Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 11.02.2020, aktuelle Version,

Gerhard Göllnitz

Gerhard Carl Otto Friedrich Herbert Göllnitz (* 28. April 1920 in Güstrow; † 3. Januar 2003 in Rostock) war ein deutscher Psychiater und Neurologe, der hauptsächlich forschend in der Kinderpsychiatrie tätig war. Er hatte den ersten Lehrstuhl für Kinderneuropsychiatrie in der DDR inne.[1]

Leben

Gerhard Göllnitz bestand das Abitur 1938 an der John-Brinckman-Schule Güstrow und studierte von 1938 bis 1945 Humanmedizin an der Universität Rostock.[2][3][4] Zeitweilig kam es zu Unterbrechungen des Studiums für den Reichsarbeitsdienst und zur Einziehung zur Wehrmacht (1941–42). Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Göllnitz, frisch promoviert, als Hilfsarzt im Reserve-Lazarett Rostock zu arbeiten. Er war von 1945 bis 1953 Pflichtassistent und wissenschaftlicher Assistent, wurde 1952 habilitiert, arbeitete im Verlauf als Oberarzt an der Universitätsnervenklinik Rostock. Die Facharztprüfung für den Facharzt für Neurologie und Psychiatrie bestand er 1951. Von 1953 bis 1985 war er als Professor für Psychiatrie und Neurologie an der Universität Rostock. Er leitete ab 1958 die neugegründete Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und hatte die kommissarische Leitung des Lehrstuhls für Psychiatrie inne. Ab 1959 war Direktor der Universitäts-Nervenklinik in Nachfolge von Franz Günther von Stockert. Die Anerkennung als Subspezialist für Kinderneuropsychiatrie erfolgte 1972. Im Jahr 1985 wurde Göllnitz emeritiert.

Göllnitz war international hoch angesehen für seine Beiträge zum Forschungsgebiet der frühkindlichen Hirnschädigung. Auf ihn geht das Konzept des sogenannten „Achsensyndroms“ zurück, das in seiner Symptomatik dem international bekannteren Konzept des psychoorganische Syndroms (POS) weitgehend ähnelt. Dabei beschrieb er auch Verhaltensauffälligkeiten, die sich durch die Gabe von Amphetamin bessern ließen und verwendete dafür den Begriff der „Dextro-Amphetamin-Antwortstörung“. Die aktuelle Forschung zum Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) ist die moderne Fortsetzung dieses Forschungsgebietes.[5]

Funktionen

  • 1958–90 Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie der DDR
  • 1962–85 Vorsitzender der Sektion Kinderneuropsychiatrie der Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie der DDR
  • 1965–90 Mitglied der Arbeitsgemeinschaft "Neurologische Rehabilitation" der Weltföderation für Neurologie
  • 1968–90 Mitglied der Redaktionskommission der Zeitschrift "Acta Paedopsychiatrica", Basel
  • 1969–89 Leiter des Forschungsprojektes "Defektives Kind"
  • 1971–79 Vizepräsident der "Union Europäischer Pädopsychiater" (Stockholm-Wien-Madrid)
  • 1972–90 Mitglied der Redaktionskommission der Zeitschrift "Psychiatrie, Neurologie, medizinische Psychologie", Leipzig

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Die Bedeutung der frühkindlichen Hirnschädigung für die Kinderpsychiatrie. Leipzig 1954. (Erweiterte Habilitationsschrift)
  • Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters. 5. Auflage. Jena/ Stuttgart 1992.
  • Kinderneuropsychiatrie. In: K. Seidel, H. A. F. Schulze, G. Göllnitz und H. Szewczyk (Hrsg.): Neurologie und Psychiatrie einschließlich Kinderneuropsychiatrie und Gerichtliche Psychiatrie. 4. Auflage. Berlin 1989 .
  • [Mit G. Schulz-Wulf:] Rhythmisch-psychomotorische Musiktherapie. 2. Auflage. Jena 1976.

Ehrungen

  • 1969 Hufeland-Medaille
  • 1974 Goldene Ehrennadel der URANIA
  • 1974 Universitätspreis für Forschung
  • 1976 Ehrenplakette der internationalen Gesellschaft für Sozialpsychiatrie (Opatija)
  • 1976 Ehrenplakette der Gesellschaft für Klinische Medizin
  • 1979 Nationalpreis 3. Klasse für Wissenschaft und Technik im Kollektiv
  • 1978 Ehrenmitglied der Purkyne-Gesellschaft der CSSR
  • 1981 Ehrenmitglied der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Kinder
  • 1983 Ehrenmitglied der Ungarischen Gesellschaft für Psychiatrie
  • 1983 Karl-Bonhoeffer-Medaille der Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie der DDR
  • 1984 Ehrennadel der Universität Rostock
  • 1990 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
  • 1995 Ehrenmitglied der deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie

Quellen

  • Herrn Prof. em. Dr. med. habil Gerhard Göllnitz zum 75. Geburtstag. In: Ärzteblatt Mecklenburg-Vorpommern. 5, Heft 5, 1995, S. 254–255.
  • Gerhard Göllnitz (1920–2003). In: Rolf Castell u. a.: Geschichte der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Deutschland in den Jahren 1937 bis 1961. Göttingen 2003, S. 494–496.
  • Personalakte Gerhard Göllnitz, Univ.-Archiv Rostock.

Einzelnachweise

  1. Kinderneuropsychiatrie in der DDR
  2. Immatrikulation (1) von Gerhard Göllnitz im Rostocker Matrikelportal
  3. Immatrikulation (2) von Gerhard Göllnitz im Rostocker Matrikelportal
  4. Immatrikulation (3) von Gerhard Göllnitz im Rostocker Matrikelportal
  5. Aribert Rothenberger, Klaus-Jürgen Neumärker: Wissenschaftsgeschichte der ADHS – Kramer-Pollnow im Spiegel der Zeit. Steinkopff, Darmstadt 2005.