Siegfried Kallenberg wurde er beauftragt, die Ballettpantomime Das Buch der Tänzer (1922) zu schreiben. Ab 1923 - unter dem Eindruck der Inflation – begann Horváth intensiv zu schreiben, es entstanden sein erstes Schauspiel "Mord in der Mohrengasse" und "Sportmärchen". Von 1924 bis 1933 lebte Horváth in Berlin, 1924 erwarb die Familie Horváth ein Haus in Murnau (Bayern), wohin sich Horváth über die Jahre hinweg immer wieder zurückzog.

Ebendort wurde er 1931 Zeuge einer Saalschlacht zwischen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten.

Die Uraufführungen seiner ersten Stücke "Die Bergbahn", 1926 (ursprünglich Revolte auf Côte 3018) und "Sladek, der schwarze Reichswehrmann", 1929, waren zwar umstritten, es gelang ihm jedoch der Durchbruch und als Ullstein-Autor war er bis 1932 finanziell abgesichert. Die verdiente Anerkennung seiner Arbeit bildete im Herbst 1931 die Zuerkennung des Kleist-Preises.

Mit der Uraufführung der "Geschichten aus dem Wiener Wald" am 2. November 1931 in Max Reinhardts Deutschem Theater in Berlin erreichte sein künstlerischer Erfolg als Dramatiker den Höhepunkt.
Durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurden diese Erfolge jäh beendet, seine Stücke wurden mit Aufführungsverbot belegt. Horvath verließ Deutschland, ließ sich in Wien nieder und heiratete 1933 die jüdische Sängerin Maria Elsner, von der er sich allerdings schon ein Jahr später wieder scheiden ließ.

1934 kehrte Horváth nach Berlin zurück, was für ihn als ungarischen Staatsbürger nicht ungefährlich war, und stellte einen Antrag auf Aufnahme in den ‚Reichsverband Deutscher Schriftsteller‘, aus dem er 1937 wieder ausgeschlossen wurde, weil er 1935 Deutschland verließ und von da an keine Mitgliedsbeiträge mehr bezahlte.

Horváth wandte sich, da seine Stücke nicht mehr gespielt wurden, dem Film zu und arbeitete u. a. als Co-Autor am Drehbuch der Nestroy Verfilmung "Einen Jux will er sich machen", 1935, verfasste auch selbst Drehbücher für Filme (u.a. "Buchhalter Schnabel", 1936, "Rendezvous in Wien", 1936). Zwischen 1933 und 1938 wurden nur sehr wenige Stücke Horváths aufgeführt, die letzte Aufführung vor dem Anschluss Österreichs war die Uraufführung von „Himmelwärts“ 1937.

Im März 1938 verließ Horváth Wien, hielt sich in Budapest, Amsterdam und Paris auf, und hatte bereits eine Bürgschaft für eine Weiterreise in die USA. Dazu kam es nicht mehr, Horváth wurde am 1. Juni 1938 auf der Champs-Elysées von einem herabstürzenden Ast erschlagen.

Ödön von Horváth wurde am 7. Juni in St. Ouen in Paris begraben, 1988 wurden seine sterblichen Überreste nach Wien transportiert und in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof in Wien beigesetzt.

Sonderbriefmarke Ö.v.Horváth)
Sonderbriefmarke
50. Todestag Ödön v. Horváth
© Österreichische Post

Seine Stücke stehen in der Tradition des Wiener Volksstücks und der österreichischen sprachskeptischen Literatur. Vor allem durch die Demaskierung kleinbürgerlicher Sprache ("Bildungsjargon") und Verhaltensweisen übte er radikale Sozialkritik, wobei besonders die Frauen als Opfer erscheinen.
In seinem Spätwerk, den Romanen "Jugend ohne Gott" (1937) und "Ein Kind unserer Zeit" (1938) befasste er sich mit dem Aufstieg des Faschismus.

Im Juni 1988 erschien zum 50. Todestag von Ödön von Horváth eine Sonderpostmarke.

Im Schlossmuseum Murnau ist eine eigene Abteilung dem Thema "Ödön von Horváth und Murnau" gewidmet.

Werke (Auswahl)#

Romane

  • Sportmärchen (ab 1924 in der Zeitschrift "Simplicissimus")
  • Der ewige Spießer, 1930

Dramen

  • Revolte auf Côte 3018, 1927 (Neufassung: Die Bergbahn, 1928)
  • Sladek, der schwarze Reichswehrmann, 1930
  • Italienische Nacht, 1931
  • Geschichten aus dem Wiener Wald, 1931
  • Kasimir und Karoline, 1932
  • Glaube, Liebe, Hoffnung (Ein Totentanz), 1932
  • Die Unbekannte aus der Seine, 1933
  • Hin und Her, 1933
  • Figaro läßt sich scheiden, 1934
  • Don Juan kommt aus dem Krieg, 1937
  • Pompeji, 1937
  • Der jüngste Tag, 1938

Ausgaben

  • Ödön von Horváth. Gesammelte Werke. Hrsg.: Dieter Hildebrandt, Walter Huder, Traugott Krischke. Band 1-4. Frankfurt/M, Suhrkamp, 1970-71, verändert zu: Gesammelte Werke in acht Bänden. Hrsg.: Traugott Krischke, Dieter Hildebrandt. Band 1-8. Frankfurt/M, Suhrkamp, 1978 (Edition Suhrkamp)
  • Ödön von Horváth. Gesammelte Werke. Kommentierte Werkausgabe in Einzelbänden. Hrsg.: Traugott Krischke, Susanna Foral-Krischke. Band 1-15. Frankfurt/M, Suhrkamp, 1983 ff.

Weiterführendes#

Literatur#

  • T. Krischke (Hg.), Über Ö. von Horváth, 1981
  • T. Krischke, Horváth. Eine Biographie, 1988
  • K. Bartsch, Ö. von Horváth, 2000
  • Neue Deutsche Biographie

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl